Promise. Sarah L. R. Schneiter
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Promise - Sarah L. R. Schneiter страница 19
Natala und Dan erreichten als erste die Brücke und ließen sich auf die beiden Kommandosessel an den Pilotenkonsolen fallen. Ihre Kameraden traten hinter sie, als Dan bereits die Steuerung vom Autopiloten übernahm und Natala das unbekannte Schiff scannte, das ihren Kurs kreuzte. Einige Sekunden herrschte gespannte Stille, die von Stanley unterbrochen wurde, der langsam in den Raum humpelte und fragte: „Was haben wir?“
Natala sah von den Hologrammen auf, ihrer Stimme war die Frustration anzuhören. „Ein Kanonenboot der Flotte.“
„Na großartig, das Militär der Vereinten Systeme, ausgerechnet hier draußen. Was jetzt?“
Natala atmete tief durch, um sich kurz Zeit zum Nachdenken zu verschaffen. „Wahrscheinlich ist das eine Zollpatrouille, wir rechnen besser damit, dass die uns kontrollieren wollen. Wir haben einen Mantel mit Geld in der Tasche in der Laderampe stecken, zwei Verletzte an Bord, Stan hat sogar eine Schusswunde, also könnte das hässlich werden, obwohl wir keine Konterbande geladen haben.“
„Flüchten ist erst eine Option, wenn die Luftschleuse frei ist“, bemerkte Dan. „So lange wir nicht springen können, holen sie uns in wenigen Minuten ein.“
Stanley wandte sich an Nani. „Du warst doch früher bei der Flotte, oder? Könnte uns das in dieser Situation etwas bringen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, die machen keine Ausnahmen, geschweige denn Gefälligkeiten. Da müsste ich schon Admiral gewesen sein, um Einfluss zu haben.“
Für einige Sekunden herrschte gespanntes Schweigen auf der Brücke, bloß das leise Summen der Elektronik war zu vernehmen. Schließlich unterbrach Natala die Stille, als Captain musste sie eine Entscheidung fällen. „Okay, wir halten Kurs und hoffen, wir können springen, bevor die bei uns anlangen. Sven und Nani, ihr habt zehn Minuten, um die Luftschleuse freizukriegen und wenn möglich das Geld dabei nicht zu verlieren, ich versuche die Offiziellen so lange zuzuquatschen und Zeit zu schinden. Los, wir müssen uns beeilen.“
Stanley trat von der Tür weg, um Sven und Nani durchzulassen. Vor seinem geistigen Auge sah er bereits einen längeren Aufenthalt in einem Bundesgefängnis der Vereinten Systeme auf sich zukommen. Wie sie alle hatte auch er stets gewusst, auf was für ein Risiko er sich bei dem Leben als Schmuggler einließ. Wurden sie von den Offiziellen, wie die meisten Schmuggler die Flotte der Vereinten Systeme und die Bundespolizei nannten, erwischt, liefen sie Gefahr, verhaftet zu werden und für eine ganze Weile hinter Gitter zu wandern.
Dan wandte sich wieder seiner Konsole zu und studierte die Hologramme. „Wenn ich die Geschwindigkeit leicht verringere, kann ich Zeit schinden, so treffen wir erst drei Minuten später auf sie. Mehr kann ich nicht herausholen, ohne verdächtig zu wirken.“
„Gut, tu das“, stimmte Natala zu und aktivierte das Bordcom. „Nani, Sven, wie ist die Lage?“
„Ich habe gleich den Raumanzug fertig angezogen und gehe raus“, erklang Nanis Antwort. „Sven kümmert sich so lange um die Steuerung der Schleuse und sichert mich ab.“
„Gut.“ Natala warf einen Blick aus dem facettenreichen Brückenfenster in den leeren Raum – noch war das Kanonenboot von bloßem Auge nicht auszumachen.
„Das wird verdammt knapp“, murmelte Stanley skeptisch. „Dazu kommt, bei so viel Eile ist Nanis Job relativ gefährlich.“
Der Captain gab ein zustimmendes Geräusch von sich. „Auf jeden Fall, aber wir schaffen das. Wir wären heute schon fast gestorben, ich bleibe jetzt einfach mal optimistisch.“
Die Tür zur Brücke glitt zischend zur Seite und Anaata humpelte hinein, Natala konnte ihr die Schmerzen ansehen. Die Diebin ging zum letzten freien Sessel an der Rückwand des Raumes und setzte sich vorsichtig. „Ihr habt meinen Mantel gefunden, richtig?“, fragte sie.
Stanley seufzte, ihm schien es kaum besser zu gehen. „Ja, und wir stecken mal wieder in der Patsche.“
Nani hatte ein flaues Gefühl im Magen, als sie im Laderaum stand und sich das Seil am Gürtel ihres weißen Raumanzugs festhakte. Ein Ausflug in das Vakuum des leeren Raumes hatte etwas ganz Besonderes an sich, einerseits, weil die Unendlichkeit der Leere ein Gefühl von Ewigkeit sowie Orientierungslosigkeit hervorrief und andererseits, weil insbesondere ein rasch improvisierter Spacewalk seine Gefahren mit sich brachte. So wäre es für ihre Kameraden sehr schwer, sie zurückzuholen, wenn das Seil reißen würde und es gab da draußen nichts, woran man sich festhalten konnte, weswegen es ratsam war, stets dicht am Schiff zu bleiben. Nun, da alles rasch geschehen musste, glaubte Nani regelrecht, ihr Adrenalin zu fühlen, als wäre es etwas Substantielles. Sie verkrampfe ihre Hände und nahm einen tiefen Atemzug, bevor sie sich Sven zuwandte, der ebenfalls einen Anzug trug – da der Mantel in der hochgeklappten Rampe eingeklemmt war, mussten sie die Atmosphäre aus der Ladebucht entweichen lassen. Sven zeigte ihr an, er sei bereit und fragte über sein Com in die Runde: „Sind alle auf der Brücke?“
„Positiv“, kann Natals Antwort. „Das Schott ist versiegelt, ihr könnt die Rampe aufmachen.“
Da der Weg von der Brücke zum Wohnbereich ein im Laderaum hängender Steg war, mussten sie nun die Brücke abriegeln, um nicht im entstehenden Vakuum zu ersticken – eine Tatsache, die Nani an der geistigen Gesundheit der Schiffsbauer zweifeln ließ. Sven sah Nani fragend an, sie hegte den Verdacht, ihm war bei der Sache ebenso unwohl wie ihr, weshalb sie sich Mühe gab, möglichst gelassen zu wirken: „Alles klar, kannst loslegen.“
Sven beugte sich über die Steuertafel der Laderampe. Nani spannte ihre Muskeln an, bereitete sich auf den Sog des entweichenden Sauerstoffs vor. „Du hast immer das Abenteuer gesucht, jetzt kannst du nicht plötzlich Angst haben“, schalt sie sich mit ihrer inneren Stimme, während der Mechaniker eifrig auf dem Interface tippe, ehe er kurz seine Sicherheitsleine prüfte. Ein markerschütternder Alarm schellte, die Computerstimme der Promise verkündete laut: „Achtung, Dekompression der Ladebucht in zwanzig Sekunden.“
„Zehn Sekunden“, war die Promise zu vernehmen. Nanis Mund war trocken und sie sehnte sich einen guten Drink herbei. Sie erinnerte sich an ihre mustergültige bürgerliche Kindheit auf Deron und wunderte sich, welcher Dämon sie wohl geritten hatte, dass sie nun hier draußen im Niemandsland an Bord eines Schmugglerschiffs lebte, jeden Tag von neuem ihre Grenzen auslotete, anstatt einen Job als Bürokratin angenommen zu haben. Andererseits konnte sie einfach nicht anders, sie wollte hier sein, trotz der vielen Macken des Schiffes, der Streitereien, der verrauchten Luft, vielleicht sogar trotz der nun bevorstehenden brenzligen Situation. „Wie man sich bettet, so liegt man“, murmelte sie, als der Countdown null erreichte. Nani zuckte zusammen und griff instinktiv mit beiden Händen nach einer Haltestange neben der Rampe, keine Sekunde zu früh. Die großen Metalltore, der innere Teil der Schleuse für die Laderampe, schoben sich knarrend langsam zur Seite, die Luft wurde mit einem pfeifenden Geräusch durch den Spalt in der hochgeklappten Rampe in den freien Raum gesogen. Nani hielt sich fest, so gut sie konnte, doch der Sog war trotz des kleinen Spaltes zu Beginn sehr stark und riss sie von ihren Füssen. Sie rutschte einige Zentimeter hinaus, die reichten, um sie in den Bereich ohne künstliche Gravitation zu bringen, wobei sich plötzlich ihre räumliche Wahrnehmung veränderte, und ihr leicht übel wurde. Insgeheim überlegte sie sich für einen Moment, ob sich Anaata so fühlte, wenn sie von ihrer implantierten Antigravitation Gebrauch machte.
Nun hingen ihre Beine bereits in der Schleuse, wobei sie sich weiterhin angestrengt festhielt. Gepresst stieß sie eine Frage hervor, sie musste trotzdem sehr laut sein, um das Pfeifen der entweichenden Atmosphäre zu übertönen. „Sven, ist die Seilwinde aufgewickelt?“
Die