Dagebliebene. Reiner Kotulla

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Dagebliebene - Reiner Kotulla

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      So war das in der DDR. Alles begann am 1. September, die Schule, die Lehre, das Studium. So konnte man später nicht vergessen, wann etwas angefangen hatte.

      Dieses Jahr jedoch würde ich niemals vergessen. Mein Leben sollte in völlig neue Bahnen geraten, und das begann schon an diesem Abend.

      Ich wollte keinen Tag mehr versäumen, und so fuhr ich, nachdem ich zu Hause Bescheid gegeben hatte, mit dem Rad hinaus in die Anlage, die zum Pionierpark werden sollte.

      Skeptisch sah meine Mutter schon drein, als ich andeutete, dort nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen zu wollen. Mein Vater beruhigte sie, meinte, dass dort schon für die Sicherheit der Arbeiter gesorgt werden würde.

      „Dann packe ich dir schon mal alles ein, was du für eine Woche brauchst.“ Damit legte meine Mutter vorsorglich den Termin für meine erste Heimkehr fest.

      Ich fand Jonas in der Sandgrube. „Immer noch bei der Süfisisarbeit?“ fragte ich.

      Er lachte: „Sisyphus hieß der alte Grieche, und du Peter scheinst dich entschieden zu haben.“ Er hatte also meinen Namen nicht vergessen. Ich berichtete von dem Gespräch mit dem Ausbildungsleiter und mit meinen Eltern, dass ich das Berichtsheft führen und am Wochenende nach Hause kommen sollte.

      „Sag, wenn du Hilfe brauchst. Und jetzt zeige ich dir erst einmal alles, dann weißt du morgen früh, wo du hingehörst.“

      Er lief zu den anderen, redete kurz mit ihnen und kam zu mir zurück.

      „Gehen wir zuerst zu der Hütte, wo du wohnen wirst.“

      Vier Doppelstockbetten, ein Tisch und acht Stühle in der Mitte, neben jedem Doppelstockbett ein Schrank. Fünf Häuser standen im Viereck unter Kiefern und Birken. Zwischen ihnen, in der Mitte fünf grob zusammengezimmerte Tische mit eben solchen Bänken davor. Zwei Sanitärhütten, Toiletten, Duschkabinen und Wasserhähne über Wasserrinnen.

      „Vier Hütten sind im Moment belegt, zwei für Jungen und zwei für Mädchen. Und die dort an der Stirnseite, ist die Versammlungshütte fürs Politische und Gemütliche. Wirst du alles noch kennen lernen.“

      Ich war mitgelaufen, wortkarg bisher, musste alles erst einmal verarbeiten. Eine Nacht noch zu Hause und dann

      würde ich drei Monate hier mitten im Wald leben und arbeiten.

      Am Dienstag Morgen bezog ich im Haus Nummer drei mein Bett und räumte meine Sachen in den Schrank. Ich zog mir meine Arbeitsklamotten an, lief zur Baustelle, wo ich Jonas traf, den einzigen, den ich bisher hier kennen gelernt hatte. Der stellte mich jetzt den Kolleginnen und Kollegen vor, zum Schluss einem Mädchen namens Britta, die, so sagte er, ab heute für mich zuständig sei. Blond, mit blauen Augen. Ein Allerweltsgesicht, war mein erster Eindruck. Ihr Haar trug sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, und der Arbeitsanzug war ihr offensichtlich ein paar Nummern zu groß.

      Mit Mädchen zusammenzuarbeiten, war für mich nichts Neues. In der Lehrwerkstatt standen einige an den Schraubstöcken, Drehbänken und Fräsmaschinen.

      Britta sah mir kurz in die Augen und dann an mir herunter. „Du trägst ihn heute nicht zum ersten Mal, ich meine den Arbeitsanzug“, sagte sie, die optische Einschätzung abschließend. Ich sah das als Aufforderung an, von mir zu erzählen. „Stimmt, im September komme ich ins zweite Lehrjahr, will Schlosser werden.“

      „Wo?“

      „Im KWO.“

      „Du meinst im VEB Kabelwerk Oberspree?“

      „Genau.“

      „Dann sind wir ja Kollegen, ich erlerne im Nachbarbetrieb, VEB Transformatorenwerk Karl Liebknecht, den Beruf einer technischen Zeichnerin.“

      „Du meinst im TRO.“

      Britta lachte, war aber nicht beleidigt. Seltsam, dachte ich, waren wir doch im vergangenen Jahr zusammen mit den Lehrlingen dieses Werkes zum Ernteeinsatz in Mecklenburg gewesen. Da hatte ich sie nicht bemerkt.

      „Na los, gehen wir mal“, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.

      „Warst du schon einmal bei der Freilichtbühne?“

      Ich verneinte, und so lief sie mir voraus, entlang der Schienen. Bald erreichten wir die Baustelle „Freilichtbühne“. Britta wies auf den riesigen Schutthaufen und fügte erklärend hinzu, dass es sich da um Mauerschutt handele, ein Erbe des Krieges. Zusammen mit dem Sand aus dem zukünftigen Badesee entstände daraus der Unterbau der Freilichtbühne. Das war sie also, die angebliche Sisyphusarbeit, dachte ich für mich.

      „Kennst du schon den Plan für heute Abend“, fragte sie mich wie nebenbei, als wir wieder auf dem Weg zu unserer Baustelle waren.

      „Nein.“

      „Um 18:00 Uhr gibt es Abendessen und um 20:00 Uhr treffen wir uns im Schulungsraum. Der Marxismus-Leninismus, die Weltanschauung, nach der wir leben, ist das Thema.“

      Toll, dachte ich, glaubte ich doch für ein paar Wochen der Schule entkommen zu sein. Dann standen wir beide rechts und links der Lore und schippten Sand.

      Bald dachte ich an eine Pause, doch Britta auf der anderen Seite schaufelte, als ginge es um ihr Leben. Kein richtiges Mädchen, dachte ich, schon gar nicht in diesem Aufzug. Die Mädchen in der Lehrwerkstatt trugen zwar auch Arbeitsanzüge, aber die ihren schienen gar am Körper zu kleben, so sehr hatten die Kolleginnen daran gearbeitet. Anders der von Britta. Dann endlich, ich hatte sie nicht weiter beachtet, rief sie zur Pause. Als hätte sie nichts getan, rannte sie mir voraus zu den Hütten. Dort standen auf einer Bank drei Warmhaltebehälter.

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