Das Sex-Phantom. Sara Jacob

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Das Sex-Phantom - Sara Jacob

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Tür, sehr schick, eine Frau, Handtasche und Schlüssel in der Hand.

      Der erste Mercedes rollte aus der Garage, ein elektrischer Fensterheber summte. Eine Männerstimme aus dem Inneren des Fahrzeugs.

      »Ich hab den Brief vergessen, kannst du? Liegt auf dem Küchentisch.«

      Die Frau in der Tür hob die Hand und verschwand im Haus. Wieder der Fensterheber, das Aufheulen des Motors, das Rasseln des Tores.

      Ja, dachte ich, wie geil ist das denn?

      Ich rannte die letzten Meter, huschte durch das offene Tor auf das Grundstück, rannte zur Eingangstür. Der Mercedes rollte auf die Straße. Im Haus war es kühl. Schritte auf den Fliesen. Schlüsselrasseln. Die Frau, Ende 40, im Businessanzug, kam mir entgegen, einen Brief in der Hand. Sie stellte sich noch einmal vor den Spiegel im Flur, wischte sich über die Nase, presste die rotgeschminkten Lippen aufeinander.

      Ich wich zurück, presste mich in an die Wand. Sie stand nur wenige Zentimeter entfernt, riss sich von ihrem eigenen Anblick los, verließ das Haus.

      Die Türknallte. Ein Schlüssel wurde gedreht. Das Fenster, dachte ich erschrocken, ich kann durch ein Fenster raus. Ganz bestimmt.

      Sekunden später klappten Türen, heulte ein Motor auf. Rattern, Garagentor, Einfahrt. Aus.

      Im Haus war es still. Es roch sauber. Nach Putzfrauenwerk.

      Ich schlenderte durch den Flur in die Küche.

      Ein fremdes Haus, wieder einmal, aber diesmal reizte mich nicht die Suche nach Pornos, Schätzen, nackter Haut.

      Ich hatte ganz andere Pläne.

      Am Küchentisch jedoch blieb ich hängen. Die Schlagzeile der Morgenpost traf mich in den Magen wie ein Gammelfleisch-Döner.

      »GAU in Berlin - 7 Tote bei Reaktorunglück«.

      Mit einem Mal war sie wieder da. Die verdrängte Tatsache, dass ich, Leon Bloch, 34 Jahre alt, seit einem Unglück nicht nur unsichtbar, sondern jetzt, in der prallen Sonne eines frühen Berliner Morgen, feststellen musste, dass ich auch für tot erklärt worden war.

      Ich blätterte die Zeitung auf und fand alle Infos vom Unfall im Institut am gestrigen Tag.

      Über geringe Strahlung wurde berichtet, über tote Wissenschaftler, einen 34jährigen Journalisten, der bis auf seine Brieftasche restlos verbrannt war, bis zur andauernden Suche nach einer Ursache.

      Tot. Ich war tot. Nicht nur für Katrin – für den Rest der Welt ebenfalls. Endlich.

      Mir schossen Tränen in die Augen und für einen Moment genoss ich das Gefühl der Trauer. Doch nach wenigen Sekunden schon reichte es mir. Mein Selbstmitleid war wie die geheuchelte Zärtlichkeit eines Fremden.

      Schluss.

      Neuanfang. Wieder einmal.

      Zur Sicherheit klapperte ich alle Zimmer ab, um auszuschließen, dass sich irgendwelche verpennten Teenager vor der Schule drückten, doch ich traf auf keinen anderen Menschen.

      Das Bad war weniger protzig als erwartet und hatte seine letzte Renovierung bestimmt vor zehn Jahren gesehen. Der Rasierschaum stand vor dem Spiegel, der Ladyshave hing in der Dusche an einem kleinen Haken.

      Ich riss die Schubladen auf und fand schließlich einen Rasierapparat mit Langhaarschneider. Ich stellte mich vor den großen Spiegel, bewunderte den schwebenden Rasierapparat, den Stecker, der sich von selbst in die Steckdose schob und den Schalter, der sich von ganz alleine auf an bewegte.

      Vorsichtig schor ich mir den Kopf. Anfangs befürchtete ich noch, der angestrengt brummende Langhaarschneider würde seine Arbeit verweigern, doch langsam kam ich voran.

      Eine gefühlte Stunde später stopfte ich die unsichtbaren Haare mit meiner unsichtbaren Hand in einen Kosmetikmülleimer und fuhr mir über die Stoppeln auf meinem Schädel.

      Weiter.

      Ich rasierte mir die Beine mit dem Langhaarschneider und schließlich auch die Haare rund um meinen Schwanz.

      Anschließend stellte ich mich unter die Dusche und griff zum Rasierschaum.

      Ich war gar nicht darauf vorbereitet, und so überraschte es mich, dass ich, je mehr Schaum ich auf meinen Beinen und meinem Schwanz verteilte, Stück für Stück wieder sichtbar wurde.

      Bald sah ich aus wie der Marshmallow-Mann, in den ein Ladyshave breite Bahnen schnitt, durch die hindurch man die Duschkabine sah.

      Keine Zentimeter ließ ich aus. Kopf, Gesicht, Achseln, Bauch, Scham, Beine, Po und sogar die Arme rasierte ich. Zweimal wechselte ich zwischendurch die Klinge. Die Schaumdose leerte ich komplett.

      Bald wusch ich mit Seife die letzten Schaumreste ab, fuhr mir mit der Hand über den Körper und schauderte, so fremd fühlte ich mich an.

      Fremd und gut.

      Jetzt war ich wirklich nicht mehr Leon. Jetzt war ich niemand. Jeder. Unsichtbar.

       2.

      Auf dem Weg zur S-Bahn fühlte ich wieder diese Erregung. Ich war nackt. Ich war mitten in Berlin. Niemand konnte mich sehen. Und ich hatte Hunger. Die Straße vor den Villen war leer. Ab und zu fuhr ein Auto, meist war es ein teurer Wagen aus Werken in Bayern oder Baden-Württemberg, an mir vorbei.

      Vergnügt und immer wieder über meinen glattrasierten Körper streichend schlenderte ich über den Bürgersteig. Kurz nach zehn erreichte ich die S-Bahnstation.

      Backshop, Ticketautomat, Kiosk. Berlin, dich lob ick mir.

      Die Sonne war längst heiß, der Himmel war blau, die Bäume grün und der Duft der Croissants im Backshop am Eingang zur S-Bahn einfach unwiderstehlich. Die Fliesen vor dem gläsernen Verkaufstresen waren angenehm kalt.

      Hinter dem Tresen stand eine junge Dame, die meinen Penis sofort wieder zum Hüpfen brachte, und schob ein Tablett mit Backwerk in den Ofen. In der Auslage präsentierten sich Nuss-Nougat-Croissants, Apfeltaschen, Schokobrötchen und Brezeln. Mein Magen knurrte.

      Ich brauchte nur ein paar Minuten auf der falschen Seite des Tresens zu warten, bis die Verkäuferin in den hinteren Teil ihres Ladens ging, um Teig aufzutauen. Dann schnappte ich mir eine Handvoll Croissants und Apfeltaschen, stopfte sie in eine große Tüte, schnappte mir eine Flasche Tafelwasser vom Tresen, und noch ehe die junge Dame wusste, wie ihr geschah, flüchtete ich bereits mit meiner Beute.

      Es sah für mich schon seltsam aus, wie die Tüte vor mir Augen in der Luft schwebte. Wie muss es erst für andere ausgesehen haben? Doch bis auf ein paar kurzsichtige Omas und ein paar Alkis, die nur Augen für ihre Dose Bier hatten, wurde niemand Zeuge meines Mundraubes.

      Nach einem ausgiebigen Mahl auf einer Bank am See ruhte ich so lange, bis sich der unansehnliche Klumpen Teig in meinem Magen aufgelöst hatte, und beschloss, in die erste S-Bahn, die nach Berlin-Mitte fuhr, zu steigen.

      An der Tür rempelte mich ein Penner an, dem ich eigentlich aus dem Weg gehen wollte. Er merkte gar nicht, dass zwischen ihm und der Trennwand noch ein halber Meter Platz gewesen war.

      Mit mir stiegen auch

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