Böse Jungs dringend gesucht. Mira Schwarz
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Der Rückweg kam ihnen lang vor und Anouk jammerte über die Kälte. Schließlich zog sich Chris genervt sein T-Shirt über den Kopf und reichte es ihr. Jenny stockte der Atem, als sie seinen nackten Oberkörper im Halbdunkeln musterte. Seine Schultern waren breit und wirkten stark und auch wenn er schlank war, hatte er viel mehr Muskeln, als sie erwartet hatte.
Anouk zog sich zufrieden das Shirt über den Kopf und Chris verzog keine Miene, während er halbnackt neben ihnen durch den kühlen und nun fast dunklen Wald trabte. Sie waren alle froh, als sie endlich wieder am Haus angekommen waren.
Während sie ein Bier tranken, bereiteten sie die Pizza vor und deckten den Tisch. Als es an der Tür klopfte, sahen sie sich verwirrt an.
„Wer kann denn das sein?“, fragte Jenny, während sie sich erhob.
„Vielleicht ein Nachbar ohne Dosenöffner?“, witzelte Anouk. Das nächste Haus war mehrere Kilometer entfernt.
Schon hatte Jenny die Tür erreicht und öffnete sie. „Oh, ihr seid es“, entfuhr es ihr, als sie sah, wer vor der Tür stand. „Wir dachten, ihr kommt erst morgen.“
Vor ihr stand ihr Ex-Freund Florian, den Arm um eine zarte Rothaarige gelegt. Kessy sah überhaupt nicht so aus, wie Jenny sie in Erinnerung hatte. Sie hatte Florians Kollegin auf der Weihnachtsfeier des Pharma-Konzerns kennengelernt, für den Florian seit einem knappen Jahr arbeitete. Vielleicht hatte es an der schiefen Weihnachtsmütze und dem kleinen Schwarzen gelegen, dass Jenny Kessy für eine Art Vamp gehalten hatte. Vor ihr stand aber eine junge, fast schüchtern wirkende Frau in modisch zerrissenen Jeans und einem gelben Blüschen. Sie sah verfroren und ein wenig ängstlich aus.
Florian grinste verlegen und fuhr sich durch die schwarzen Locken. Dann nahm er seine schwarz umrandete Brille ab, zog ein Tuch aus der Jeanstasche und putzte sie mechanisch, wie immer, wenn er nicht weiterwusste.
Schnell trat Jenny zur Seite. „Entschuldigung. Kommt rein.“
Die beiden betraten zögernd das Wohnzimmer. Sie wirkten ungefähr so entspannt wie bei einem Vorstellungsgespräch. Warum hatte Kessy sich bloß überreden lassen, mit Florian hierher zu kommen? Sie musste schließlich gewusst haben, dass sie hier auf Jenny treffen würde. Auch wenn das Haus schön war - es war nur ein Bauernhaus in der Einöde und kein Luxushotel auf den Malediven.
Aber dann sah Jenny, wie die beiden Neuankömmlinge einen Blick wechselten und da verstand sie es. Kessy wollte Florian vermutlich einfach wirklich näherkommen und wenn man es mit jemandem ernst meinte, nahm man eben auch unangenehme Situationen auf sich. Vermutlich wollte sie auch gerne seine Schwester und seine Nichte kennenlernen. Vielleicht sogar seine Ex-Freundin.
Das alles hatte ihr noch gefehlt.
Jenny fühlte sich von der Situation überfordert und blieb stumm und wie festgewachsen in der Nähe der Haustür stehen. Gott sei Dank schlüpfte Anouk in die Rolle der perfekten Gastgeberin, versorgte alle mit Getränken und verfrachtete Florian und Kessy unter leichtem Geplauder auf die Couch. Anouk hatte schon immer ein ganz eigenes Verhältnis zu Florian gehabt. Obwohl sie sich immer über ihn lustig machte, hatten sich die beiden über die Jahre kennen- und schätzengelernt.
Anouk zog sich einen Sessel an den Couchtisch heran und Jenny ließ sich auf das gegenüberliegende Sofa fallen. Vielleicht war das Schwerste ja schon geschafft, dachte sie hoffnungsvoll. Vielleicht war es doch ganz einfach, die Uhr zurückzudrehen und in Florian nur noch einen guten Freund zu sehen. Sie sah, wie er Augenkontakt zu ihr suchte und rang sich ein Lächeln ab. Dann hörte sie hinter sich ein Geräusch, als würde jemand Anlauf nehmen. Noch bevor sie den Kopf drehen konnte, war Chris über die Lehne des Sofas gesprungen und landete elegant neben ihr auf der Couch. Er legte Jenny lässig den Arm um die Schulter und wandte sich dann an Kessy.
„Und? Wie ist es so, mit dem Ex von meiner Süßen zusammen zu sein?“ Chris redete so überzogen wie in einer schlechten Soap-Opera.
Jenny zuckte zusammen. Okay, sie hatte sich vielleicht insgeheim gewünscht, dass Chris wirklich mit ihr flirten würde. Aber er hatte offenbar vor, diese blöde Idee von Anouk durchzuziehen und sich gleichzeitig über Jenny lustig zu machen. Jenny rückte leicht von ihm ab, sah Anouks Grinsen und verstand. Die beiden machten sich einen gemeinsamen Scherz aus der Situation.
„Chris macht nur Witze“, sagte Jenny entschuldigend zu Florian und Kessy. „Er hat einen schrägen Sinn für Humor.“
Chris rückte wieder ein bisschen näher an Jenny heran und legte ihr eine Hand auf das Bein. Sie hatte das Gefühl, seine Hand wäre elektrisch geladen. Außerdem hatte sie den unwiderstehlichen Drang, ihren Kopf an seine Schulter zu legen – egal, ob das ein Witz war oder nicht. Aber sie widerstand ihrem Drang und blieb steif auf ihrem Platz sitzen. Chris warf ihr einen Seitenblick zu. Für einen Moment hatte sie das Gefühl, er würde sie wirklich ansehen. Dann grinste er wieder frech, hob die Hand und fuhr ihr leicht über die Haare. „Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir uns nicht einigen können, wie wir mit der Situation umgehen sollen“, erklärte er dann. „Jenny will deine Gefühle nicht verletzen, Florian.“
Was? Jenny war sprachlos. Auch Florian sah verwirrt von einem zum anderen. „Wieso sollte mich das verletzen?“, fragte er dann zögernd.
„Na ja, wie es scheint, war Jenny schon immer ein bisschen in mich verliebt“, sagte Chris und ließ sich ins Polster zurücksinken. „Auch, als ihr noch zusammen wart.“
Jenny schnaubte. „Und wovon träumst du nachts, du arroganter Angeber?“, fuhr sie Chris an.
Kessy verfolgte das Geschehen mit wachsender Hilflosigkeit. „Florian, was soll denn das alles?“, fragte sie ihn leise.
Er zog sie an sich. „Ehrlich, ich hab auch keine Ahnung, was hier vorgeht“, raunte er ihr zu. „Die sind sonst alle völlig normal.“
Als Jenny erneut die Vertrautheit zwischen den beiden bemerkte, spürte sie einen leichten Stich. Nein, sie wollte Florian nicht zurück. Aber die beiden benahmen sich nach so kurzer Zeit wie gute Freunde und das tat weh.
Einen Moment lang sagte niemand etwas, dann rettete Anouk die Situation. Sie erzählte eine lustige Geschichte aus ihrer Galerie und alle ließen sich erleichtert auf den Themenwechsel ein. Der Abend plätscherte von da an ruhig vor sich hin. Nach seinem Sofasprung ließ es Chris ruhiger angehen. Er blieb zwar neben Jenny sitzen, hielt jetzt aber einen gewissen Sicherheitsabstand.
Sie redeten über ihre Jobs, tranken Bier, hörten Musik und selbst Kessy schien sich zu entspannen. Wie sich herausstellte kannte sie die 'Sad Cowboys' und stellte Chris eine Menge Fragen zu seiner Band. Es war offensichtlich, dass Florian sich über ihre Begeisterung nicht gerade freute.
„Es ist schon fast Mitternacht“, stellte Florian irgendwann fest. „Ich bin völlig zerschossen. Was haltet ihr davon, wenn wir schlafen gehen?“
Anouk nickte. „Klar, sucht euch einfach einen Raum aus. Wir haben die Zimmer noch nicht aufgeteilt.“
„Okay“. Florian und Kessy erhoben sich und nahmen ihre Sachen. Sie gingen in den ersten Stock hinauf, eine Tür klappte.
„Da waren's nur noch drei“, sagte Anouk munter. Sie stand auf, ging zum Kühlschrank und holte noch einmal drei Flaschen Bier heraus.
„Morgen