Nach Amerika! Ein Volksbuch. Dritter Band. Gerstäcker Friedrich
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Читать онлайн книгу Nach Amerika! Ein Volksbuch. Dritter Band - Gerstäcker Friedrich страница 13
»Aber sollen denn Eure Sachen hier im Freien liegen bleiben?« frug sie Steinert kopfschüttelnd; »es wird doch wohl gewiß Plätze geben wo Ihr die unterbringen könntet.«
»Ja es gibt so Häuser, die sie hier Bordinghäuser nennen« sagte ein Anderer – »aber die verlangen gleich Geld, oder die Sachen in Versatz, weil wir mit Frauen und Kindern ankamen, und sie die überdieß nicht gern einnehmen wollen. Das ist nun Amerika – jetzt sind wir da!« und der Mann stützte seinen Kopf in beide Hände, holte tief Athem, und sah still und starr vor sich nieder eine ganze Weile lang.
»Seid Ihr auch eben erst angekommen?« frug der Erste wieder.
»Ja« sagte der eine Oldenburger, aber sehr kleinlaut – »heute Morgen – vor einer halben Stunde etwa.«
»Und habt Ihr auch Frauen mit?« frug die eine Frau mit leiser Stimme, aber es lag ein solcher Schmerz darin, daß es selbst Steinert unbehaglich zu Muthe wurde, und er rasch sagte:
»Ihr müßt nicht verzagen Leute; Wetter noch einmal, die gebratenen Tauben fliegen Einem nicht in's Maul, und Ihr sitzt hier gerade so, als ob Ihr darauf wartetet. Ihr seid gesund und kräftig, und allen Solchen fehlt es in Amerika nicht, das ist eine allbekannte Sache.«
»Wenn man aber nun Nichts zu essen, und auch Niemanden hat der Einem was giebt?« sagte einer der Anderen wieder. »Ihr habt klug reden – vielleicht die Taschen noch voll Geld und keine Weiber und Kinder, aber lauft erst einmal in der ganzen Stadt in der Hitze herum von Haus zu Haus, und fragt nach Arbeit, und werdet überall fortgeschickt, und wißt dann daß Eure Kinder am Fluß sitzen und nach Brod schreien. – Ich bleibe jetzt hier ruhig hocken,« setzte er dann mit finsterem Trotz hinzu, »und will eben einmal sehn ob uns die Amerikaner hier auf der Straße verhungern lassen oder nicht.«
»Und seid Ihr allein mit dem Schiff gekommen?« frug ihn Wald, der indessen heimlich in die Taschen gegriffen und einen halben Dollar herausgenommen hatte.
»Nein, wir sind ihrer noch mehr« sagte der Erste – »die Anderen sind wieder ausgegangen heut Morgen und suchen Arbeit oder Brod – wenn wir nur Milch für die Kinder hätten.«
»Da hab' ich gerade vorhin einen halben Dollar auf der Straße gefunden« sagte Wald, das Geldstück der Frau hinhaltend – »Euch thuts hier wahrscheinlich mehr Noth, denn ich habe keine Familie – nehmts!«
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