Promise. Sarah L. R. Schneiter

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Promise - Sarah L. R. Schneiter Promise

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bereute, als sie aus anderthalb Metern Höhe unsanft auf ihren Rücken fiel und nach Luft japste. Sie sah schwarze Punkte in ihrem Sichtfeld tanzen, fühlte die Angst, die ihre Eingeweide regelrecht zusammenzog und sie kämpfte mit aller Willenskraft gegen die Ohnmacht an. Svens Stimme in ihrem Com klang weit entfernt, ja wattig. „Vorbereiten zum Sprung, innere Schleuse schließt sich.“

      Die Antwort der Brücke konnte Nani nicht vernehmen, denn der Mechaniker hatte sie gepackt und schleifte sie unsanft über den Boden, um sie von dem inneren Schleusentor wegzuziehen, das sich nun zu schließen begann. Nach einigen Sekunden konnte Nani wieder einigermaßen klar denken und, viel wichtiger, atmen. Langsam setzte sie sich auf, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sich ein Meter vor ihren Füssen die dicken Stahltore zuschoben.

      „Nani und Mantel gesichert, bereit zum Sprung“, meldete Sven.

      Einige Sekunden war es still, dann erklang Natalas unangenehm ruhige Antwort: „Zu spät, wir sind im Einzugsbereich ihrer Kraftfeldprojektoren. Sie können uns am Springen hindern.“

      „Und was jetzt?“, fragte Stanley, die Umrisse des sich rasch nähernden Kanonenbootes musternd. Es war ein längliches, mattgrau schimmerndes Sternenschiff, das in seiner Form entfernt an den Torso einer Ameise erinnerte, da es aus drei breiteren Sektionen bestand, die mit schmaleren Teilen verbunden waren. Es war mindestens zehnmal grösser als die Promise und hätte jedes Feuergefecht problemlos gewonnen. Da die Schmuggler nun nahe genug an das Kanonenboot herangekommen waren, konnte es sie mit seinen Kraftfeldprojektoren heranholen, wenn sie zu flüchten versuchten. Natala wandte sich mit einem Seufzen vom Fenster ab. „Wir haben keine Wahl: Wir lassen die Offiziellen an Bord.“

      „Und der Name?“, erkundigte sich Dan. „Der ist ja auch auf den Rumpf gepinselt, hoffen wir einfach, sie übersehen das und achten bloß auf den Transponder?“

      Stanley zuckte mit den Schultern. „So ziemlich, ja. Die wenigsten Leute lesen im Raum den aufgemalten Schiffsnamen, hoffen wir einfach, dass keiner allzu aufmerksam hinschaut und man uns die falsche ID abkauft. Kommt darauf an, wie gut die Dokumente für die Wildcard und Captain Sandra Ying sind.“

      „Mein Kontakt hat dabei gute Arbeit geleistet, sowohl das Schiff als auch Natalas Alter Ego sind in den gängigen Datenbanken“, versicherte Anaata ihr überzeugt, bevor sie hinzufügte: „Es gibt dafür ein anderes Problem: Das USBI hat meine biometrischen Daten.“

      „Dann müssen wir dich verstecken, genauso wie das Geld“, stellte Natala fest. „Für das Geld nehmen wir irgendeine Nische in der Küche, aber bei dir wird’s schwerer, Bioscanner können durch fast alles sehen.“

      „Was ist mit dem Fusionsgenerator im Maschinenraum?“, schlug Stanley vor. „Da schaut kaum jemand lange nach, weil es ungemütlich ist, und außerdem verwirrt die abgestrahlte Wärme und die Radioaktivität im Gerät die Bioscanner. Als Diebin hat sie sicher noch irgendwo eine Tarnfelddecke, damit sieht man sie auch nicht auf den ersten Blick.“

      Natala gab ein anerkennendes Geräusch von sich. „Stan, du bist ein Genie. Sobald wir wieder Atmosphäre in der Ladebucht haben, kann Sven Anaata nach achtern bringen, ich denke, eine Person mit Verletzungen können wir sowieso besser erklären als zwei. Ist sonst noch jemand in der Datenbank des USBI? Letzte Chance.“

      Alle verneinten und Dan rekapitulierte: „Also nur fürs Protokoll, einzig Natala hat einen falschen Namen, alle anderen nutzen die richtige ID, die Promise heißt Wildcard, Anaata ist nicht an Bord, vom Geld wissen wir nichts und wir sind keine Schmuggler sondern aufrichtige Frachtleute?“

      „Genau“, stimmte Natala zu. „Wir haben im Moment keine Fracht, wir sagen einfach, wir seien auf dem Weg nach Lerbina, das passt zu ehrlichen und armen Frachtercrews.“

      „Arm sind wir auch so“, warf Stanley trocken ein, was Natala geflissentlich ignorierte und sich stattdessen an Dan wandte, der die Promise langsam längsseits zum Kanonenboot lenkte. „Wie lange, bis wir Atmosphäre haben und die Offiziellen an Bord kommen?“

      Dan prüfte die Daten in seinen Hologrammen. „Atmo in dreißig Sekunden, Andocken in zwei Minuten, wenn die von der Flotte sich ans Protokoll halten, sind sie in fünf Minuten in unserem Laderaum.“

      Natala erhob sich. „Gut, lasst die Scharade beginnen.“

      Sven hatte eben seinen Raumanzug abgelegt und war froh, in seinen normalen Klamotten in der Ladebucht zu stehen, in der die künstliche Atmosphäre nun wiederhergestellt war. Derweil verstaute Nani die Anzüge in dem Fach neben der Luftschleuse, als über ihnen die Tür der Brücke zischend zur Seite glitt und Stanley zusammen mit Anaata auf den Steg trat. Sie humpelte und versuchte, so rasch als möglich voranzukommen, wobei die beiden Verletzten sich so gut sie konnten gegenseitig stützten. Anaatas Absätze und Stanleys Stiefel machten laute, klackende Geräusche auf dem Metallboden, die durch die nahezu leere Ladebucht hallten. Sven hastete die Treppe hoch los, um den beiden zu helfen, Nani folgte ihm, den ramponierten Mantel auf dem Arm.

      Nani war alleine schneller als die anderen drei und trat in die Küche, wo sie den Beutel mit den Kreditchips aus der Manteltasche kramte, das lädierte Kleidungsstück warf sie achtlos über eine Stuhllehne. Hastig sah sie sich auf der Suche nach einem geeigneten Versteck für das Geld um – in alten automatischen Küchen wie jener der Promise gab es viele Nischen, doch sie musste einen Ort finden, den die Offiziellen bei ihrer Durchsuchung übersähen. Sie wusste, dass sie schnell sein musste und keinen Fehler machen durfte, fänden die Offiziellen das Geld, hätte die Crew der Promise einiges zu erklären. Zu ihrer Rechten stand der abgenutzte Holztisch neben einer Trennwand aus Bambusstangen, direkt links vor ihr war eine Bartheke und dahinter entlang der ganzen Außenwand die eigentliche Küche mit den Koch- und Reinigungsautomaten sowie der Anrichte. In den Schränken mit Lebensmitteln konnte sie den Beutel kaum verstecken, da sah ein guter Zöllner der Flotte wohl nach. Schließlich fiel ihr Blick auf den automatischen Backofen und ihre Miene hellte sich auf. „Kuchen ist immer etwas Gutes“, murmelte sie, als sie zu einem der Schränke ging, eine Box mit Kuchenmischung hervorkramte, aufmachte und in eine Backform kippte. Danach schüttete sie die Kreditchips aus ihrem Beutel auf den noch flüssigen Kuchen, wo sie rasch auf den Grund sanken. Zufrieden schaltete Nani den Ofen ein und verließ die Küche. Bis die Offiziellen an Bord waren, stünde der Lauchkuchen längst fertig wie ein vorbereitetes Abendessen im Ofen bereit – nein, einen Kuchen durchsuchte nun wirklich kein vernünftiger Zöllner, dachte sie, zurück in Richtung der Ladebucht schreitend.

      Stanley humpelte in den Aufenthaltsraum und ließ sich vorsichtig auf der Couch nieder. Es machte kaum Sinn, wenn er mit seiner Verletzung den Helden spielte und Sven half oder gar in der Ladebucht auf die Zöllner wartete, seine Verletzung konnte er sowieso kaum verbergen. Er musste sich eine plausible Erklärung für seine auffällige Wunde ausdenken und seinen Freunden mitteilen, damit ihre Geschichten übereinstimmten. Nur war das nicht, was ihn am meisten beschäftigte, denn ihn störte, unnütz herumzusitzen, normalerweise war er als Erster Maat derjenige, der in solchen Situationen der Crew gut zuredete und gemeinsam mit Natala einen Plan ausheckte, doch jetzt war er zur Untätigkeit verdammt. Mit einem unterdrückten Stöhnen streckte er sich auf der großen braunen Couch aus und versuchte sich zu entspannen – ihm blieb bloß die Option, auf die kommenden Geschehnisse zu warten, egal, wie sehr er die Untätigkeit hasste.

      Sven stützte die Diebin, so gut er konnte, als sie gemeinsam durch den langen Gang zum Heck der Promise gingen. Er hatte unterwegs eine Tarnfelddecke aus ihrem Apartment geholt, unter der sich Anaata verstecken konnte. Eine solche Decke, die normalerweise vor allem Militärs verwendeten, erzeugte eine optische Illusion, sodass die darunter verstecke Person nahezu unsichtbar war. Als professionelle Diebin hatte Anaata ein ganzes Sortiment an solchen Hilfsmitteln, die bei ihrem Job nützlich waren. Die Maschinensektion lag in dem hinten angefügten Segment des Schiffes und sie mussten eine kleine Treppe hochgehen,

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