Gesammelte Werke. Robert Musil

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Gesammelte Werke - Robert Musil

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Flocke: Sei doch nett, tu’s schnell. Wir wollen dann zusammen zergehen. Bitte, liebe Flocke!

      Ballett.

      Sturm und Kälte treten auf, ein zottliger Alter in der Tracht eines Maschinisten und eine häßliche alte Vettel.

      Sturm setzt sich auf einen Schotterhaufen und zündet sich behaglich die Stummelpfeife an: Gott sei Dank, ausruhn … In allen Gliedern hat mich der Meister wieder gezwickt, damit ich recht heule und um mich haue.

      Kälte: Eigentlich bist Du ja gar kein Sturm, sondern nur ein Wind.

      Sturm: Natürlich. In einer zivilisierten Gegend stirbt doch überhaupt kein Mensch mehr auf der Landstraße. Außer durch ein Automobil. Aber manchmal hat der Meister gewaltsame Einfälle. Gott gedankt, daß es uns überhaupt gelungen ist, seinen Befehl auszuführen und dem zähen Kerl da das Lebenslicht auszublasen. Was Alte?

      Er klatscht aufmunternd in die Hände. Müdes Durcheinanderwirbeln des Balletts.

      Er Flocke: Komm, Gleitflug!

      Sie Flocke: Ich mag nicht mehr.

      Er Flocke: Ach, Ihr müßt Kälte und Sturm machen, sonst zergehen wir ja.

      Sturm: Das tu ich viel lieber, so ein bißchen mit warmem Rauch spielen.

      Kälte: Ich will auch einmal ausruhn.

      Sie Flocke: Faultier! Ach, wie warm Du’s werden läßt, ich vergehe.

      Kälte: Die Menschen behaupten, das sei das Höchste, was man miteinander erleben kann.

      Er Flocke: Aber wir müssen doch einen Mann töten!

      Sturm: Ist schon geschehen.

      Alle begeben sich zu dem Hingesunkenen, den Schnee überwölbt hat. Die beiden Flocken schmelzen müdselig an seinem Grab zusammen. An den Bäumen ringsum werden alle Figuren des Spiels wieder sichtbar.

      Mutter die Arme ausstreckend: Mein Kind! Mein Kind!

      Schieber: Meine Herren, ich glaube Ihnen allen aus dem Herzen zu sprechen, wenn ich sage: Über einen Toten kein böses Wort weiter!

      Mutter einen Arm schmerzlich ausgestreckt, hebt die Hand des andren langsam vor die Augen.

      Alle ihre Hüte feierlich vor der Brust: Oh Gott, oh Gott, oh Gott, schon wieder einer tot!

      vorhang

      Lyrisches, Widmungen

      1. Lyrisches

      Isis und Osiris

[April/Mai 1923]

      Auf den Blättern der Sterne lag der Knabe

      Mond in silberner Ruh,

      Und des Sonnenrades Nabe

      Drehte sich und sah ihm zu.

      Von der Wüste blies der rote Wind,

      Und die Küsten leer von Segeln sind.

      Und die Schwester löste von dem Schläfer

      Leise das Geschlecht und aß es auf.

      Und sie gab ihr weiches Herz, das rote,

      Ihm dafür und legte es ihm auf.

      Und die Wunde wuchs im Traum zurecht.

      Und sie aß das liebliche Geschlecht.

      Sieh, da donnerte die Sonne,

      Als der Schläfer aus dem Schlafe schrak,

      Sterne schwankten, so wie Boote

      Bäumen, die an Ketten sind,

      Wenn der große Sturm beginnt.

      Sieh, da stürmten seine Brüder

      Hinter holdem Räuber drein,

      Und er warf den Bogen über,

      Und der blaue Raum brach ein,

      Wald brach unter ihrem Tritt,

      Und die Sterne liefen ängstlich mit.

      Doch die Zarte mit den Vogelschultern

      Holte keiner ein, so weit er lief.

      Nur der Knabe, den sie in den Nächten rief,

      Findet sie, wenn Mond und Sonne wechseln,

      Aller hundert Brüder dieser eine,

      Und er ißt ihr Herz, und sie das seine.

      Heimweh

      Bin ein trübseliger Wetterling;

      Vor meinem Haus zwei gelb Schmetterling

      Flackern im Grau.

      Du, meine Frau!

      Traumgaukelding!

      Tückischer Zaubervogel, schwankst

      Still in mir wie im Schaukelring.

      An ein Zimmer

[1920]

      Leises Zimmer, so heimlich weit

      Wie einer toten Großvater-Cousine Kleid

      Hingst Du im duftenden Schrank der Welt.

      Oh Kinderglühn, vom Dunkel verzweit!

      Oh Einsamkeit

      Unter seidenen Röcken, über uns gestellt,

      Von der Geliebten goldenem Dattel-Leib

      Schimmernd erhellt!

      Das Namenlose

[1920]

      Aus einem Abend wie ein aufgesprungner Schrein

      Schwebt Ding nach Ding leis in die Nacht hinein,

      Geliebte, diese Welt ist Dein und mein!

      Ist wie ein Tanz durch einen sanften Wiesenhang,

      Der sacht gedrehten Grüns um uns entgleitet …

      Indes er den entzückten Fuß noch abwärts leitet,

      Fühlst Du und ich entgrenzt schon unsren Gang,

      Um den der Raum so segelhaft sich weitet.

      Und nun der Tanz uns mählig auseinanderbreitet –

      An allen Stellen trunken uns verwebend

      Im Drehn, das groß und geisterhaft schon schreitet, –

      Fühlst Du und ich, bis in die Mitte bebend,

      Die Erde sinkt, uns einsam umeinander hebend.

      Die Hitze

[Vermutlich 1904-06]

      Eine Hitzewelle und ein Maximum

      Wälzen sich über Berlin herum …….

      30 Grade zählst Du im Schatten

      Der Nacht und zahlreiche Bräutigatten.

      Sie flüstern unter jedem Baum und hinter jedem Strauch

      Und in allen Haustoren flüstern sie auch.

      Die Bräutigattinen jedoch zählst Du besser

      Nicht, denn sonst regnet’s bei der Hitze Messer.

      … So gehst Du nach Hause und trinkst versonnen

      Da und dort unterwegs einen Schultheißbronnen

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