Die Rache der Zarentochter. Tatana Fedorovna

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Rache der Zarentochter - Tatana Fedorovna страница 8

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Rache der Zarentochter - Tatana Fedorovna

Скачать книгу

war, erschien ihm das Risiko dafür zu hoch. Eine kleine Verletzung konnte unseren Bruder töten. Im ganzen Land herrschte Hunger, da die Felder durch den Krieg nicht ausreichend bebaut worden waren. Die Männer waren ja Soldaten. In den Städten und Fabriken gab es immer wieder Streiks. Die Kommunisten unterwanderten die Arbeiterschaft mit ihren verrückten Ideen. Dazu gab es noch Gerüchte von einem geplanten Umsturz. Aus allen diesen Gründen war ich letztlich froh, hier zu sein. Als Älteste von allen Geschwistern verstand ich die Zusammenhänge und die drohende Gefahr am besten.

      Rasputin schien in fast allem recht zu behalten. Mütterchen Russland versank endgültig im Chaos und das Zarentum war bedroht. Das wollte ich aber an dem heutigen Tag gern vergessen. Ich war doch auch noch irgendwie ein junges Mädchen. Nur für einen Augenblick sollten die Sorgen verblassen. Jugend ist doch dazu da, um sie zu genießen.

      Heute war der 14.03.1917 nach gregorianischem Kalender, wie wir ihn in Russland verwendeten. Der Rest Europas benutzt die julianische Zeitrechnung. Hiernach war der erste März. Mama war mit Anastasia zu einem Generalsbegräbnis gefahren. Davon gab es leider jetzt viele. Aljoscha bastelte gerade mit seinem Englischlehrer, Charles Sydney Gibbes, Modellhäuser. Am Vormittag hatte ich mit meinem Bruder vorsichtig Ball gespielt. Er war also abgelenkt.

      Wir Mädchen waren somit unbeobachtet und konnten endlich einmal das machen, was wir wollten. Und was war das?

      Natürlich ein Tanztee! Solche Vergnügungen waren in Kriegszeiten aus Respekt vor den Soldaten und den Toten verboten. Doch welches junge russische Mädchen will nicht tanzen?

      „Was ist, wenn Mama herausbekommt, was wir machen?“, fragte ich Tatjana besorgt, die die eigentliche Organisatorin des Exzesses war.

      Diese lachte und warf ihr offenes Haar kess von links nach rechts.

      „Dann ist es ohnehin zu spät. Olga, willst du denn niemals einen Jungen küssen?“, stellte sie in den Raum.

      „Was weißt du schon“, erwiderte ich lachend. „Ich habe schon viele geküsst.“

      „Doch nur Papa und deinen Bruder! Das war es dann auch schon“, spottete Maria. Sie war die Jüngste von uns. Meine Wangen glühten plötzlich etwas, da es leider stimmte.

      Es klopfte an der Tür. Wir kicherten. Da waren sie, unsere stolzen Kadetten, die wir zu uns gerufen hatten. Sie wussten natürlich nicht, was sie hier erwartete. Alle unsere Kammerdienerinnen und Bediensteten hatten den strengen Befehl erhalten, keinesfalls zu stören. Sicher waren sie froh, auch ein wenig Freizeit zu erhalten. Die Mäuse tanzten eben auf dem Tisch, wenn die Katze aus dem Haus war.

      „Herein doch!“, befahl ich mit tiefer, verstellter Stimme. Maria und Tatjana lachten glucksend.

      Etwas verdutzt traten die jungen Offiziersanwärter ein. Sie erröteten und wussten nicht so recht, wie sie sich verhalten sollten und traten unsicher steif ein. Die Burschen waren erst vor zwei Tagen aus Petrograd hierher versetzt worden und gehörten zum Wolhynischen Garderegiment. Die schwierige Situation dort gefährdete ihre Ausbildung, welche sie kürzlich begonnen hatten.

      Der Mutigste von ihnen nahm militärische Haltung an und salutierte, als wären wir seine Befehlshaber. Die anderen kopierten seinen Gruß etwas verzögert.

      Wir kicherten erneut. Das führte bei den jungen Männern zu noch mehr Röte in ihren Gesichtern.

      „Man hat uns befohlen, hier zu erscheinen“, stotterte der selbst ernannte Anführer erklärend.

      Da ich die Älteste war und auch militärisch ja gewisse Erfahrungen besaß, übernahm ich die Rede.

      „Jawohl, meine Herren Offiziersanwärter! Ein ganz besonderer Auftrag, streng geheim!“, tat ich wichtig.

      Maria prustete heraus und konnte ihr kindisches Lachen nicht zurückhalten. „Mein Gott!“, keuchte sie schier atemlos.

      „Ein bisschen Haltung!“, ermahnte ich die Schwester scheinbar streng. „Was sollen die Herren Offiziersanwärter sonst von dir denken?“

      Die uniformierten Burschen glotzten mich an und verstanden rein gar nichts. Sie sahen durchaus gut aus. Der Jüngste war etwa siebzehn, der Älteste um die zwanzig Jahre alt.

      „Nun ja, darf ich vorstellen? Das sind meine Schwestern die Prinzessinnen Tatjana und Maria.“

      Beide machten dazu jeweils einen höfischen Knicks. Es war ein Theaterstück und machte wirklich Vergnügen. Die jungen Männer knallten gehorsam die Hacken zusammen.

      „Und ich bin Olga, im Moment hier die Herrin des Hauses Romanow, da die Zarin auswärtig beschäftigt ist“, tat ich wichtig mit tiefer Stimme. Das sollte mich älter und bedeutsamer erscheinen lassen.

      „Sehr wohl!“, fand der Mutigste unter ihnen seine Stimme wieder. Das war zwar unpassend, aber lustig.

      Tatjana ging nun zu einer der in den Kühlern bereit gestellten Flaschen Sekt und goss daraus sechs Gläser voll.

      Nervös sah sich der Anführer um.

      „Soll ich Ihnen helfen, verehrte …“ Der flotte Bursche stotterte etwas, da er nicht wusste, auf welche Weise ein Offiziersanwärter meine Schwester anreden sollte.

      „Nennen Sie mich einfach Tatjana! Wir sind ganz unter uns.“

      Sie trat an den Burschen heran und reichte ihm ein Glas. Ungläubig sah dieser auf das prickelnde Getränk. „Nur zu!“, ermunterte sie die anderen und wies auf die Gläser. „Oder soll ich euch alle bedienen.“

      Maria und ich prusteten wegen der Doppeldeutigkeit des Satzes. Tatjana wurde feuerrot und ihr Mund öffnete sich, da er kurzzeitig ihrer Kontrolle entglitt.

      Doch die jungen Männer bekamen das vor Aufregung nicht mir. Die beiden jüngeren Offiziere trauten sich nicht ihren sicheren Stehplatz zu verlassen.

      Maria brachte ihnen darum ihre Gläser.

      „Nicht so hölzern, meine Herren! Wir wollten heute einmal alle Neuankömmlinge begrüßen!“, stellte ich fest. „Zudem kommt ihr aus Petrograd. Da viel gemunkelt wird, wollten wir aus erster Hand erfahren, wie es da im Moment so ist.“

      Die verdutzten Kerle machten große Fischaugen und waren vor Schock ganz stumm. Man musste ihnen die Angst nehmen. Verdammt, waren die verkrampft.

      „Auf Russland!“, rief ich patriotisch, trank das Glas aus und warf es in bäuerlicher Sitte in weitem Bogen über meinen Rücken. Es zerbrach klirrend auf dem Boden. Das sollte Glück bringen.

      „Na los“, befahl ich, „jetzt ihr!“

      Etwas verlegen grinsend tranken sie endlich. Jedoch trauten sie sich nicht, die wertvollen Gläser zu zerschmettern.

      Tatjana holte eine neue Flasche als Nachschub für alle und drückte diese dem Schönsten von ihnen in die Hand. Er war wohl der Mittlere vom Alter und tat etwas unbeholfen seinen Hilfsdienst.

      „Zieht doch erst einmal eure Mäntel aus!“, regte ich an, da die Drei trotz der Kälte hier zu schwitzen begannen. Man sah es deutlich. Seit Tagen funktionierte im Palast weder Heizung noch Wasser. Die Wasserwerke streikten und scheinbar auch die Heizer.

      Die Kadetten folgten der Aufforderung. Ich sah, wie sie sich fragende Blicke zuwarfen und auch ein erstes

Скачать книгу