DAS GRANDHOTEL. Ursula Hass
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Aber niemand kümmerte sich um sie, und alle rannten nur auf den Flur und den anderen hinterher.
Vorneweg spazierte der Hoteldirektor und danach reihten sich die Herren ein. Die Damen schlossen sich wiederum den Herren an.
Ulla Sommer war dann Bloch und Rehlein nachgegangen und drängelte sich auch an den anderen Herren vorbei, in die vorderste Reihe.
Sie sah einen Mann auf dem Boden liegen. Daneben bildete sich schon eine Blutlache. Er lag mit seinem Gesicht auf dem Boden, also musste er rücklings erstochen worden sein. Das Messer steckte noch in seinem Rücken. Es war ein japanisches Messer, wie es die Köche oder auch Hobbyköche gerne verwenden, registrierte Ulla Sommer.
Wie kann dies nur passiert sein?, überlegte sie, äußerte sich aber nicht, sondern schaute alle mit ihren unergründlichen, grünen Augen herausfordernd an. Doch keiner verzog eine Miene. Für sie war klar, dass nur ein Mitglied aus der Gruppe diesen Axel Lehmann ermordet haben könnte. Weitere Gäste gab es nicht und das Hotel war wie eine Burg verschlossen. Von außen konnte man das Hotel nicht betreten.
Auch der Hoteldirektor starrte in die Runde, denn ein Mord in seinem GRANDHOTEL, damit konnte er sich nicht anfreunden, zumal erst kurz vorher das Hotel eröffnet wurde und diese Gäste der OIL-Gruppe die ersten Gäste waren.
Auch Laurent, der Hoteldirektor, überlegte wie der amerikanische Millionär reagieren würde, wenn er den Mord erfahren wird. Wie bringe ich es ihm nur bei?, dachte er.
„Wir müssen jetzt den Toten in den Eiskeller schaffen, dort ist es kalt und er kann nicht so schnell verwesen“, sprach Laurent und packte schon mal den Toten an den Füßen.
„Nehmen Sie, Herr Rehlein, seinen Kopf in die Hände und Sie, Herr Bloch, noch seinen Körper!“, schlug er vor. Einen toten Kopf hatte Rehlein in seinem bisherigen Leben noch nicht angefasst, deshalb machte er auch gleich einen Schritt rückwärts. Außerdem blutete der Tote natürlich stark und Rehlein wollte keine blutigen Hände haben oder womöglich sich noch seinen guten Anzug beschmutzen. Er schlug deshalb das Angebot vom Hoteldirektor aus.
„Wollen Sie nicht seinen Kopf in Ihre Hände nehmen?“, fragte er deshalb Bloch, der auch zögerte, aber dann sah, dass kein anderer sich bereit erklärt hatte und so teilte er den Anwesenden mit, dass er das Opfer bringen würde und zusammen mit dem Hoteldirektor den leblosen Körper in den Eiskeller schaffen würde. Er forderte sogleich eine Trage an, auf den man den Toten betten konnte.
Vanessa und auch Vincent huschten, wie zwei kleine nimmermüde Geister, vorbei und brachten bereits eine Liege mit, auf den die Herren den Leichnam legten. Dann ging es zwei Etagen nach unten mit dem Fahrstuhl. Dort befand sich der Eiskeller. Ulla Sommer registrierte die im Fahrstuhl angegebenen Etagen mit einem kurzen Blick. Mit in den Fahrstuhl wollte sie nicht. Im Eiskeller angekommen, wurde der Leichnam auf eine Pritsche gelegt. Dann gingen alle wieder nach oben und setzten sich, ohne ein Wort zu sagen, an ihre Tische.
Es herrschte eine beängstigende Nervosität im Raum, denn keiner wusste wohin er blicken sollte. Einen Aufruhr gab es jedoch nicht. Alle benahmen sich manierlich.
Ulla Sommer fasste sich als erste ein Wort und schlug vor, dass vielleicht eine schöne Melodie aus einer Schallplatte, abgespielt auf dem altmodischen Plattenspieler, helfen könnte, die Stimmung im Raum zu verbessern.
„Da gibt es doch nur Schlager aus den 60er Jahren!“, maulte Sonja Netter.
„Das passt doch gar nicht!“, meinte auch Claudine Meister, die natürlich dieser Sonja Netter entgegenkommen wollte, registrierte Ulla Sommer.
Da gab es doch diesen Schlager von Heidi Brühl: „Wir werden niemals auseinandergehen, wir werden immer zueinander stehen…, erinnert sich keiner daran?“, meldete sie sich wieder zu Wort. Dann summte sie die Melodie leise vor sich hin. An den toten Axel Lehmann dachte sie dabei allerdings gar nicht, sondern an diese liebe Heidi Brühl, die diesen Song so herzergreifend sang, dass einem dabei immer die Tränen kamen. Auch sie war nun schon viele Jahre tot, bedauerte Ulla Sommer.
Vanessa und Vincent hatten auch schon alles abgeräumt, es gab nichts mehr zu essen, ein paar Gläser standen noch auf den Tischen und es gab auch noch Wein. Doch niemand hatte noch Lust im Grand Salon zu verweilen. Und so gingen dann die ersten Gäste auch gleich nach oben in ihre Zimmer, denn zum Feiern oder Zusammensitzen war nach diesem tragischen Mord niemand zumute.
Auch Ulla Sommer ging in ihr Zimmer, setzte sich an ihren kleinen Schreibtisch und rief ihren Mann zu Hause an. Doch damit hatte sie kein Glück, es war niemand zu erreichen.
„Wilhelm liegt sicherlich schon längst im Bett, während ich hier noch mit einem Toten vorliebnehmen muss“, jammerte sie und zog sich langsam aus. Draußen war eine klare, mondhelle Nacht, die gar nicht zu diesem ganzen Hexenzauber in diesem altertümlichen Hotel passen wollte.
Dann löschte Ulla Sommer das Licht und schlief bis zum anderen Morgen durch.
Kapitel 3
Mit großem Schmerz wachte sie in der Klinik auf. Sie sah nur überall Schläuche und immer wieder Schläuche. Eigentlich konnte sie diese Schläuche nicht zuordnen. Die Tür öffnete sich und eine freundliche, ganz in weiß gekleidete Frau kam herein. Langsam kehrte ihr Bewusstsein wieder zurück. Aber sie wollte gar nicht aufwachen. Schlafen, das war das Beste was ihr geschehen konnte. Einfach einen Winterschlaf halten. Sie wusste gar nicht, wo sie sich befand, war sie in einer Klinik oder in der Reha? Sprechen konnte sie nicht. Ihre Augen bewegten sich ganz mechanisch. Sie wollte sprechen, aber ein Kloß in ihrem Hals ließ es nicht zu. Auch ihren Mund konnte sie nicht öffnen.
Sie dachte nur an das Messer in ihrer Brust. So langsam strich sie mit ihren Händen, die einfach ihren Armen mechanisch folgten an ihren Brüsten entlang. Sie fühlten sich ganz hart an, gar nicht weich wie sonst. Sie bemerkte nicht die straff gezogenen Verbände, die um ihre Brüste lagen.
Irgendwas stimmte nicht mit ihrem Kopf. Sie fühlte es deutlich. Sie hatte einen Kopfverband. Doch wie dieser zustande gekommen war, konnte sie auch nicht einordnen. Sie forschte in ihrem Gedächtnis nach. Aber da war nichts. Sie wusste nicht mal mehr ihren Namen. Wer war sie?
Sie erinnerte sich nur daran, dass sie plötzlich einen Stich und einen großen Schmerz verspürte und mehr wusste sie nicht mehr.
Sie erinnerte sich auch noch an einen bestialischen Gestank. Was war geschehen? Wo bin ich? Als sie ihre Augen wieder aufschlug, sah sie nur ein milchig-weißes Glas vor ihren Augen. Wo war der Himmel geblieben? Es gab keinen Himmel mehr. Es war nur alles milchig-weiß. Sie schloss wieder ihre Augen, dann wollte sie lieber einen Winterschlaf halten, als dieses milchig-weiße Zimmer zu sehen, das bei ihr Angstschweiß auslöste. War sie tatsächlich in einem Krankenhaus gelandet?
Sie wollte einfach nur weiterschlafen, ihre Augen schließen und nur nicht wieder in dieses milchig-weiße Zimmer schauen.
Sie hörte ein leises Klopfen an der Tür. Sie konnte jedoch keinen Laut von sich geben. Sie sah, wie sich die Tür öffnete und herein kam eine Person, die sie nur schemenhaft sehen konnte. Diese Person war nicht weiß gekleidet, sondern sie hatte leuchtendrote Blumen auf ihrer Bluse, das erkannte sie sofort. Sie sahen aus wie Lotosblüten oder wie Klatschmohn. Ja, Klatschmohn, den mochte sie als Kind sehr, und er wuchs auf den Feldern zwischen dem Weizen und den blauen Kornblumen. Das war schön anzusehen, dieser leuchtendrote Klatschmohn, der hellgelbe Weizen und das dunkle Blau der