Das Sex-Phantom. Sara Jacob
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Das Sex-Phantom - Sara Jacob страница 18
In allen Situationen. In alle Öffnungen. Und vor allem auf der Interrailtour, die wir gemeinsam mit vier anderen Freunden gemacht hatten und nach der nichts mehr so war, wie zuvor. Nie wieder verschwand sie aus meinem Kopf. War immer da. Ein Ideal, das ich hochhielt und an dem ich jede andere Frau maß.
Ich glaubte an sie, weil sie Leidenschaft in mir entfachte, die mir sonst so häufig im Leben fehlte. Die Wunde namens Sarah, die ich so viele Jahre gekratzt hatte, weil ich den Schmerz genoss, verheilte nie. Erst später erfuhr ich, dass Sarah niemals vorhatte, ein normales Leben zu führen und nur einen einzigen Mann in ihrem Leben akzeptieren würde.
»Ach Leon«, wiederholte sie wieder, und endlich ergaben ihre Worte einen Sinn, »du bist nicht der, den ich mir vorstelle.«
Schlagartig begriff ich, warum ich nicht Mr. Right gewesen war und nie sein konnte.
Sarah.
Alles, was ich wollte, war ein Blick auf ihren nackten Körper um zu sehen, ob er so war, wie ich ihn in meinen Träumen gesehen hatte. Und auch wenn der Gedanke an die versuchte Vergewaltigung über allem stand, so war ich mir sicher, dass mein Schicksal mich zu dem Puzzleteil gemacht hatte, der in Sarahs Leben passte.
6.
Vorerst jedoch war ich noch einige Stunden im Sexshop gefangen. Und ich hatte nicht vor, hier Trübsal zu blasen.
Ganz im Gegenteil.
Ich gönnte mir keine Ruhepause. Ich fand die Imitation einer Möse mit einem darüberliegenden Arschloch und penetrierte das mit wachsender Neugier.
»Ich fick dich in den Arsch«, feuerte ich mich an, weil ich es geil fand.
Beim Blättern durch einen Porno fand ich eine Seite mit kostenpflichtigen Telefonnummern und hoffte, dass das Telefon hinter dem Tresen nicht gesperrt war.
Analversaute Spielchen war genau mein Ding.
Ein zerschlissener Bürostuhl, dessen Federung quetschte, bot mir besten Blick auf den Porno. Ich legte die Beine auf dem Tresen ab, so dass ich in der einen Hand den Hörer halten und mit der anderen Hand den Dildo bedienen konnte.
Nach dem zweiten Klingeln ging eine Frau ran. Ja, ich war einverstanden, dass diese Kosten über die Telefonrechnung abgewickelt wurden. Was sie so mache, fragte ich.
»Was willst du denn?«
»Ich will dich in den Arsch ficken.«
Ich führte mit der Plastikmöse die dazu passenden Bewegungen aus.
»Willst du nicht erst ein bisschen Vorspiel? Ich möchte, dass du mich ausziehst.«
Vorspiel. Ja, auf meine Kosten. Nein, korrigierte ich mich, auf die des Sexshops. Aber ich wollte doch genau das nicht. Das Fehlen eines Vorspiels war, was ich am virtuellen Sex so geil fand. Kein Davor, kein Danach, einfach nur Reize empfangen, den Kick im Kopf spüren und danach auflegen.
Ich spürte, wie die Lust sich in einen Winkel meines Kopfes verkroch und dort in einen Schlummer fiel.
»Wer ruft sie so an? Einsame Menschen? Fetischisten?«
»Auch. Manchmal sind es ganz normale Männer, Geschäftsleute, Familienväter. Ich erfahre nicht so viel über sie. Sie wollen meistens, dass ich rede und von mir erzähle. Was bist du?«
»Ich bin unsichtbar. Man sieht mich nicht.«
»Für mich sind sie alle unsichtbar.«
Ich lachte. Es tat gut, mit jemandem zu reden. Es war nicht einmal zwei Tage her, seit ich das letzte Wort gewechselt hatte, und nie hätte ich gedacht, dass es mir einmal fehlen könnte.
»Erzähl mir von deinen Wünschen.«
»Ich mag es in den Arsch. Ich will immer nur den Arsch. Von hinten ist es am geilsten, dann muss ich nicht reden oder sie ansehen oder an sie denken. Ich sehe nur den Arsch. Ich weiß nicht warum, ich habe vor allem Lust auf Distanz.«
Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus, und ich merkte, dass mir die Fähigkeit fehlte, ihnen einen Sinn zu geben. Ich wusste nicht, was meine Wünsche waren. Ich wollte nackte Haut, ich wollte Sex, wollte den Kick im Kopf, den Orgasmus, wollte Pobacken massieren und eine Möse am Schwanz spüren, wollte Titten fühlen, aber ich wollte auch keine Nähe.
»Das klingt nicht einfach.«
»Ich weiß.«
Ich schwieg. Das war mir zu kompliziert.
»Also? Was ist? Willst du, dass ich es dir jetzt mache?«
»Am Telefon?«
»Deshalb hast du doch angerufen.«
»Stimmt.«
Sekundenlang schwieg ich.
»Also? Magst du es, wenn ich mich für dich hinknie?«
Ja, mag ich. Ich starrte auf den Porno, der über den Fernseher flimmerte. Ich hatte Lust, geile Dinge zu sagen. Ohne Konsequenz.
»Zieh deine Pobacken auseinander.«
»Mmmh, macht dich das an?«
»Willst du, dass ich dich in den Arsch ficke?«
Ich saß mit dem Telefonhörer auf dem Bürosessel und fickte mich dabei eine Plastikpuppe in den Arsch. Dazu flüsterte mir eine unsichtbare Frau die obszönsten Dinge ins Ohr. Es war geil. Und doch war es falsch. Es war unecht. Es war absurd.
Ich unterbrach ihr Säuseln.
»Wenn du unsichtbar wärest, wo würdest du hingehen, um Sex zu haben. Richtigen Sex. Nur den, nichts Anderes.«
»Unsichtbar? Wie meinst du das?«
»Wie im Film, man sieht mich nicht.«
»Du meinst, du willst unerkannt bleiben.«
Ich seufzte. Sie wollte mich nicht verstehen.
»Du hast gesagt, du magst es, einfach nur zu ficken. Ohne jemanden zu sehen. Warum gehst du nicht in einen Darkroom?«
Einen was? »Und das ist?«
»Ein dunkler Raum, in dem man ohne Licht einfach nur Sex hat.«
»Und wo gibt's die?«
»In Swingerclubs.«
Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Na klar, mein Gott, wie doof war ich denn?
»Dann kannst du unerkannt bleiben, oder unsichtbar, wie du es nennst, und hast Sex auf Distanz. Das ist doch, was du willst, oder?«
Aber natürlich.
»Du bist ein Goldstück.«