Das Naturforscherschiff. Sophie Worishoffer

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Das Naturforscherschiff - Sophie  Worishoffer

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wäre ein übler Lohn für unsere Arbeit und ein Resultat unserer Expedition, auf das wir nicht stolz sein dürften,« entgegnete Franz.

      »Das Einsammeln der Naturalien ist nicht minder schwer als das Schützen derselben vor Zerstörung,« erwiderte Holm. »Es ist daher dem Forscher mitunter unmöglich, seine kostbare Beute in die Heimat zu transportieren, weil es ihm in der Wildnis an den Mitteln zur Erhaltung derselben gebricht. Nun wollen wir noch jede Nadel mit einem Stückchen Papier versehen, auf das wir eine Nummer schreiben. Diese Nummer wird in einem kleinen Büchlein ebenfalls notiert und dahinter schreibst du den Fundort des Tieres und sonstige Bemerkungen, Datum des Fanges und Beobachtungen, die wir an dem lebenden Tiere machten.«

      Franz versprach die gewissenhafte Ausführung des Auftrages und sagte: »Man soll nicht von uns behaupten, daß wir des Vergnügens wegen reisten, sondern daß wir der Wissenschaft zu nützen suchten, so viel in unseren Kräften stand.«

      »Bravo!« sagte Doktor Bolten, »diesen Ausspruch will ich mir für unser Tagebuch merken.«

      Holm zeigte nun Hans, wie er mit den Pflanzen verfahren müsse, um dieselben in ihrer Form möglichst gut zu erhalten. Zu diesem Zwecke wurden die Pflanzen auf einen Bogen weichen Löschpapiers sorgfältig ausgebreitet, die Blumenblätter so gelegt, daß die Form der Blüte nicht verzerrt, sondern, so weit dies möglich, in ihrer natürlichen Gestalt erschien. Sobald ein Blatt, eine Blüte, oder sonst ein Teil der Pflanze in die geeignete Lage gebracht worden war, setzte Holm einen ziemlich schweren Kieselstein auf denselben, damit er in seiner ihm einmal gegebenen Stellung verharrte.

      Als dies geschehen, wurde ein zweiter Bogen Löschpapier auf den ersten gelegt, unter gleichzeitiger gewandter Entfernung der Kieselsteine, worauf die derart eingelegte Pflanze unter eine Presse kam, die ganz einfach aus einem Kistendeckel bestand, den einige Steine nicht allzusehr beschwerten, um die zarten Teile, wie Stengel, Fruchtboden u. s. w. nicht zu zerquetschen.

      »Werden die Insekten auch die Pflanzen angreifen?« fragte Franz.

      »Ihnen ist einerlei, was ihnen vor die Freßwerkzeuge kommt,« antwortete Holm. »Die tropischen Insekten, namentlich die Ameisen, schonen nichts, was ihnen nur irgendwie schmackhaft vorkommt.«

      »Dann müssen wir auch hier Kampfer anwenden,« meinte Franz.

      »In diesem Falle nutzt uns derselbe nichts,« entgegnete Holm, »denn es wird uns schwer werden, ein großes Paket gesammelter und zwischen Papier liegender Pflanzen luftdicht einzuschließen, denn in nicht luftdichten Kasten verdunstet der Kampfer. Wir haben jedoch ein anderes Mittel, das freilich sehr giftig ist, mit dem wir die trockenen Pflanzen einpinseln. Es ist dies in Weingeist aufgelöster Sublimat, eine Verbindung von Chlor und Quecksilber, die fast alles Lebende tötet.« Sobald die Pflanzen getrocknet wären, wollte Holm das Einpinseln derselben mit dem Gifte selbst vornehmen.

      Hans meinte, daß das Einlegen der Pflanzen viel einfacher sei, als das Präparieren der Schmetterlinge, und daß gar keine Schreibereien damit verknüpft seien.

      »Da irrst du dich gewaltig,« rief Holm lachend. »Nein, es wird ebenso wie bei den Tieren der Fundort angemerkt, ferner die Beschaffenheit des Bodens, ob derselbe sandig, felsig, trocken oder sumpfig. Dann, ob die Pflanze im Schatten wächst, oder in der Sonne, ob sie an anderen Gewächsen emporrankt oder gar auf ihnen schmarotzt, wie viele der prachtvollen Orchideen, zu denen auch die Vanille gehört.«

      »Ich wollte, ich hätte einen Becher Vanille-Eis,« sagte Franz, »der sollte mir in der Hitze hier schmecken!«

      »Und was für Gesichter die Eingebornen wohl machen würden, die nie in ihrem Leben Eis gesehen, noch viel weniger solches gegessen haben,« fiel Hans ein.

      »Sie würden glauben, sich den Mund verbrannt zu haben,« erklärte Holm, »denn diese Empfindung würde sich ihnen zunächst aufdrängen. Auch erzeugt sehr große Kälte ebensowohl Brandblasen auf der menschlichen Haut, wie eine hohe Temperatur.« – Dann wandte er sich wieder zu Hans und fuhr fort: »Ferner müssen die Früchte und Samen von den Pflanzen gesammelt und in Papier aufbewahrt und genau bezeichnet werden, teils für den Forscher und teils für den Gärtner, der dann versucht, sie im Gewächshause zum Keimen zu bringen.«

      »Ich verstehe schon,« fiel Hans ein. »Wenn der Gärtner nicht erfährt, wo und wie die Pflanze wächst, dann säet er am Ende den Samen einer Sumpfpflanze in trocknen Sand, als stammte er von einem Steppengewächs und steckt den Samen einer Kletterpflanze ins Wasser. Ich will alles genau notieren.«

      »Wo aber bleiben der Heerwurm und die anderen Käfer, die noch im Spiritus sitzen?« fragte Franz.

      »Die nehmen wir aus ihrem nassen Grabe und spießen sie ebenso auf wie die Schmetterlinge. Die größeren derselben wickeln wir in Papier und bezeichnen sie mit Nummern. Nur die Mücken, die Fliegen, die bienenartigen, die Stechfliegen und Schlupfwespen lassen wir im Spiritus, in welchem sie sich am besten halten.«

      Material war genügend vorhanden und somit fehlte es nicht an Arbeit. Bald wurden die Gegenstände präpariert, bald gab es Notizen zu machen und zu schreiben, und die Knaben erlangten schon in kurzer Zeit eine große Geschicklichkeit in der Handhabung der einzelnen Gegenstände. Als aber Holm ihnen sagte, daß noch schwierigere Aufgaben zu bewältigen seien als diese, verloren sie den Mut durchaus nicht, sondern meinten, dann wird uns die Sache erst recht interessant.

      Während sie so arbeitend plauderten und über dem oft heiteren Gespräch die Arbeit nicht versäumten, rief Franz plötzlich: »Womit soll ich die Nummern an die Pflanzen kleben? Wir haben das Gummi arabikum vergessen.«

      Holm lachte. »Wir werden in die Apotheke schicken!«

      Als die Knaben ihn ungläubig ansahen und riefen: »hier in der Wildnis gibt es keine Apotheke,« sagte er, »auf dem nächsten Ausfluge werden wir schon jemand finden, der uns das Gewünschte gibt.«

      Zweites Kapitel

      Fischfang mit dem Licht. Flußpferdjagd mit der »Hansa«. Der Uralte der Gewässer. Dr. Bolten in Lebensgefahr. Heuschreckengenüsse und Hippopotamusbraten. Der Nashornvogel. Naturwissenschaftliche Beschäftigungen an Bord.

      Nichts vergißt sich schneller als Mühe und Gefahr, nachdem beide glücklich überstanden sind. Kaum waren die mitgebrachten Insekten und Pflanzen in die verschiedenen Sammlungen gehörig eingereiht und Geist und Körper durch etwas Ruhe neu gestärkt, als sich die Knaben auch schon nach weiteren Abenteuern umsahen. Zehn Tage lang mußte das Schiff noch vor dem Hafen von Lagos liegen, um dort seine Ladung Palmöl einzunehmen. Diese ganze kostbare Zeit konnte man unmöglich an Bord verbringen und eben so wenig in der Umgebung von Lagos, die nur aus Busch und Flachland besteht und außer dem Krokodil kein jagdbares Wild mehr aufweist.

      »Wir wollen das Schleppnetz auswerfen,« entschied Holm. »Heute abend nach Eintritt der Dunkelheit sollt ihr ein nie gesehenes Schauspiel erleben, den Fischfang vermittelst einer großen Laterne, die das Meer in einer Tiefe von etwa fünfzehn Metern weit umher erhellt und von allen Seiten die neugierigen Bewohner desselben herbeilockt. Morgen machen wir dann vielleicht bei günstigem Wetter mit dem kleinen Bugsierdampfer »Hansa«, der uns des Sonntags wegen von seinen Eigentümern zur Benutzung überlassen werden kann, eine Fahrt stromauf in das Innere hinein. Ich möchte ein paar Flußpferde schießen oder harpunieren.«

      »Wenn wir ein Junges fangen und nach Hamburg bringen könnten!« rief Franz.

      »Das wird uns nicht so leicht gelingen,« antwortete Holm, »denn die Flußpferde sind äußerst scheu und dabei im gereizten Zustande sehr gefährlich. Außerdem macht der Transport des lebenden Tieres große Schwierigkeiten.«

      »Einerlei,«

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