Gesammelte Werke. Robert Musil

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Gesammelte Werke - Robert Musil

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muß Dich einmal im Bild gesehn haben, aus der Großelternzeit; wer bist Du, die so süß erinnert?

      Mädchen im Tonfall der früheren Szene: Weißt Du nicht, daß ich Deine Mutter bin?

      Mann: Welche? ..!

      Die Erscheinung verschwindet.

      An den Bäumen, beiderseits der Straße, werden einer nach dem andern die Feinde sichtbar. Alle in Stadtpelzen. Der Richter in Barett, der Professor mit unbedecktem Schädel, der Schieber mit Zylinder, der Diener mit steifem rundem Hut, der General im Generalshut, der Politiker mit schwarzem Schlapphut.

      Mann: Bist Du auch da?

      Schieber: Ich wollte Dich mir ansehn.

      Mann: Ja, erfrier nur mit.

      Schieber: Keine Angst, ich hab’s warm.

      Mann: Hätt ich einen solchen Pelz um, mir fiele besseres ein, als nur daran zu denken, daß ich’s warm hab, während andere frieren.

      Schieber: Eben deshalb hast Du ja keinen Pelz; weißt Du’s noch nicht, Dummkopf!?

      Mann: Ah, Richter! Komm ich zu Recht, kommst Du zurecht. Bind ihn fest, hasple ihm die Blutegeldärme aus dem Bauch, brenn ihm Eisen der Gerechtigkeit ins Fell? Wie Du’s bei mir gekonnt hast!

      Richter: Keine Handhabe, mein Lieber. Für Dich war eine Paragraphenschlinge schon ausgelegt; wen die Gesellschaft in keiner Rubrik unterbringen kann, den bringt sie schließlich sicher in der Gerichtssaalrubrik unter. Aber er ist bloß eine übereifrige Übertreibung einer an sich unentbehrlichen Grundlage der Ordnung, des Sinns für Erwerb und Zusammenhalt.

      Mann: Ach? Und wie Du mich angepackt hast wegen Kleinigkeiten! Hin-und hergeschüttelt zwischen den Gitterstäben wegen unzüchtiger, wegen revolutionärer, wegen subversiver, wegen malkontenter Gesinnung!

      Richter: Gehab Dich nicht wieder, Querulant! Als Märtyrer läßt sich’s recht querfeldeinträglich leben. Zum Weltverbessern muß man aber erst ein Recht haben!

      Schieber: Geld haben!

      Professor: Recht haben! Dieser Lump war begabt. Er könnte heute sogar Professor sein. Aber er hat den wissenschaftlichen Ehrbegriff nicht besessen.

      Mann: Im Winkel eines Winkels der Kustode sein, Leuchtturm für den Schiffsverkehr auf einem Wassertropfen, jahrzehntelang an einem kleinen Knoten im Gürtelband des Lebens lösen, dieweil andre es sich samt den Kleidern ins Bett holen: welch Ausbund von menschlichem Ehrgeiz!

      Professor: Du warst nicht rein genug für die weitabgewandte Machtausübung des Geistes: Recht haben!

      Richter wie ein Glockenspiel einfallend: Recht haben!

      Schieber in musikalischer Opposition: Geld haben!

      Diener im Diskant: Gespart! Gespart!

      Mann: Was Du auch? Dieb Du! Hast Du mir nicht das Geld aus den Taschen gestohlen?!

      Diener: Gespart! Gespart! Du hast es herumliegen lassen; ich habe mein Geschäft damit begonnen, habe es in die allgemeine Güterzirkulation fließen lassen, dem Volkswohlstand zugeführt! Meine Herren, ich rufe Sie zu Zeugen!

      Mann: Schuft! Schurke! Am hellen Tag gescharrt wie ein Maulwurf und den Mond für einen Goldgulden gehalten! Du Kreuzotter, Du Hellerassel! Du Beutelratte, Du Goldfaßan, Du Geldmaus, Du Blindwühle! Lacht.

      Diener entschuldigend: Gespart!

      Schieber bekräftigend: Geld haben!

      Richter, Professor brummend: Recht haben!

      Diener: Gespart! Gespart!

      General: Geschnarrt! Geschnarrt!

      Mann: Du?

      General: Ich kommandiere.

      Schieber den General abwehrend: Er hat kein Geld.

      Professor, Richter ebenso: Er achtet nicht das Recht.

      Mann sanft: Er ist mit mir in die Schule gegangen.

      General schnauzt ihn an: Steh stramm! Steh habtacht! Ich bin die Macht.

      Professor, Schieber, Richter: Ich! Ich! Ich!

      Mann: Hieb und Stich: Ein ehrenvolles Begräbnis! Wo ist der Politiker?

      Politiker: L’état c’est moi.

      Mann: Sehr einfach! Und –: Dir ist das wahrhaftig zu gönnen!

      General: Sie alle kennen den Menschen nicht. Wenn er nicht immerzu gezwungen wird, sich zu waschen, Ordnung zu halten, mit Messer und Gabel zu essen, so läuft er gleich wieder auf allen Vieren.

      Mann: Zur Hälfte hast Du sicher recht, nämlich auf zweien. Aber Du hast überhaupt recht. Oh, nur einmal hätte ich die Macht haben sollen! Hört! Hört: Alle: Wir haben keine Zeit.

      Diener: Geredet hast Du immer; und gearbeitet nie!

      Schieber: Handeln muß man!

      General: So ist es.

      Diener: Es ist Zeit, daß Leute wie Du verschwinden.

      Alle: So ist es.

      Mann: Ich werde länger leben als Ihr alle! Ich!!

      Alle: Es wird Zeit, daß Du umkommst!

      Mann: Ihr!

      Alle: Du! Du! Du!

      Mann: Ihr! Ihr! Ihr!

      Der Wind heult dazwischen vergnügt-schauerliche Huhu-Töne.

      Alle wie ein immer mächtiger anschwellendes Glockenspiel. Ihre Haare stehen unter den Hüten zu Berge, sie zerren wie wütende Kettenhunde an ihren Bäumen und weisen mit den Fingern nach dem Mann, was der ebenso erwidert: Er soll sich endlich niederlegen und sterben!

      Mann jauchzend: Ich bin unsterblich!

      Er bricht zusammen. Das Bild erlischt.

      Der Mann kauert zusammengebrochen am Fuß des Baums. Die Flocken kommen. Als Sprecher ein Jüngling und ein Mädchen. Phantastische Kostüme. Sie verbreiten Licht.

      Er Flocke: Da hockt er, deck ihn zu.

      Sie Flocke: Mir graust, er stinkt nach Schnaps.

      Er Flocke: Mach, wir haben Befehl!

      Sie Flocke: Jedes Tier mag ich mehr. Sie machen so hübsche, saubere Figuren mit den Füßen.

      Er Flocke: Daß Du eine Eisnadel wirst! Der Meister hats befohlen.

      Sie Flocke:

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