Der Waldläufer. Gabriel Ferry

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Der Waldläufer - Gabriel  Ferry

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einiger Auszeichnung darin war eine mit Ölfarbe angestrichene Bettstelle, lackiert und mit goldenen Arabesken geschmückt. Über die breite Steppdecke von Indianerzeug, die das Oberbett vertrat, breiteten sich lange Besätze von Musselin und Spitzen in wallenden Falten. Das Kopfende des Bettes war mit drei flachen, viereckigen Kopfkissen versehen, die an beiden Enden und durch den luftigen Batist ihres Überzugs die purpurrote Seide hindurchschimmern ließen, mit der sie darunter wieder überzogen waren. Sie waren mit ähnlichen Behängen von Spitzen und Musselin verschwenderisch ausgeschmückt.

      Hier finden wir den Spanier und Tragaduros wieder. Auf dem schilfgeflochtenen Sofa sitzend, folgte Don Estévan mit den Augen dem Senator, der in lebhaftester Erregung in der Stube auf und ab ging.

      »Nun was haltet Ihr von der Tochter unseres Wirtes, Don Vicente?« fragte Arechiza, der mit der Unruhe Don Vicentes sein Spiel zu treiben schien. »Habe ich Rosaritas Schönheit übertrieben geschildert?«

      »Oh, mein Gönner«, rief der Senator mit den lebhaftesten Gebärden des Südens, »die Wirklichkeit hat die Erwartungen übertroffen – sie ist ein Engel! In unserem durch die Schönheit seiner Frauen so berühmten Land ist Doña Rosarita gewiß die schönste.«

      »Und die reichste«, meinte der Spanier lächelnd.

      »Wer hätte vermuten können, daß sich mitten in dieser Einöde eine so vollkommene Schönheit verberge? So viel Frische, Reiz und Jugend sind dazu geschaffen, auf dem edelsten Schauplatz zu glänzen.«

      »Am Hof eines Königs zum Beispiel«, sagte Arechiza nachlässig.

      »Oh, Don Estévan«, rief der Senator, »laßt mich nicht so lange in Ungewißheit; soll die göttliche, die reiche Doña Rosarita mein Weib werden?«

      »Ein Wort von mir, ein Versprechen von Euch, und sie wird es! Ich habe das Wort des Vaters. Nach vierzehn Tagen werdet Ihr der Gatte seiner Tochter sein.«

      »Das ist ebenso süß als leicht.«

      »Später werdet Ihr reich sein.«

      »Das verdirbt nichts.«

      »Dann werdet Ihr ein großer Herr werden!«

      »Oh, das ist prächtig; wahrhaftig, Señor de Arechiza! Das ist eine Kaskade von glücklichen Ereignissen; man könnte nicht lieblicher anfangen, um besser zu enden. Es ist ein Traum, es ist ein Traum!« rief der Senator, indem er abermals die Stube mit großen Schritten durchmaß.

      »Beeilt Euch doch, eine Wirklichkeit daraus zu machen!« erwiderte Don Estévan.

      »Ist es denn so eilig?« fragte der Senator, indem er plötzlich still stand.

      »Warum diese Frage? Kann man sich etwa zu sehr beeilen, glücklich zu sein?«

      Der Senator war nachdenklich geworden. Ein Anfall von Mißtrauen schien plötzlich die Quelle seiner Trunkenheit zu vertrocknen, und mit besorgter und bestürzter Miene erwiderte er: »Ich hatte mich darein ergeben – ich gestehe es —, eine Erbin zu heiraten, deren Häßlichkeit, wie es gewöhnlich so ist, ihren Reichtum aufhöbe, und nun seht Ihr mich verwirrt von deren Schönheit.«

      »Wäre Euch das zufällig unangenehm?«

      »Nein, aber dieses Glück erschreckt mich. Es scheint mir, daß irgendein Grund, den ich nicht erraten kann – wie soll ich sagen? —, irgendeine traurige Enttäuschung sich unter dieser verführerischen Aussicht verbirgt.«

      »So ist das Herz der Menschen«, sprach Don Estévan. »Ich würde auf diesen Einwurf von Seiten eines jeden anderen gefaßt gewesen sein, aber ich hätte nicht gedacht, daß Ihr über die Vergangenheit unruhig sein könntet, wenn man Euch die Gegenwart und die Zukunft so schön zubereitet hat. Ach, ach, über den armen Despilfarro«, fuhr der Spanier lachend fort; »ich hätte ihn, bei meiner Ehre, für stärker gehalten!«

      »In der Tat«, erwiderte der Senator, indem er einen hohen Beweis diplomatischer Fassungskraft zu geben meinte. »Warum – unter uns gesagt – an andere diesen Schatz von Schönheiten zu verschwenden, ohne von den Reichtümern zu reden, über die dieses verführerische Wesen zu verfügen hat, wenn Ihr selbst …«

      »Wenn ich sie selbst heiraten könnte, nicht wahr? Was wollt Ihr? Ich habe keinen Geschmack am Heiraten. Ich habe den Trieb dazu gehabt – früher – wie jedermann. Meine Geschichte ist die vieler Männer gewesen: Meine Herrin hat einen anderen geheiratet. Freilich habe ich mich darüber sehr … freilich habe ich mich darüber sehr bald getröstet«, sagte Arechiza, sich verbessernd. »Aber was glaubt Ihr denn, wer ich bin?«

      »Wer Ihr seid? Nun, wahrhaftig, Ihr seid Don Estévan de Arechiza.«

      »Nun, das macht Eurem Scharfsinn Ehre! Wohlan – da ich einmal die Hand Doña Rosaritas für den edlen Senator Tragaduros y Despilfarro gefordert habe, so kann ich jetzt seine Stelle nicht mehr einnehmen.«

      »Aber warum habt Ihr denn«, erwiderte der Senator, »diese Forderung nicht für Euch getan?«

      »Warum? Weil Doña Rosarita – wäre sie auch noch dreimal schöner und dreimal reicher – doch weder schön noch reich genug für mich wäre.«

      Despilfarro fuhr erstaunt zurück. »Aber wer seid Ihr denn, so frage ich Euch nun meinerseits«, rief er, »um eine solche Verbindung verächtlich auszuschlagen?«

      »Nun, wie Ihr sagtet: Don Estévan de Arechiza«, antwortete der Spanier einfach.

      Der Senator ging dreimal in der Stube auf und ab, ehe er seine Gedanken sammeln konnte; aber treu dem System des Mißtrauens, das plötzlich in ihm wach geworden war, erwiderte er: »Es ist in alledem etwas, was ich mir nicht erklären kann; und wenn ich mir die Dinge nicht erklären kann, so begreife ich sie nicht!«

      »Das ist sehr folgerichtig«, antwortete Don Estévan mit spöttischem Ton. »Aber sollte ich mich in Euch getäuscht haben, mein lieber Senator? Ich tat Euch die Ehre an, Euch über gewisse Vorurteile erhaben zu glauben; und wenn in der Vergangenheit der schönen Rosarita – wie soll ich sagen? – irgendein … Vorurteil unter die Füße zu treten wäre, heißt das, daß eine Million als Mitgift und drei Millionen in Zukunft in Euren Augen von keinem Gewicht sein würden?« fuhr er fort, als ob er die moralische Kraft eines Mannes ergründen wollte oder vielmehr die Stärke und die Tragweite eines Werkzeugs, dessen er sich bedienen mußte.

      Despilfarro antwortete nichts.

      »Laßt hören! Ich erwarte eine Antwort!« sagte Don Estévan, der an der Verwirrung des Senators Vergnügen zu finden schien.

      »Ihr seid wirklich grausam, Don Estévan«, nahm Despilfarro das Wort, »die Leute so in Verlegenheit zu setzen; ich … ich … Caramba – das ist sehr ärgerlich …«

      Don Estévan unterbrach ihn. Dieser Zweifel sagte ihm, was er wissen wollte; ein ironisches Lächeln umschwebte seinen Mund, dann ließ er ab vom spöttischen Ton und sagte ernsthaft: »Hört, Tragaduros, es wäre eines Edelmanns unwürdig, noch längere Zeit einen Scherz fortzusetzen, wenn es auf Kosten der Ehre einer Frau geschieht. Die Vergangenheit Doña Rosaritas ist rein wie ihre Stirn.«

      Der Senator atmete wieder auf.

      »Übrigens«, fuhr Don Estévan fort, »ist es nötig, daß Ihr ein unbegrenztes Vertrauen zu mir habt. Ich werde Euch also zuerst das Beispiel einer rückhaltlosen Offenherzigkeit geben; der Erfolg der edlen Sache, die ich unternommen habe, hängt davon ab. Wisset also zuerst, wer ich bin. Arechiza«, fuhr er lächelnd fort, »ist nur mein angenommener Name; was den Namen betrifft,

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