Dagebliebene. Reiner Kotulla

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Dagebliebene - Reiner Kotulla

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mich an der Hand, auf dem Weg in die Prinz-Adalbert-Straße von Berlin-Karlshorst.

      Daran erinnere ich mich heute. Aus einem Fenster des vierstöckigen Hauses schlugen Flammen, ein unauslöschbares Bild.

      „Das war dein Kinderzimmer“, sagte meine Mutter. Eine der berüchtigten Phosphorbrandbomben, in der Form einem Bleistift ähnlich, war vom Dach bis in den Keller geschlagen und hatte unterwegs alles verbrannt.

      Über das danach berichtete meine Mutter später: „Deine Tante Edith und ich, wir hielten im Krieg und danach vor allen Dingen in der Sorge um dich, zusammen. Während ich meinem Dienst bei der Stadtverwaltung nachkam, kümmerte sich Edith vorwiegend um dich. Du bist für sie immer wie ein Sohn gewesen, was mich oft eifersüchtig machte, doch mein Glaube an den Endsieg ließ mich bis zuletzt meiner Dienstpflicht nachkommen. Oftmals lief ich auf dem Weg zu meiner Dienststelle oder nach Hause durch brennende Straßen, rettete mich ständig in Sekundenbruchteilen vor herabstürzenden Häuserwänden. Und dann, Ende April 45, wurde auch das Dienstgebäude ein Opfer der Brandbomben und ich war meiner Verantwortung entbunden.

      Edith und ich begaben uns mit dir auf die Suche nach einer Unterkunft. Abwechselnd schoben wir den Kinderwagen, den du zum Glück kaum noch brauchtest, vor uns her. In ihm hatten wir unsere ganze Habe, zum Beispiel die uns damals noch wichtig erscheinenden Papiere und Dokumente untergebracht.

      Gähnende Ruinen rechts und links der Frankfurter Allee, das Feuer erloschen, der Gestank nach Verbranntem erhalten geblieben.

      Manchmal wirkten die Restfassaden wie eine Theaterkulisse: ein Schlafzimmer, das Ehebett und darüber an der Wand das Bild mit den pausbackigen Engelchen, eine Küche, von der die Ecke mit dem Kochherd stehen geblieben war oder ein Wohnzimmerrest mit Sofagarnitur und darüber das Bild des Führers.

      Bald erkannten wir die Nutzlosigkeit dieser Wohnungssuche, wollten dir weitere solcher Bilder ersparen und traten den Rückweg nach Karlshorst an.“

      Das zweite, mir in Erinnerung gebliebene Bild: eine Leiche im abgesoffenen U-Bahn-Schacht.

      Erst viel später erfuhr ich die Ursache: Auf dem Grund eines Spreekanals hatten sie die Ladung explodieren lassen, die ein Loch in die U-Bahn-Schachtdecke riss, durch das Millionen Kubikmeter Wasser in die Tunnel stürzten und die dort vor den Fliegerbomben Schutzsuchenden tötete.

      Nein, das waren keine bolschewistischen Untermenschen gewesen, es waren die Ehre-Treue-Herrenmenschen, die in fanatischer Mordlust dem letzten Befehl ihres Führers „nach mir die Sintflut“ gefolgt waren, die Eigenen also.

      Weiter berichtete meine Mutter: „Damals auf der Frankfurter Allee hätte sich keine von uns beiden vorstellen können, dass Edith dereinst in dieser Straße, die dann den Namen Stalins trug, eine schöne Wohnung beziehen sollte.

      Jetzt erst einmal blieb uns nur noch die Gartenlaube als Zufluchtsort. Am Abend auf dem Weg dorthin, das Siegesfeuerwerk der Roten Armee am Himmel, haben wir beide bitterlich um Deutschland geweint, ob der Bolschewisten Sieg.“

       Zur Sache

      Der zweite Weltkrieg stellt ein Warnungszeichen an die gesamte Menschheit dar, den Weg des hemmungslosen Machtkampfs und der schrankenlosen Zerstörung zu beenden. Auf drei Kontinenten wurde von 1939 bis 1945 mit bis dahin nicht erlebter Rücksichtslosigkeit gegenüber jedem menschlichen Leben vom deutschen Faschismus und seinen Verbündeten ein Eroberungskrieg geführt, dessen Ziel die Ausrottung und Unterwerfung anderer Nationen und rassistisch ausgegrenzter Menschengruppen war.

      Über 50 Millionen Menschen verloren ihr Leben – zum Ende zeigten die Atombombenexplosionen in Hiroshima und Nagasaki, dass nun die Mittel zur völligen Vernichtung der Menschheit den westlichen Militärmächten zur Verfügung standen. Wer aus seiner Geschichte nicht lernt, ist verurteilt, solche Verbrechen und die selbst verschuldeten, ungeheuren Katastrophen erneut zu erleben.

      Es gilt, die denkwürdige Klarstellung des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der am 8. Mai 1985 sagte: „Der Blick ging zurück in einen dunklen Abgrund der Vergangenheit und nach vorn in eine ungewisse dunkle Zukunft. Und dennoch wurde von Tag zu Tag klarer, was es heute für uns alle gemeinsam zu sagen gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“

      Und Weizsäcker weiter: „Es ist ein historisches Faktum: Ohne die Übertragung der Macht an die Hitler-Clique 1933 durch die damals in Deutschland herrschenden Kreise hätte es kein 1939 gegeben. Ohne diesen Pakt von Kapital und Konzernen, von Antikommunisten und Antisemiten hätte es weder Krieg noch Völkermord und Holocaust gegeben. Und darum hätten 1945 nicht die Völker über Deutschland zu Gericht sitzen müssen. Sie taten es - zwangsläufig. Wenn wir also über Ursache und Folgen reden, müssen wir sehr früh beginnen.

      Nachdem die Sowjetarmee und polnische Truppen im März 1945 die Oder-Neiße-Linie erreicht und die anglo-amerikanischen Streitkräfte den Rhein überschritten hatten, begann die letzte Phase des zweiten Weltkrieges in Europa. Das faschistische Oberkommando konzentrierte seine stärksten Divisionen im Raum von Berlin (1 Mill. Mann). Am 16.4.1945 traten die sowjetischen Armeen an Oder und Neiße zur Berliner Operation an. Sie stellten am 25.4.1945 die Verbindung mit den amerikanischen Truppen bei Torgau an der Elbe her, kesselten Berlin ein und zwangen es am 8.Mai 1945 zur Kapitulation. Am 30. 4. 1945 hatte sich Hitler im Bunker der Reichskanzlei durch Selbstmord seiner Verantwortung entzogen. In vielen Orten Deutschlands verhinderten Antifaschisten und andere mutige Patrioten, dass faschistische Offiziere und SS-Einheiten den Widerstand fortsetzten bzw. sinnlose Zerstörungen anrichteten. Die Häftlinge der Konzentrationslager Buchenwald und Mauthausen zum wesentlichen Teil sich selbst befreiten.

      Am 8. Mai 1945 kapitulierte Hitlerdeutschland in Berlin-Karlshorst vor den Mächten der Antihitlerkoalition. Die von deutscher Seite durch Generalfeldmarschall Keitel und Vertreter der Luftwaffe und der Marine unterzeichnete Kapitulationsurkunde bestimmte die Feuereinstellung aller faschistischen Streitkräfte ab 8. Mai 1945, 23.01 Uhr, und die bedingungslose Übergabe.

      

      Der T-34 (von russisch танк für Panzer) war ein mittlerer Panzer aus sowjetischer Produktion. Er wurde von 1940 bis 1958 gebaut und von der Roten Armee hauptsächlich im Großen Vaterländischen Krieg eingesetzt. Er gilt als bekanntester sowjetischer Panzer des Krieges. Seine einfache Bauweise ermöglichte eine hohe Massenproduktion unter zum Teil schwierigsten Bedingungen, auch außerhalb von Fabrikgebäuden in Sibirien. Er war mit über 50.000 Exemplaren der meistgebaute Panzer des Zweiten Weltkrieges und mit insgesamt über 80.000 einer der meistgebauten Panzer überhaupt. Der T-34 war zur Zeit des deutschen Überfalls 1941 allen deutschen Panzern klar überlegen. Durch seine enorme Überzahl trug er maßgeblich zum Sieg der Roten Armee bei.

       Sowjetische Ehrenmale in Berlin

      Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden im Stadtgebiet von Berlin vier sowjetische

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