Promise. Sarah L. R. Schneiter
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Читать онлайн книгу Promise - Sarah L. R. Schneiter страница 15
„Ich kann nicht klagen, auf diesem Brocken verdienen wir ganz schön viel mit all dem Feuerwasser.“ Sie machte eine kurze Pause, ehe sie in kollegialem Tonfall vorschlug: „Erledigen wir mal das Geschäftliche, hier draußen frieren wir uns sonst alle noch was ab.“
„Jederzeit gern.“ Natala deutete auf die Kisten hinter sich. „Bitte sehr, die ganze Ladung. Vierzig Standard-Frachtkisten voll mit neurussischem Wodka, das Zeug knallt dich weg, wenn du auch nur daran riechst.“
„Zehntausend Lipos für die ganze Fracht, wie ausgemacht, sind alles Zweihunderter“, entgegnete Lynn, kramte einen Beutel aus ihrer Manteltasche und warf ihn Stanley zu. Er fing ihn auf, das schwere Klimpern der Kreditchips war zu hören.
„So lange ihr zählt, machen wir mal eine Kiste auf und testen die Ware.“ Lynn wandte sich an einen ihrer Leute. „John, hilf mir mal, ja?“
Der Angesprochene, ein wahrer Hüne, stapfte durch den Schnee neben seine Chefin, die bereits eine Kiste ausgewählt hatte und nun schwungvoll den Deckel öffnete, sodass er polternd hinunterfiel. Sie griff hinein und wühlte, um nicht gleich die oberste Flasche zu fassen zu bekommen. Misstrauen war in ihren Kreisen weit verbreitet und es war üblich, die Fracht kurz zu prüfen, bevor man das Geschäft abwickelte.
Stanley zählte das Geld, konnte aber aus den Augenwinkeln beobachten, wie sich Nani und Natala aufteilten. Die Abenteurerin hatte sich Lynns Leuten zugewandt, der Captain sprach noch mit Lynn und sah dabei in ihre Richtung. Obwohl solche Deals meist reibungslos über die Bühne gingen, musste man trotzdem stets auf der Hut sein, denn es konnte einem jederzeit jemand übers Ohr hauen wollen. Sollte dies geschehen, möchte man nicht in einer Position stehen, in der man einem der potentiellen Gegner den Rücken zuwandte.
Stanley war eben mit Zählen fertig geworden und meldete zufrieden: „Gut, der Betrag stimmt.“
Lynn und John hatten eine Flasche aus der Frachtkiste geholt, jetzt versuchte die Gangsterchefin, sie mit ihren von der Eiseskälte klammen Fingern aufzumachen. Sie verzog das Gesicht und brummte einige Schimpfworte vor sich hin, bis es ihr endlich gelang. Zufrieden hob sie die Flasche zum Mund und gönnte sich einen kräftigen Schluck. Nach einigem Nachdenken reichte sie die Flasche an John, der offenbar ihr Leutnant war. „Ich find’s gut, was meinst du?“
Er leerte in einem Zug fast einen Viertel der Flasche und stimmte dann mit tiefer Stimme zu: „Sehr gute Ware.“
Stanley atmete zufrieden auf – diesmal war alles gutgelaufen, dachte er, als Lynn zu Natala trat um ihr die Hand zu reichen. „Zuverlässig wie die Alyaner und das hier draußen auf dem verlassenen Spes. Hat mich gefreut, mit euch Geschäfte zu machen.“
Natala schlug ein. „Mich ebenfalls. Wir sind nur so gut sind wie die Zentralweltler, weil …“
Sie unterbrach sich, als sie erkannte, dass eben alle von Lynns Leuten, ein knappes Dutzend an der Zahl, ihre Blaster gezogen hatten und auf sie anlegten. Für mehrere Sekunden herrschte eine angespannte Stille. Natalas ungläubiger Blick wanderte von den Gegnern langsam zu Lynn. „Was um alles in der Galaxis soll diese Kacke werden?“
Lynn schüttelte langsam den Kopf. „Zieh bloß nicht deinen Blaster, Nat. Die verwandeln dich in Ragout noch bevor du den Finger am Abzug hast.“
Natala stand reglos da und fixierte Lynn, ohne eine Frage auszusprechen, bis diese schließlich erklärte: „Diesmal nehmen wir die Ware und das Geld. Sag Stan, er soll es mir zuwerfen.“
Stanley beobachtete die beiden gespannt, er wusste, hier standen sich zwei Haudegen mit einer gehörigen Portion an Sturheit gegenüber – wenn er die Situation richtig einschätzte, gäbe keine von beiden nach. Er konnte fühlen, wie sich seine Muskeln verkrampften und sich sein Körper anspannte, bereit für den Kampf, der jeden Moment beginnen konnte. Solche Schießereien endeten meist mit Toten und er gedachte, lebend von diesem Planeten wegzukommen, also wäre er besser verdammt schnell. Der Schlüssel dazu war, sich nicht von der Angst lähmen zu lassen, die ihm den Magen zusammenzog. Er sah zu Natala, um ihren nächsten Schritt zu antizipieren, denn in solchen Situationen konnte jede Sekunde über Leben und Tod entscheiden.
Zu Stanleys Erstaunen brach Natala das bedrückende Schweigen: „Okay, Stan, wirf das Geld herüber. Geben wir den Verrätern, was sie wollen, sie sind in der Überzahl.“
Stanley holte zum Wurf aus und schleuderte den Beutel mit aller Kraft sowie dem besten verächtlichen Gesichtsausdruck seines Repertoires in Lynns Richtung. Diese machte einen Schritt zur Seite, um ihn besser auffangen zu können und dabei den Stand zu behalten. Nun erkannte Stanley, was Natala vorhatte: Die Gangsterin wandte ihr nun den Rücken zu, eine Chance, die Natala nicht verstreichen ließ. Ehe Lynn reagieren konnte, hatte Natala ihren Blaster gezogen, sie von hinten gepackt und ihr den Lauf ihrer Waffe an die Schläfe gedrückt. Als der Geldbeutel klimpernd zu Boden fiel, brüllte Natala ihren Kameraden zu: „Jetzt!“
Stanley sowie Nani zogen ihre Waffen und huschten hinter die nächsten Frachtkisten, um Deckung zu suchen. Just in dem Moment prasselten auch bereits die ersten Lichtprojektile zischend auf sie ein. Stanley konnte hören, wie ein Schuss gefährlich nahe an seinem Ohr vorbeifauchte, er hatte noch einmal Glück gehabt. Doch als er beinahe hinter der Kiste angelangt war, konnte er einen brennenden Schmerz in seiner Hüftgegend fühlen und stolperte. Als er mit dem Kopf aufschlug, wurde alles um ihn herum schwarz.
Anaata rannte so rasch sie konnte die Treppe hinunter und huschte der Wand entlang, bis sie neben dem Zugang zur Laderampe stehenblieb. Sie konnte weiterhin Schüsse hören, ab und an schrie jemand auf, der getroffen wurde. Sie war sich sicher, sie musste rasch handeln, wenn sie ihren Freunden beistehen wollte. Insgeheim verfluchte sie sich dafür, kaum je eine Waffe zu tragen, in dieser Situation wäre ein Blaster wirklich nützlich. Eilig kramte sie in ihrer Manteltasche in der Hoffnung, irgendwas anderes zu finden, das ihr half und ertastete ein würfelartiges, metallisches Objekt – sie zog es heraus, um es zu inspizieren und erkannte, dass sie einen Zündwürfel für Sprengladungen in der Hand hielt. Vermutlich hatte sie ihn bei ihrem letzten Job im Mantel stecken lassen, manchmal musste man einen Safe aufsprengen und dazu waren Zündwürfel das ideale Mittel.
Sie lehnte sich möglichst flach an die Wand neben der Rampe und versuchte sich eine Übersicht über das Schlachtfeld zu verschaffen, ohne dabei allzu viel von ihrem Gesicht zu zeigen. Stanley lag reglos neben einer verhältnismäßig nahen Frachtkiste am Boden, Natala und Nani verschanzten sich hinter etwas weiter entfernten Boxen und lieferten sich mit den Gangstern ein Feuergefecht. Gegen die Übermacht von Lynns Leuten konnte sich die beiden nicht mehr lange halten, obwohl zwei Gegner reglos im Schnee lagen und Lynn sich ihr blutendes Bein haltend an eine weitere Kiste gelehnt saß. Schließlich entdeckte Anaata die geöffnete Frachtkiste, die inmitten des ganzen Chaos stand und versuchte abzuschätzen, ob sie mit ihrer implantierten Antigravitation bis zu ihr fallen konnte oder ob sie sich dabei etwas bräche. Sich mit einer Hand an ihr Bein fassend, wo noch ein dünner Verband die Verletzung von ihrem letzten Feuergefecht verdeckte, wog sie ab, ob sie die Verletzung einschränkte. „Wie immer – und immer wieder …“, seufzte sie resigniert, atmete scharf ein, nahm all ihren Mut zusammen und trat mitten auf die Laderampe hinaus.
Dank ihrer Antigravitation konnte Anaata den Weg zu der etwa zwanzig Meter entfernten Kiste sehr schnell zurücklegen, ohne dabei den Boden zu berühren. Sie konzentrierte sich, spannte ihre Muskeln an, dann konnte sie wie in Zeitlupe fühlen, wie sich die Welt um sie herum drehte und vorne plötzlich zu unten wurde. Dank langer