Die Engel der Madame Chantal. Kurt Pachl

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Die Engel der Madame Chantal - Kurt Pachl

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als Waffenscheinpflichtig eingestuft zu werden; eingerahmt von ihren langen schwarzen Haaren.

      Selbstverständlich fehlte Isolde an diesem Abend nicht. Sie war in Begleitung eines blöde dreinblickenden Burschen gekommen, der darauf achtete, dass sein Alkoholspiegel nicht zu sehr nach unten sackte. Mit begieriger Freude und mit halboffenem Mund blickte er in Chantals gewagten Ausschnitt. Natürlich blieb das, und noch vieles andere an diesem Abend, Isolde nicht verborgen. Ihre giftigen Blicke flirrten durch den großen Saal.

      Dass Harald diese große Show genoss, war mehr als offensichtlich. Er dachte nicht im Traum daran, dies zu verbergen. Chantal gab sich große Mühe, Teil dieses gelungenen Auftrittes zu sein. Als der Hauptakteur warten wollte, bis die Gedemütigte wutentbrannt das Weite suchen würde, flüsterte Chantal:

      »Das ist die völlig falsche Strategie mein Schatz. Ich werde dir jetzt das Ohrläppchen anknabbern, und … na ja, lasse dich überraschen. Alle sollen sehen, dass es mir wichtig ist, dich so bald wie möglich ins Bettchen zu bugsieren.

      Wenige Minuten später begann Chantal mit dem Schauspiel. Das Abendkleid war mit einem langen Seitenschlitz versehen. Isolde stand wie angewurzelt. Sie sah, wie sich Chantals Knie leicht zwischen Haralds Beine nach oben schob. Sie sah die großen und erregten Augen ihres Ex-Ehemannes. Sie beobachtete, wie Harald diesen deutlichen Hinweis mit einem erwartungsvollen Grinsen zur Kenntnis nahm. Sie sah, wie er diesem, aus ihrer Sicht aufgetakeltem Weib, sanft über den wohlproportionierten Po strich.

      Aus den von Sven übergebenen Unterlagen hatte Chantal entnommen, wie übel diese Frau diesem Mann mitgespielt hatte. Deshalb, und nur deshalb, sah sie es nun für angebracht, sich noch einmal nach diesem Weib umzudrehen – und ihr mit wissendem Grinsen zuzuzwinkern. Im Taxi gab Harald seiner attraktiven Begleitung einen zarten Kuss auf die Wange und seufzte lachend:

      »Haach. Das war der schönste Abend in meinem Leben. Ich kann dir gar nicht sagen, wie ich die liebe. Für diesen Auftritt werde ich mir etwas ganz Besonderes einfallen lassen.«

      Der Taxifahrer schmunzelte.

      »Aber du bist dir darüber im Klaren, dass dieser Auftritt auch kontraproduktiv für dich sein könnte«, sagte Chantal leicht besorgt.

      »Ich habe gesehen, dass einige Gäste Aufnahmen mit ihren Smartphones gemacht haben. Was werden deine Mitarbeiter und vor allem deine Kunden denken? Mit Sicherheit werden sie wissen wollen, wer heute Abend an deiner Seite im Mittelpunkt des Abends gestanden hatte. Für sie ist und bleibt selbst eine Edel-Kurtisane eine …«

      Hier im Taxi wollte sie diesen Satz nicht zu Ende bringen.

      »Das sehe ich differenzierter. Für meine Reputation war es nicht gerade förderlich, dass Isolde mir über Jahre Hörner aufgesetzt hat.« Begleitet von einigen leisen Lach-Salven fuhr Harald fort:

      »Viele Kunden werden mich höllisch beneiden. Ich habe fast ausschließlich Kunden und keine Kundinnen. Ich kann mir vorstellen, dass einige alles daransetzen werden, deine Adresse oder deine Telefon-Nummer ausfindig zu machen. Um meine Mitarbeiter mache dir keine Gedanken. Ich würde selbst meinen Finanzchef fristlos feuern, wenn er sich negativ äußern würde. Und das weiß er … Und die anderen auch.«

      Harald sollte Recht behalten.

      Einige Tage später hatte Chantal den bayerischen Geschäftsführer von „Rendezvous“ in der Leitung.

      »Guten Tag Madame Chantal. Sie haben mich in Verlegenheit gebracht. Sie wissen, dass ich bislang auf Ihre Wünsche bezüglich ihrer Termingestaltungen Rücksicht genommen habe. Aber es kann auch nicht in ihrem Interesse sein, wenn wir neue äußerst solvente Kunden an unsere Wettbewerber verlieren.«

      »Das sollten Sie mir etwas näher erklären.«

      »Weiß der Teufel, was Sie am letzten Wochenende in Frankfurt angestellt haben. Am besten ist, dass ich Ihnen die zwanzig wichtigsten Anfragen, ihre Person betreffend, zumaile. Ich muss dieses Mal darauf bestehen, dass Sie mich umgehend zurückrufen, nachdem Sie diese Unterlagen gesichtet haben.«

      Chantal musste schmunzeln, als sie sich die Kunden-Profile verinnerlicht hatte.

      »Okay Herr Moosbacher«, eröffnete sie zwanzig Minuten später das Telefonat.

      »Ich will es kurz machen.«

      Die Stimme der angesehensten Begleiterin des „Rendezvous“ war freundlich aber auch

      äußerst bestimmend:

      »Qualität geht doch auch Ihnen vor Quantität. Ich werde mich selbst mit fünf Herren in

      Verbindung setzen. Diese Namen maile ich Ihnen in fünf Minuten zu. Darüber hinaus werde ich mich mit Iris und Manuela in Verbindung setzen. Sie werden die restlichen Männer kontaktieren, und ihnen liebevoll verständlich machen, dass ich momentan indisponiert bin. Gleichzeitig werden sie diesen Personen den Mund wässrig machen.

      Sie können sich auf mich und meine Freundinnen verlassen. Ist das in Ihrem Sinne?«

      »Madame Chantal. Sie sind ein Schatz. Genauso machen wird das«, war die seufzende und erleichterte Antwort des Geschäftsführers.

      Einige Minuten später telefonierte Chantal mit Iris und Manuela.

      Und anschließend setzte sie sich mit ihren fünf neuen Kunden in Verbindung. Diese waren überglücklich, mit der Dame ihres Herzens einen Termin vereinbaren zu dürfen.

      Es war das erste Mal in ihrem Leben, das die professionelle Begleiterin anschließend

      fluchte wie ein Pferdekutscher. Sie verstand sich selbst nicht mehr.

      »Mein Gott. Du bist doch stolz darauf, Liebesdienerin zu sein. Wo ist dein Kampfgeist geblieben?! Früher hättest du über fünf Kunden in zwei Wochen gelächelt«, schimpfte sie in sich hinein. Augenblicklich verbesserte sie sich. Es waren fünf Kunden zusätzlich zu ihren vier Terminen, die sie zuvor fest vereinbart hatte; darunter drei Stammkunden.

      Neuerdings konnte sie am besten nachdenken, wenn sie sich auf eine verschwiegene Bank am Rande des Hauptfriedhofes setzte. Dort war es fast still inmitten dieser pulsierenden Stadt.

      Nach zwei Stunden lächelte sie kopfschüttelnd. Einige Friedhofsbesucherinnen musterten die attraktive Frau irritiert. Darüber musste Chantal erneut schmunzeln. »Die Arme«, dachten sie vielleicht. »Was muss sie wohl durchgemacht haben.«

      Wenn sie gewusst hätten, dass diese lächelnde Frau gerade dabei war, sich die Männer der kommenden zwei Wochen vor ihrem geistigen Auge zu projizieren, würden sie sicher kopfschüttelnd das nächste „Wasserhäuschen“ ansteuern, um sich eine Flasche Wodka oder Gin zu kaufen.

      Was war plötzlich anders? Was hatte dieser Mann, Harald, an sich?

      Diese und viele andere Fragen konnte sich die leicht Verzweifelte beim besten Willen nicht beantworten. Aber erneut beantwortete sie sich die mit Abstand wichtigste Frage:

      Nein. Auch für Harald würde sie ihren Job nicht aufgeben. Niemals. Es musste einen Zwischenweg geben; wie immer der auch aussehen würde.

      Auf dieser Parkbank des Hauptfriedhofes entschied Chantal nach langen Überlegungen, dass ausgerechnet ein Dekan ihr nächster Kunde sein solle. Erneut lächelte sie wieder in sich hinein. Jaja, auch ein Geistlicher war ein Mann. Auch ein Geistlicher brauchte ab und zu eine „Auszeit“.

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