Gesammelte Werke. Robert Musil

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Gesammelte Werke - Robert Musil

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auch gesagt: Sie sind zu schutzlos.

      Alpha: Zu schutzlos? Was soll das heißen?

      Politiker: Als alleinstehende Frau sind Sie zu schutzlos.

      Musiker: Das hat auch der Vorfall mit Bärli bestätigt. Alle stimmen zu.

      Alpha: Vielleicht wollen Sie jetzt alle bei mir wohnen?

      Politiker: Wir haben uns überlegt, Sie brauchen eine größere, richtiggehende Wohnung mit Dienstboten. So schön diese Romantik hier war – Alpha: Darüber ließe sich ja reden.

      Politiker: Ich wollte aber auch sagen: So schön diese Romantik hier ist –

      Gelehrter: So sehr wir jeder Ihre Stimmung zu schätzen wußten, –

      Musiker: Und so gerne wir daran zurückdenken werden –

      Alpha ungeduldig: Also was? Was?

      Politiker: Sie müssen wieder heiraten, Alpha. Sie brauchen männlichen Schutz und größere Ordnung. Wir haben darüber abgestimmt, und es hat sich als unser aller Wille herausgestellt.

      Alpha: Aber das ist ja toll! Wen von Euch darf ich denn heiraten, nach dem Abstimmungsergebnis?

      Politiker: Das hätte unsren Kreis auseinandergesprengt –

      Gelehrter: Ja, das hätte uns auseinandergesprengt –

      Musiker: Ja, Alpha, Ihrer Hochzeit mit jedem andren von uns als mit mir selbst hätte ich nicht beiwohnen können.

      Alpha: Also wen darf ich heiraten?

      Politiker: Sehn Sie, Alpha, eigentlich – sind Sie ja verheiratet.

      Alpha: Was? Halm?

      Politiker: Ja, Apulejus-Halm.

      Alpha von einem zum andren sehend: Das wagt Ihr mir zu bieten? Halm, diesen Ziegenbock, den ich aus meinem Schlafzimmer gejagt habe, kaum daß ich vom Schreck genesen war, als man meine unerfahrene Jugend an ihn verkuppelte?!

      Musiker: Ja, ja, ja; das schätzen wir doch gerade an ihm.

      Alpha: Was?

      Musiker: Daß er sich jagen läßt.

      Gelehrter: Er hat sich als wirklich treuer Freund erwiesen, jetzt seit diesem Vorfall mit Bärli; er war unermüdlich und aufopferungsvoll bemüht, uns Licht und ein klares Urteil über diesen Herrn Vinzenz zu bereiten, und ihm ist es in der Hauptsache zu danken.

      Musiker: Und dann hat er uns auch von sich einiges anvertraut, das ganz famos ist. Er ist, hihi, nein, Alpha, er ist, haha, Ihnen doch gar nicht lästig oder uns ein unangenehmer Gedanke. Er ist doch Frauen gegenüber ein Cherubim?

      Politiker: Er hat uns versichert, aus der Wiederaufnahme des Ehebandes in keiner Hinsicht auch nur die geringsten Ansprüche abzuleiten. Wir werden kommen und gehen können wie jetzt, ohne daß er sich um diese geistigen Beziehungen kümmert. Er empfindet bloß den jetzt bestehenden Zustand einer sozusagen «wilden Ehelosigkeit» nicht mit Unrecht als sozial ungeregelt und schädigend für seine gesellschaftliche Position.

      Alpha ratlos: Also – also, das ist stark …! sie sieht wie eine Tigerin der Reihe nach ihre Gegner an. Sie ruft. Vinzenz! Im Nebenzimmer bleibt es totenstill. Ich heirate Vinzenz!

      Musiker: Aber der will ja gar nicht, hat uns Halm berichtet.

      Alpha: Ich will nicht! Das versteht Ihr nicht. Das geht über Euren Gesichtskreis. Sie scheint um jeden Preis einen ihre Überlegenheit rettenden Gedanken zu suchen. Bemerken Sie denn überhaupt nicht, daß ich schon ein Hochzeitskleid anhabe?! Einen Augenblick! Sie läuft aufgeregt aus der Türe.

      Musiker wackelt bedauernd mit dem Kopf; auch alle andern bedauern wackelnd die Überreiztheit Alphas: Der Gegensatz gegen das bürgerliche Leben, es ist doch der Gegensatz, vergessen Sie das nie, meine Herrn, der es uns antut, die wir selbst nicht das Gewöhnliche sind.

      Alpha zieht die Freundin herein. Auf ihr eigenes schwarzes Kleid weisend: Ist dies ein Hochzeitskleid?

      Freundin: Ja, das ist ein Hochzeitskleid.

      Alle: Aber das ist ja ein Trauerkleid!

      Alpha: Ja, das ist auch ein Trauerkleid.

      Politiker: Aber Sie haben doch gar nicht Trauer.

      Alpha: Für Bärli.

      Gelehrter: Aber Bärli ist doch gar nicht gestorben.

      Alpha: Deshalb traure ich für ihn.

      Musiker: Sie wollten ihn also doch heiraten?

      Alpha: Wer sagt denn das?

      Alle: Nun, Sie trauern um ihn.

      Alpha: Ich trauere für ihn.

      Alle: Aber ich begreife nicht – Sie sagen, das ist ein Hochzeitskleid? Sie wollen ihn also heiraten?

      Alpha: Ohne ihn. Das wäre doch für etwas andre Menschen ganz einfach: Ich bin traurig für ihn.

      Gelehrter: Für ihn? Eben sagten Sie doch: ohne ihn?

      Alpha: Nun ja, natürlich: für ihn.

      Gelehrter: Für? Nicht um?

      Alpha: Für! Das heißt: ohne ihn. – Sie verstehn also noch immer nicht, daß ich ohne ihn für ihn traure? Ich bin für ihn so traurig, als ob er sich und mich aus Leidenschaft getötet hätte, weil ich ihn nicht heiraten wollte. Weil er es nicht getan hat. Ohne ihn.

      Gelehrter für alle: Aber ich begreife nicht, wo der Sinn liegt?

      Alpha: Ohne i – i – ihn!!!

      Gelehrter: Aber Sie sagten doch, daß dies ein Hochzeitskleid sei: Wen wollen Sie denn nun eigentlich heiraten?

      Alpha: Liebste, sie verstehn nicht! Sie verstehn nicht einmal ein Kleid. Sie denken so eindeutig. Wenn ich sage, das Schwarze ist weiß, dann ist es eben weiß für meine Seele. Und Bärli ist tot für meine Seele. Und ein Trauerkleid ist ein Hochzeitskleid. Und sie ingesamt sind auch grenzenlos tot! Nicht wahr, Liebste, sie würden nie begreifen, wie tief die Ohnmacht deiner Neigung gerade deshalb ist, weil du kein Mann bist – Freundin: Ach, Alpha, die undeutlichsten Träume sind die schönsten!

      Alpha schlingt einen Arm um die Freundin: Ihre plumpen Köpfe glauben, zur Liebe muß ein Mann gehören, und zu einem Mann, wenn er ein paar Tage bei mir wohnt, muß – muß:! wie primitiv! Sie verstehn nicht, wie grenzenlos verbrecherisch es ist, daß sie mich nicht verstehn! Wir wollen es sie aber lehren, indem Vinzenz solange hier neben uns bleiben mag, als er will.

      Alle: Bewegung.

      Politiker: Ja; also dann –!

      Alle: Dann –?

      Musiker:

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