Unvergängliches Blut - Sammelband. S.C. Keidner
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Читать онлайн книгу Unvergängliches Blut - Sammelband - S.C. Keidner страница 7
Er lachte. »Gut, ich werde mir einige Geschichten ausdenken. Vielleicht, wie ich einen Drachen tötete. Oder eine Armee Trolle besiegte.« Er zwinkerte ihr zu und ging.
Verdutzt sah sie ihm nach. Trolle? Drachen? Kopfschüttelnd lief sie weiter zur Küche. Gut, er hatte gescherzt, doch es störte sie, von ihm wie ein Kind behandelt zu werden, während sie ... ja, was genau in ihm sah? Sie meinte immer noch die Hitze seines Körpers zu spüren, eine Empfindung, die ihr den Atem nahm und ihren Herzschlag beschleunigte.
Sie holte tief Luft und murmelte: »Jetzt reiß’ dich zusammen. Du hast ihn lange nicht gesehen. Das wird es sein.« Dieser Gedanke und ein Berg schmutzigen Geschirrs, der ihrer in der Küche harrte, trugen dazu bei, Maksim aus ihrem Kopf zu verbannen.
Kapitel 5
Fast war es wie damals, bevor er gegangen war. Sie saßen vor dem Kaminfeuer, Rodica in einem Sessel zusammengerollt, Maksim vorgebeugt, die Ellenbogen auf den Oberschenkeln abgestützt.
»Deswegen bin ich gegen die Sklaverei«, schloss er. In seinen Augen funkelte die Begeisterung für die Ideen, die er ihr in einem langen Monolog dargelegt hatte. »Egal, wie man es betrachtet, beide, Vampire und Menschen, verlieren dabei.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, frei zu sein«, sagte sie ehrlich. »Der Gedanke macht mir Angst.«
»Weil du es nicht anders kennst.« Maksim sah sie verwundert an. »Möchtest du nicht in der Lage sein, einfach gehen zu können, wohin du willst? Leben, wo und wie du möchtest?«
»Ja, schon.« Nachdenklich wickelte sie eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger. »Aber es bedeutet Unsicherheit und Gefahr. Meine Eltern waren frei und sie sind ermordet worden. Ich bin Sklavin, aber ich werde beschützt, von den Kriegern und von den Mauern der Festung.«
»Du kannst auch in der Sklaverei ermordet werden. Bei uns werden Sklaven gut behandelt. Bei anderen Stämmen sieht das anders aus.«
»Delia nannte Namen von Fürsten, die ihre Sklaven schlecht behandeln. Raiden Tyr und Aibek.«
»Das stimmt, Raiden Tyr ist grausam, nicht nur Sklaven gegenüber. Und Aibek ist hinterhältig. Sie hat dir gesagt, du sollst dich von ihnen fernhalten?«
»Nein, aber ich soll ihr sagen, wenn sich jemand mir gegenüber nicht richtig verhält.«
»Ich werde die Augen ebenfalls aufhalten. Sage mir bitte auch Bescheid, wenn etwas ist. In Ordnung?« Als sie nickte, fuhr Maksim sich mit den Händen über das Gesicht. »Ich war erst euphorisch, als Vater zum Herrscher über die Stämme gemacht wurde. Wenn ich ihn von meinen Ideen überzeugen kann, dachte ich, dann können wir die notwendigen Änderungen schnell einführen. Aber im Rat werden wahrscheinlich viele Fürsten sitzen, die gegen Veränderung sind. Das wird es schwierig machen.«
»Wird der Herr deinen Vorschlägen gegenüber offen sein?«
»Ich weiß es nicht. Er verabscheut Gewalt und Grausamkeit, aber er pocht auf die Einhaltung der Stammesgesetze, die die Sklaverei erlauben. Ich habe keine Ahnung, ob er willens ist, diese Gesetze zu ändern.«
»Was passiert, wenn ihr die Sklaverei abschafft?«, fragte sie nachdenklich. »Meinst du, die Sklaven auf D’Aryun würden bleiben?«
Maksim lachte. »Sag du es mir. Würdest du bleiben?«
»Ja«, sagte sie sofort. »Ich habe keinen Grund zu gehen. Ich denke, Emese und Vazha ebenfalls nicht.«
»Und das ist es, was ich hoffe! Ihr wäret dann Diener, Blutdiener, und würdet für eure Dienste bezahlt werden. So war es einmal vor langer Zeit und das ist es, was ich wieder erreichen möchte.«
»Hm.« Sie zog die Augenbrauen hoch. »Wie viel willst du denn zahlen? Was machst du, wenn ein anderer Vampir mehr für unsere Dienste bietet?«
»Soweit sind wir noch nicht.« Maksim grinste. »Vielleicht überschütten wir euch ja mit Gold, wer weiß?«
Jetzt musste Rodica lachen. »Nun, dann weiß ich, was ich mit meiner Freiheit machen werde: In die blaue Stadt gehen und mit dem Gold als reiche Dame leben, ohne jemals wieder arbeiten zu müssen.«
Die blaue Stadt war eine Stadt der Menschen, die im Westen, jenseits der Grasländer, am Meer lag. Man hatte sie angeblich nach der Farbe des Gesteins, aus dem sie erbaut war, benannt. Im Gebirge wusste man zwar nicht viel über die blaue Stadt, aber alle waren sich einig, dass die Menschen dort reich waren und glücklich lebten.
»Das ist also der Dank für alles, was ich für dich getan habe!« Maksim hob theatralisch die Arme und seufzte. »Du willst mich in den Bergen zurücklassen.«
Sie kicherte und stand auf. »Du willst doch, dass ich frei bin. Ich muss jetzt zu Emese und ihr mit dem Morgenmahl helfen.«
Maksim erhob sich ebenfalls. »Und jetzt ist auch noch das Morgenmahl wichtiger als ich. Ich habe verstanden.«
Ohne darüber nachzudenken, trat sie zu ihm, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, wie sie es als Kind häufig getan hatte. Seine Haut fühlte sich unter ihren Lippen rau an, was ihr einen wohligen Schauder durch den Körper jagte. »Dann danke ich dir so. Ist das in Ordnung?«
Maksim schien einen Moment sprachlos. Dann grinste er. »Ja, das ist zumindest ein Anfang.«
»Schön.«
Sie konnte nicht aufhören zu lächeln, als sie aus dem Raum ging. Ihr Herz raste und das Blut rauschte in ihren Adern. Sie spürte, wie sich sein sengender Blick in ihren Nacken brannte und war von dem Wunsch besessen, dass er sie in seine Arme reißen möge, sie hielte. Bei den Göttern, was fantasierte sie da?
Kapitel 6
Maksim stand da. Sie hatte ihn geküsst. Es war nicht das erste Mal, dass er von ihr einen Kuss auf die Wange bekam. Aber die Sanftheit dieses Kusses, die federleichte Berührung ihrer Lippen, hatten seine Sinne in ungeahnte Aufruhr versetzt.
Er holte tief Luft, trat zum Tisch und goss sich einen großzügigen Becher Wein ein, stürzte ihn hinunter. Dann stand er wieder da und starrte auf die geschlossene Tür. Verflucht, er wünschte sich, er könne Rodica berühren, ein verlockender und zugleich beunruhigender Gedanke. Er erinnerte sich begierig an die Zartheit ihrer weichen Lippen auf seiner Wange und an die Glut ihres Körpers so dicht vor ihm. An den Duft ihres Haares, das in den Flammen des Kaminfeuers schimmerte.
Bei den dunklen Göttern! Das durfte nicht sein! Sie war eine Sklavin, ein Mensch! Doch ganz gleich, wie er versuchte, sich das, was sie ausgelöst hatte, zu verbieten, war das Ziehen in seinen Lenden durch kein vernünftiges Argument abzustellen. Im Gegenteil, er begann sich auszumalen, wie es wäre, sie zu verführen. Wie ihre Lippen seiner Zunge Einlass gewähren würden. Seine Hände unter ihr Kleid und über ihre vollen Brüste glitten. Ihr atemloses Aufkeuchen …
»Verdammt!«
Er knallte den Weinbecher auf den Tisch und warf sich in einen der Stühle. Ein wenig Arbeit würde seine Gefühlsverwirrung abstellen. Er zog eine Karte zu sich heran, nahm eine Feder, wollte diesen Felssturz, den sie auf dem Weg aus dem Osten zur Festung gesehen