Die Zwanzigste Stunde. Thomas Riedel

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Die Zwanzigste Stunde - Thomas Riedel

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er würde sich endlich entschließen, in wen.«

      »Vergiss ihn«, mahnte Turnblower und legte ihr seinen Arm um die Schultern. »Ich habe noch gar keine Gelegenheit gehabt, dir zu sagen, wie stolz ich auf dich bin, Kleines. Du hast deine Sache glänzend gemacht. ›Lucky Longtail‹ steht nun ganz groß da.«

      »Danke, Broderik. Ich … ich bin fast ein wenig betrübt, dass Pembroke ihn gekauft hat. ›Lucky Longtail‹ ist ein so feines Pferd.«

      »Nun, … du bist jetzt halt eine Geschäftsfrau, Kleines«, lächelte Turnblower. »Da darfst du nicht sentimental sein. Zweitausend Pfund können eine Menge Wölfe fernhalten.«

      Darlene nickte.

      »Da wir gerade von Wölfen sprechen«, fuhr er fort, »dein Vater und Tante Mabel haben oben etwas zu essen für uns. Rachel ist auch gekommen. Ich versprach ihr, sie nachher heimzubringen … Komm, wir gehen hinten hinauf.«

       *

      Der Salon der Newdales war mit Möbeln eingerichtet, die verrieten, dass die Familie schon bessere Tage gesehen hatte. Es waren Stücke darunter, von denen man sich nur im äußersten Notfall zu trennen pflegte.

      Douglas Newdale saß in einem großen Sessel neben dem Ofen. Er war um die sechzig Jahre alt und hatte graue Haare. Er trug einen Tweedanzug, der an einen Gutsbesitzer denken ließ und der so gar nicht in eine Londoner Stadtwohnung passte. Er erhob sich, als Darlene und Turnblower eintraten. »Meinen Glückwunsch, Liebling!«

      Darlene starrte ihn an. »Du hast doch nicht etwa zugesehen, Dad?«

      »Natürlich habe ich zugesehen. Du warst großartig.«

      »In diesem Anzug?!«, klagte sie.

      Douglas Newdale blickte zärtlich an seinem abgetragenen Tweedanzug hinunter. »N …nein. Ich habe mich inzwischen umgezogen.«

      »Du bist wirklich garstig, Dad. Niemals habe ich Gelegenheit, dich im Abendanzug zu sehen. Und dabei siehst du dann so gut aus!«

      »Nun, auf jeden Fall habe ich zugesehen. Miss Evermer stellte Mabel und mir liebenswürdigerweise ihre Loge zur Verfügung. Augenblicklich sind die beiden in der Küche.« Er wandte sich an Turnblower. »Einen Whisky, Broderik?«

      »Danke schön. Ich bediene mich schon selbst.« Turnblower ging zu einem Schrank und füllte sich ein Glas. »Jetzt wird es wohl aufwärts gehen mit der Reitschule. Darlenes Sieg wird viel dazu beitragen.«

      »Ich war sehr stolz auf dich, mein Liebling«, sagte Douglas Newdale. »Ich hoffte so, Margaret würde auch dasein. Aber wahrscheinlich ist sie durch Freunde abgehalten worden.«

      »Natürlich«, erwiderte Darlene hastig. »Ich will mal schauen, ob ich in der Küche etwas helfen kann.«

       *

      Miss Mabel Cartwell, Darlenes Tante, stand am Herd. Über einem schwarzen Kleid trug sie eine Küchenschürze. Ihre feinen Züge verrieten, dass sie einmal ein sehr hübsches junges Mädchen gewesen sein musste, wenngleich sie noch immer von ansprechender Schönheit war. Obwohl sie sämtliche Haus- und Küchenarbeiten bei den Newdales verrichtete, gelang es ihr, stets den Eindruck hervorzurufen, als ob ›das Mädchen gerade Ausgang‹ hätte.

      »Ich fragte mich schon, ob du überhaupt noch heimfinden würdest«, bemerkte sie. »Wir wollten gerade ohne dich beginnen.«

      »Kein Wort davon ist wahr«, lachte Rachel Evermer, die gerade damit beschäftigt war, belegte Sandwiches auf einer Platte anzurichten. »Nach deiner heutigen Leistung hätten wir auch bis zum Tag des Jüngsten Gerichts auf dich gewartet, mein Engel. Ach, Darlene, ich weiß gar nicht, was ich dafür gäbe, wenn ich auch so reiten könnte wie du!«

      Rachel Evermer hatte blauschwarze Haare und eine milchweiße Haut. Ihr weicher Mund zeigte ein tiefes Rot. Man sagte oft von ihr, sie sei eine der bestangezogensten Frauen Londons, was nicht weiter verwunderlich war, da sie in der ›Westbury Avenue‹ ein Schneideratelier betrieb, in dem sowohl die erste Gesellschaft als auch die Stars des Theaters ein und aus gingen.

      »Dann nimm doch Stunden bei uns«, erwiderte Darlene lächelnd. »Wir können jeden Penny gut gebrauchen, meine Liebe.«

      »Gern, wenn ich denn nur Zeit dazu hätte!«

      »Eigentlich hätte Margaret so viel Anstand haben sollen, heute Abend zur Loge zu kommen, wo ihr Vater saß«, bemerkte Mabel Cartwell vorwurfsvoll. »Seit drei Tagen haben wir nichts von ihr gesehen oder gehört. Ich fragte Rachel, was die gute Margaret eigentlich die ganze Zeit treibt, aber sie scheint es auch nicht zu wissen.«

      Rachel und Darlene tauschten einen raschen Blick aus.

      »Ich bin immer schon im Bett, wenn sie heimkommt«, erklärte Rachel. »Und am Morgen bin ich längst im Geschäft, wenn sie aufsteht.«

      »Meiner Meinung nach sollte sie dir nicht zur Last fallen, wo sie ein eigenes Heim hat«, bemerkte Mabel ärgerlich.

      »Aber ich habe sie doch so gern«, entgegnete Rachel, die sich beeilte, mit den belegten Sandwiches fertig zu werden.

      Mabel stellte eine dampfende Schüssel auf ein Tablett. »Bring' du die Sandwiches hinein, Rachel«, sagte sie. »Und du, Darlene, kannst den Kaffee nehmen.«

      Kaum hatte die alte Lady die Küche verlassen, wandte sich Darlene an Rachel: »Nichts Neues?«

      »Tut mir leid, Liebes: kein Wort.«

      »Es ist goldig von dir, dass du Dad und Tante Mabel gegenüber angibst, Margaret sei bei dir«, sagte Darlene. »Aber wenn sie bis morgen nicht auftaucht, muss man ihnen doch die Wahrheit mitteilen … Es wird Ernst, Rachel.«

      »Ich würde mir an deiner Stelle nicht so viele Sorgen machen«, meinte Rachel. »Sie bummelt mit irgendjemand herum und hat nur vergessen, dir Bescheid zu sagen.«

      In der Halle schrillte das hochmoderne Wandtelefon.

      Darlene lief direkt hin und nahm die Hörmuschel von der Gabel. »Hallo?«

      »Darlene!«

      »Robert! Nun sag' mir aber bloß …«

      »Darlene, hör' mich an! Ich kann dir jetzt nicht erklären, warum ich mit der Kutsche durchgebrannt bin, denn du musst den Schein wahren. Nur so viel sollst du wissen: Es geschah um Margarets willen.«

      »Du weißt, wo sie …«

      »Ja, Darlene.« Roberts Stimme klang sehr ernst. »Ich weiß, wo sie ist. Du musst sogleich an einen bestimmten Ort kommen: ›Rathcoole Avenue‹ 26, Flanders. Kannst du dir Namen und Adresse merken?«

      »Ja, Robert. Aber meine Familie … Es sind ein paar Leute hier. Ich …«

      »Du musst kommen, Darlene! Es ist … es ist nicht sehr erfreulich. Ein Unglücksfall!«

      »Oh, Robert!«

      »Du musst kommen, Darlene!«

      »Ja,

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