Tamora - Im Sumpf des Lasters. Thomas Riedel

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Tamora - Im Sumpf des Lasters - Thomas Riedel

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Ratschläge, weil du selbst auf den Strich gehen willst?«, reagierte sie mit scharfem Unterton, ohne auf Tamoras Einwand einzugehen. »Soll ich dir ein paar Tipps geben?«

      Tamora musterte die junge Frau eingehend, aber nicht aufdringlich. Sie mochte kaum älter als fünfundzwanzig sein, vielleicht sogar gleich alt – war modisch elegant gekleidet und hatte eine beneidenswerte Figur. Sie selbst hielt sich nicht für unattraktiv, aber sie beneidete Chloe um ihre Silhouette. Auch wenn sie nicht unzufrieden mit sich sein musste. Dazu gab es keine Veranlassung, denn alle bescheinigten ihr, eine äußerst attraktive Figur zu haben. Tamora schätzte sie auf etwas über fünfeinhalb Fuß. Sie hatte wohlgeformte, lange schlanke Beine, mittelgroße Brüste, eine schmale Taille und eine mittelbreite Hüfte. Alles an ihr war in sich stimmig und wirkte äußerst harmonisch. Ganz sicher kam sie in der Männerwelt gut an.

      »Ich schreibe erotische Romane. Recht erfolgreich, … zumindest bescheinigt mir das mein Verleger, wohl aufgrund der Absatzzahlen ...«, begann Tamora und lächelte gewinnend.

      »Das soll jetzt wohl ein Scherz sein, oder?«

      »Weshalb?«, reagierte Tamora und sah sie irritiert an.

      »Na, komm schon, Kleine … Wo habt ihr die Kamera versteckt?«

      »Aber es stimmt wirklich«, beteuerte Tamora.

      Chloes Lachen verstummte auf der Stelle. Aufmerksam sah sie Tamora an. »Dann betreibst du wohl gerade eine Recherche für ein neues Buch, oder wie habe ich das zu verstehen?«

      »Wenn Sie so wollen: Ja! Ich suche nach einem neuen Ansatz. Irgendwie ist die Geschichte schon in meinem Kopf, aber nachdem ich mich bisher immer auf Angaben Dritter verlassen habe … Ich denke, es wird Zeit einmal direkt an die Quelle zu gehen.«

      Chloe wirkte noch immer ein wenig überrascht. »Und was glaubst du, kann ich dir Besonderes erzählen, was du dir in deinem hübschen Köpfchen nicht selbst zusammenreimen könntest?«, erkundigte sie sich mit einem spöttischen Unterton. »Gibt es nicht eh schon genug Bücher über das Milieu? Soweit ich mich erinnere, lief vor einiger Zeit sogar eine Dokumentation im ›Discovery Channel‹ … ist noch gar nicht lange her.«

      »Um diese Art Informationen geht es mir nicht«, widersprach Tamora.

      »Um welche geht es dann?«

      Tamora schluckte, bevor sie ihre Frage stellte. »Wäre es indiskret, wenn ich Sie bitten würde, mir ein wenig aus Ihrem Leben zu berichten? … Ich meine, darüber wie alles angefangen hat.«

      »Und dann willst du darüber schreiben?«

      »Vielleicht«, meinte Tamora und lächelte. »Ich bin mir noch nicht sicher, was ich damit anfangen werde. Aber vermutlich: ja.«

      Jetzt schenkte ihr Chloe ein gutmütiges Lachen. »Auf den Romanen steht aber sicher nicht dein richtiger Name, oder?«

      »Sie meinen ein Pseudonym? … Nein, so etwas verwende ich nicht. Alles was ich schreibe, kann ich auch vertreten. Haben Sie denn hier im Salon Ihren richtigen Namen angegeben?«

      »Nein, wie käme ich auch dazu«, entgegnete Chloe. Wieder glitzerte es in ihren Augen. »Hör mal, Mädchen, du bist anscheinend nicht auf den Mund gefallen. Das gefällt mir. … Du bist erfrischend anders. Wenn ich die anderen Frauen hier sehe, die bekommen doch sofort Stielaugen, wenn ich den Salon betrete. Ich kann an ihren Gesichtern gleich ablesen, was in ihren Köpfen vorgeht. Sie kommen fast um vor Neugierde. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie säuerlich sie reagieren, wenn ich mir den Wandschirm aufstellen lasse.« Für einen kurzen Augenblick huschte ein verächtlicher Ausdruck über ihr Gesicht. »Wenn sie käufliche Ware sehen wollen, dann sollen sie sich doch einfach den Straßenstrich anschauen. Aber dafür reicht ihr Mut dann wohl am Ende nicht aus … Vielleicht ist es ja auch ihre heimliche Angst, den eigenen Göttergatten dort anzutreffen.« Chloe ließ ein angenehmes, aber herablassendes Lachen hören.

      Tamora wollte etwas erwidern, wurde aber schon im Ansatz unterbrochen, denn in diesem Augenblick betrat eine von Mays Angestellten die Kabine. »Ich müsste jetzt die Haare ausspülen«, stellte die Mitarbeiterin freundlich fest.

      »Nur zu«, entgegnete Chloe knapp.

      Tamora erhob sich, schob ihren Stuhl ein wenig beiseite und blieb in der Nähe stehen. Sie ließ Chloe nicht aus den Augen und überlegte, was so Seltsames, so Anziehendes an ihr war. Wenn Sie nicht gewusst hätte, dass hier eine Prostituierte vor ihr saß, sie würde Chloe für eine moderne, erfolgreiche und aufgeschlossene junge Frau gehalten haben. Da war etwas an ihr, das sie im Augenblick nicht zu beschreiben verstand. Verwundert darüber fragte sich Tamora, ob das einfach an ihrem Wissen lag, dass sie dem horizontalen Gewerbe nachging.

      Aber auch Chloe betrachtete sie neugierig.

      Tamora war völlig in ihre Gedanken versunken. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass Mays Angestellte mit dem Auswaschen der Haare schon fertig geworden war. Chloe musste sie schon eine Weile beobachtet haben.

      »Wie lange dauert das denn noch?«, pflaumte sie die rothaarige Friseurin an.

      »Eine knappe Stunde. Sie wissen das doch.«

      Unzufrieden über die Antwort rümpfte sie die Nase.

      Tamora wusste, dass Chloe gleich unter die Trockenhaube kommen würde, was eine vernünftige Unterhaltung ziemlich unmöglich machte.

      Dasselbe schien auch ihr Gegenüber gedacht zu haben. »Du interessierst mich«, sagte sie plötzlich frei heraus.

      Tamora war aufgefallen, dass Chloe alle sehr vertraulich anredete, aber es störte sie nicht im Mindesten. »Ja? … Das freut mich.«

      »Wir sollten uns einmal näher über dein Projekt unterhalten. Vielleicht kann ich ja tatsächlich etwas dazu beitragen.«

      Tamora lachte unwillkürlich. Du scheinst den Spieß umdrehen zu wollen, dachte sie. So habe ich mir das aber nicht vorgestellt.

      Chloe warf einen beiläufigen Blick auf die kostbare Armbanduhr, die ihr zartes Handgelenk schmückte.

      »Hör mal: wenn ich hier fertig bin, dann setzen wir uns zusammen. Einverstanden?«

      Tamora überlegte kurz.

      »Ah, du traust dich anscheinend nicht so recht, wie?«, schmunzelte Chloe, als sie nicht direkt zustimmte.

      »Das ist es nicht. Ich bin gerade gedanklich meinen Terminplan durchgegangen und habe überlegt, ob ich heute noch so viel Zeit habe. Der Anruf meiner Freundin kam sehr überraschend.«

      »Na, dann überlege du mal in aller Ruhe. Ich bin ja noch ein gutes Weilchen hier.«

      *

      Tamora verließ die Kabine und lief im Salon ein wenig auf und ab, bis May wieder zum Vorschein kam.

      »Und? … Hast du schon etwas in Erfahrung bringen können?«, erkundigte sich May bei ihrer Freundin und sah sie neugierig an.

      »Nein, noch nichts. Dafür ist es auch viel zu früh. Es braucht schlicht mehr Zeit, … auch um miteinander warm zu werden.«

      »Ach, wie schade«, seufzte May. »Dann hast du dir den Weg also ganz umsonst gemacht?«

      »Nein.

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