Promise. Sarah L. R. Schneiter

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Promise - Sarah L. R. Schneiter Promise

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zuwandte. Über dem alten Frachter flimmerte die Wärme, durch die geöffnete Laderampe fiel schwaches Licht ins Freie, doch die Schmuggler warteten lieber in der Dunkelheit und verharrten deshalb abseits im Schatten.

      Die ganze Crew der Promise war versammelt. Eben brach Dan die Stille: „Ich bin mal auf der Brücke, hier draußen wird es mir allmählich zu kalt.“

      Natala streckte sich. „Klar, mach nur. Wir kommen nach, sobald wir den Deal erledigt haben, du kannst schon mal die Koordinaten für den Hyperraumsprung setzen, wenn du willst.“

      Sven rannte los, um Dan rasch einzuholen, wobei er rief: „Moment, ich komme mit.“

      Als die beiden Männer durch das erleuchtete Viereck im Schiff verschwanden, lachte Natala: „Was haben die bloß? So schlimm ist es nun auch wieder nicht hier draußen.“

      „Klar, wir wissen alle, wie robust du gegen Hitze und Kälte bist, du Angeberin“, entgegnete Stanley trocken, ehe er sich an Anaata wandte, die nahezu gierig an ihrer Zigarette zog, als wollte sie den Glimmstängel so Wärme abringen. „Das Schlimme ist, es ist ihr wirklich egal, der könnte ein Zeh abfrieren und sie würde es noch ignorieren. Wenn die Typen nicht bald kommen, gehen wir auch rein und brauen uns Kaffee.“

      Anaata dachte kurz nach und antwortete ungewohnt entschlossen: „Weißt du was? Genau das tue ich jetzt. Bleib du nur hier, falls ihr auf etwas schießen müsst, ich bringe den Kaffee gleich raus.“

      „Als ob man bei der Kälte vor lauter Zittern irgendwas träfe“, murrte Stanley, was Nani dazu verleitete, leise vor sich hin zu glucksen: „Wenn das Adrenalin durch deine Adern schießt, wirst du ganz schnell wieder zielen können. Und wenn nicht – nun, dann spielt es sowieso keine Rolle mehr.“

      „Lass mich raten: Du wärst für eine Schießerei zu haben.“

      „Es geht nichts über den Geruch von Fleischwunden am Morgen“, scherzte sie amüsiert, ehe sie ernst ergänzte: „Nein, ich bin zwar eine Abenteurerin, trotzdem ist es mir lieber, wenn ich nicht mein Leben riskieren muss, um Geld zu verdienen. Aber wenn Natala sagt, die Typen sind gefährlich, habe ich lieber als Erste den Blaster in der Hand.“

      Bevor Stanley etwas entgegnen konnte, erkannte er ein schwaches, gelbliches Glimmen am Horizont, das sich rasch auf sie zubewegte und er begriff gleich, dass es das Buglicht eines Hovercrafts war. „Sie kommen.“

      Die drei Schmuggler traten beisammen und Natala lockerte den Blaster an ihrem Gürtel. Manchmal, häufiger als einem lieb war, musste man sich in ihrem Geschäft auf Partner einlassen, denen man kein bisschen vertrauen konnte, nur, wenn man Geld verdienen wollte, blieb einem kaum eine andere Wahl. Nach kurzer Zeit war das tiefe, sonore Summen der Antigravitationseinheiten des alten Transporters zu hören, der sich rasch näherte. Natala atmete tief durch. „Gut. Niemand zieht eine Waffe, außer wir müssen, wir wollen diejenigen sein, die keinen Streit provozieren, immerhin brauchen wir die Kohle.“ Sie sah sich um und deutete auf die entladenen Boxen, die überall im Schnee standen. „Wenn es hart auf hart kommt, suchen wir hinter den Frachtkisten Deckung und hoffen, die Leute schießen nicht auf den Alkohol, den wir ihnen liefern.“

      „Optimistin“, brummte Stanley mit steinerner Miene.

      „Wird schon gutgehen“, versuchte Nani die Zuversicht zu steigern. „Wir sind besser übervorsichtig als zu riskieren, große Löcher in die Haut gebrannt zu kriegen.“

      Mittlerweile war das Hovercraft herangekommen und man konnte die kantigen Schemen des vieleckigen Gefährts erkennen, als es schließlich vor ihnen aufsetzte.

      Anaata summte leise die Melodie eines alten Country-Songs vor sich hin, den Sven letzthin an einem der langen Abende auf der Gitarre gespielt hatte, während sie die freistehende Metalltreppe zum Steg und dem Schott hochging, das zum Wohnbereich führte. Der Frachtraum war wegen der geöffneten Laderampe mittlerweile ziemlich kühl geworden, doch es gab nebst der Rampe und der Luftschleuse keinen anderen Ausgang aus dem Schiff, sodass Natala sie offenstehen lassen wollte, falls sie gezwungen waren, rasch zu flüchten. „Es wird sowieso wieder nichts passieren – wie immer“, murmelte Anaata gelangweilt, als sie oben anlangte und auf den Schott zuging. „Wie immer … und immer … und immer wieder …“

      Die Tür glitt zur Seite und sie konnte die angenehm warme Luft auf ihren Wangen spüren, die aus dem Wohnbereich strömte und ihren langen Mantel flattern ließ. Sie betrat den geraden Gang mit den graubraunen Metallwänden, wo rechts von ihr der Durchgang zum Aufenthaltsraum lag und warf sie die Zigarette achtlos in einen Vakuum-Müllschlucker. Dabei murmelte sie selbstzufrieden „Gschlupp“, das Geräusch nachahmend, das er stets machte, wenn man ihn mit Abfall fütterte, nur um sogleich das Lied zu summen, das sie nun schon seit Tagen verfolgte. Schließlich trat sie in das Wohnzimmer, ging gemächlich auf die Getränkemaschine zu, die am anderen Ende des Raumes auf der Holztheke stand und murmelte spaßeshalber: „Gleich geht die Schießerei los – wie immer …“ Wie bei den meisten Leuten, die mit sich selbst sprachen, wenn sie sich unbeobachtet fühlten, ergaben ihre Sätze nicht sonderlich großen Sinn.

      Leise brummend ließ die Maschine heißen Kaffee in einen Becher laufen, wobei Anaata die Konversation mit sich selbst fortführte: „Ich muss unbedingt mal wieder was klauen statt so viel zu denken, sonst werde ich noch ganz wuschig.“

      „Du musst was?“, konnte sie hinter sich Svens verwirrte Stimme vernehmen. Offenbar war er unbemerkt in den Raum getreten und stand jetzt hinter ihr, die Hände in den Taschen seiner Jeans. Sie fuhr herum, hob einen Finger, wie wenn sie etwas entgegnen wollte, das sie vergessen hatte und starrte ihn irritiert an, ehe sie erklärte, wobei sie eine verirrte Strähne ihres blonden Haars aus dem Gesicht strich: „Wenn ich lange nichts klaue, werde ich fahrig.“

      Der Mechaniker lachte herzhaft und trat an die eben frei gewordene Maschine, um sich einen grünen Tee zu genehmigen. „Na, da wünsch ich dir mal viel Erfolg damit, du verrückte Kleptomanin. Aber bleib von meiner Kabine fern, so lange du nichts geklaut hast, ja?“, fügte er mahnend hinzu. „Ich mag meine wenigen materiellen Dinge.“

      Sie nickte und schlenderte in Richtung des Ausgangs, nun mit dem Kaffee in der Hand. Plötzlich blieb sie abrupt stehen und sah sich nach Sven um. „Moment mal – hält ihr mich wegen der Selbstgespräche für verrückt? Es ist allgemein bekannt, dass fast alle Leute Selbstgespräche führen.“

      „Nicht nur deswegen, doch sie tragen sicher auch ihren Teil dazu bei, weil du selten aufpasst, ob dich jemand belauscht“, entgegnete Sven amüsiert und nahm einen Schluck von seinem Tee. Anaata wandte sich um und ging endgültig aus dem Raum, wieder mehr an sich selbst als an ihn gewandt erklärend: „Irgendwann werde ich es noch herausfinden.“

      Gemächlich schlenderte sie zurück auf den Gang, wobei sie erneut Svens Lied zu summen begann, egal was sie tat, sie wurde die Melodie einfach nicht mehr los. Anaata trat hinaus auf den Steg, der sich über die Ladebucht schwang, während sie einen Schluck Kaffee aus ihrem Becher nahm, um die Kälte zu vertreiben. Eben als sie die Treppe hinuntergehen wollte, hörte sie das typische Zischen abgefeuerter Blaster sowie unkoordiniert anmutende Rufe und Schreie. Sie blieb für einen Augenblick wie angewurzelt stehen, dann warf sie den Kaffee achtlos über ihre Schulter und hastete die Treppe hinunter.

      Stanley hatte das Gefühl, noch mehr zu frieren als zuvor, falls dies überhaupt noch möglich war. Eben öffnete sich die Laderampe des alten Hovercrafts und einige Gestalten traten heraus, die man nur als Silhouetten erkennen konnte, da das Licht im Innern des Transporters in ihrem Rücken lag. Als ihre Kunden nähertraten, gelang es den Schmugglern, ihre Gesichtszüge auszumachen. Es war eine bunt gemischte Gruppe, wobei alle Stiefel, dicke Jacken oder Mäntel und einen Blaster am Gürtel trugen. Eine schlaksige Frau in ihren

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