Tamora - Im Sumpf des Lasters. Thomas Riedel

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Tamora - Im Sumpf des Lasters - Thomas Riedel

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Ich finde es schon schlimm genug, dass es dieser und jener weiß.« Sie sah ihre Freundin offen an. »Du weißt sehr genau, dass ich das nicht wirklich mag.«

      »Warum eigentlich?« May erwiderte ihren Blick neugierig. »Ich glaube, wenn ich so schreiben könnte: Ich fände das schon ziemlich cool.«

      »Ich schätze die blöde Fragerei nicht. Die Leute sollen mich schlicht in Ruhe lassen. Ich will einfach nicht über meine Arbeit erzählen. Es sind eh immer dieselben Fragen … und wenn ich es dann ausnahmsweise doch einmal mache, nimmt mir keiner die Schriftstellerin ab. Dieses wissende Lächeln nach dem Motto: du kannst ja viel erzählen! … Ach May, diesbezüglich hat sich nichts geändert.«

      »Tja, wie man sich bettet, so liegt man, Süße!«

      »Ich frage mich, was sie daran reizt?«, reagierte Tamora ein wenig verletzt, während May zwei große Pötte mit frischem Kaffee auf den Küchentisch stellte.

      »Du, das kann ich dir erklären«, meinte sie dabei unbefangen.

      »Ach, tatsächlich?« Tamora hob ihre Augenbrauen.

      »Schau mal, … jeder Beruf lässt sich erlernen. Man macht entweder eine Lehre, so wie Liam und ich, oder studiert, wie dein Freund. Das ist es, was ich meine.«

      »Soweit schon klar …«

      »Und deine Schriftstellerei, die ist nicht wirklich erlernbar, oder etwa doch?«

      Tamora überlegte, während sie leicht in den Kaffeepott pustete, um anschließend daran zu nippen. »Na ja, … dieses Talent hat man wohl einfach, oder auch nicht. Warum ich es habe, kann ich dir nicht sagen. Obwohl, natürlich kann man das grundlegende Handwerkszeug erlernen.«

      »Betrachte es doch mal anders und sage dir, da ist eine Menge Neid im Spiel, und dass sie es dir deshalb madig machen wollen.«

      Tamora dachte über Mays Worte nach. »Das mag vielleicht stimmen, aber wir sollten uns daran jetzt nicht festquatschen, sonst vergesse ich noch, warum ich eigentlich hier bin. Ich habe auch gar nicht so viel Zeit.«

      »Das kenne ich von dir ja nicht anders. Aber ich muss mich auch sputen, gleich kommen die Kinder von der Schule zurück. Na komm, ich bringe dich nach unten.«

      *

      May betrieb mit ihrem Mann einen größeren, gutgehenden Friseur- und Kosmetiksalon Zu ihren Kunden gehörte auch eine Dame des horizontalen Gewerbes, die seit langem regelmäßig zu ihnen kam. Als May ihrer Freundin einmal beiläufig davon erzählt hatte, war Tamora direkt darauf angesprungen und hatte verlauten lassen, dass sie die Frau gern irgendwann einmal kennenlernen würde. May hatte ihr daraufhin zugesichert, anzurufen, wenn sie wieder im Laden wäre – und heute war es nun soweit.

      Als sie ins Geschäft hinunterkamen wurde Tamora von Mays Mann Liam begrüßt. »Na, bist du mal wieder auf der Suche nach neuem Material?«, erkundigte er sich lächelnd.

      »Ganz recht, Liam, bin ich«, erwiderte sie augenzwinkernd.

      »Dann wünsche ich dir viel Erfolg.«

      »Wo sitzt sie denn?«, mischte sich jetzt May fragend ein.

      Liam deutete mit einer Handbewegung auf eine der hinteren Kabinen.

      May und Liam Reynolds Geschäft war ein schicker, sehr modern eingerichteter Salon, aber dennoch hatten sie ein paar der alten Kabinen aus früheren Tagen beibehalten. Einerseits aus Sentimentalität, andererseits kamen sie damit dem Wunsch einiger Kundinnen entgegen, die es vorzogen etwas abgeschieden und für sich allein zu sein. Auf Nachfrage hatte eine ältere Dame einmal lächelnd geantwortet, dass es ihr unangenehm sei, wenn sie sich die Haare färben ließ und es alle wüssten. Schließlich müsse es ja nicht gleich von jedem in der Nachbarschaft breitgetreten werden.

      Vor der besagten Kabine stand ein eleganter Paravent.

      »Den macht sie immer zur Bedingung«, erklärte May.

      »Und ich dachte, ihr macht das von euch aus«, bemerkte Tamora.

      »Warum sollten wir?«, hakte May nach und sah ihre Freundin überrascht an.

      »Na, zum Schutz der anderen Damen!«, reagierte sie mit einem breiten Grinsen. »Obwohl die ja nicht wirklich wissen können, was sie beruflich treibt.«

      Alle Kundinnen saßen im Augenblick unter den Hauben. Sie konnten nicht hören, was gesprochen wurde.

      May schob den Wandschirm etwas zur Seite. Ihr Mann hatte der Frau gerade eine Tinktur aufgetragen, die nun für einige Zeit einziehen musste.

      Als sie May und Tamora in ihrer Kabine sah, setzte sie ein abweisendes und mürrisches Gesicht auf. Zwar kannte sie May, musste sich aber fragen, wer denn das andere Weibsbild sei und starrte sie entsprechend an.

      In diesem Augenblick fühlte sich Tamora nicht recht wohl in ihrer Haut. Nicht, weil sie wusste, auf welche Weise diese Frau ihren Unterhalt bestritt, sondern aus einem ganz anderen Grund: Sie versetzte die Frau in eine peinliche Lage und brach in ihre Welt ein – eine Welt, die sie nichts anging.

      May hatte den ungehaltenen, ja fast schon verärgerten Blick ihrer Kundin sofort bemerkt und reagierte schnell: »Chloe, ich möchte Ihnen meine Freundin Tamora vorstellen.«

      »Und warum? Will sie mich wie ein Tier im Zoo begaffen?«, reagierte die Frau abweisend und warf May einen zornigen Blick zu. »Wenn das jetzt hier zu einer neuen Gepflogenheit wird, bin ich das letzte Mal hier gewesen.«

      May war rot angelaufen. Jetzt wechselte ihre Gesichtsfarbe und sie wurde blass. »Nein, nein!«, erwiderte sie hastig. »So ist das doch gar nicht gemeint, Chloe! Darf ich es bitte erklären?«

      Tamora hielt sich schweigend im Hintergrund. Chloe sah sie boshaft an. »Da bin ich aber gespannt!«, grollte sie. »Will sie vielleicht ein Autogramm von mir?« Dabei lachte sie abfällig. »Nackfotos zum signieren habe ich leider nicht zur Hand!«

      »Nein, … meine Freundin ist Schriftstellerin, und würde Sie gern kennenlernen.«

      »Ach, nein!« Für einen kurzen Augenblick trat auf Chloes Gesicht ein Ausdruck der Verblüffung. Dann sah sie Tamora mit einem spöttischen Blick von der Seite an.

      »May, ich glaube, ich komme jetzt ganz gut allein zurecht«, schaltete sich Tamora ein. »Wenn du nur noch so lieb wärst, mir einen Stuhl zu bringen?«

      »Ja, sicher.« May wandte sich ab und verschwand.

      Chloe sah Tamora immer noch abweisend an. »Ich kann mich nicht erinnern schon Ja gesagt zu haben«, knurrte sie bissig. »Ich habe echt kein Interesse!«

      »Das kann ich durchaus verstehen«, antwortete Tamora ruhig, »aber vielleicht geben Sie mir dennoch eine Chance?«

      May war mit einem Stuhl zurück, schob ihn ihrer Freundin zurecht und zog sich zurück, nicht ohne die spanische Wand direkt wieder an ihren vorherigen Platz zu schieben.

      »Jetzt werden die Ehehuren da hinten aber ihre Ohren weit aufsperren!«, meinte Chloe verächtlich.

      »Das denke ich nicht«, erwiderte Tamora lächelnd. »Die sitzen doch alle unter ihren Hauben und können nichts von dem hören, was hier gesprochen wird. Abgesehen davon sieht

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