Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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Doch ehe er sie anrufen, geschweige noch etwas sagen konnte, war die Reiterin verschwunden wie ein Schemen. Sollte er etwa an Halluzinationen leiden? Nun, darüber nachzudenken blieb ihm jetzt keine Zeit. Erst mußte er sich um das Mädchen kümmern, das er wie etwas Lästiges empfand. Er löste die Arme, die immer noch seinen Nacken umklammert hielten, und sagte energisch: »So, gnädiges Fräulein, jetzt aber die Tränen getrocknet, die eigentlich viel zu schade sind, für einen Lumpen vergossen zu werden.«

      »Dann haben Sie dieses Schamlose mit angehört, Herr Graf?« fragte sie mit versagender Stimme.

      »Ja, gnädiges Fräulein. Ich kam gerade dazu, als der Mann Geld von Ihnen forderte. Und da ich mich nicht gern in die Angelegenheiten anderer mische, wollte ich mich unbemerkt entfernen. Doch da tauchte auch schon die Megäre auf. Und ich freue mich, daß ich von dem Zeuge sein durfte, was sich dann abspielte. So bin ich in der Lage, dem Baron von Brunbach einen Wink zu geben, der ihm zur endlichen Scheidung verhelfen wird.«

      »Herr Graf, tun Sie das nicht«, bat Marlene, worauf er sie ansah.

      »Ja, warum denn nicht?«

      »Weil ich dann mit hineingezogen werden würde, und ich habe auch so schon genug durchgemacht in dieser Stunde.«

      »Gnädiges Fräulein«, entgegnete der Mann gelassen, »was Sie mit dem schon genug durchgemacht bezeichnen, steht in keinem Verhältnis zu dem, was mein Freund wirklich mitgemacht hat. Bei Ihnen handelt es sich um die Beleidigung eines Unverschämten, dort jedoch um das Martyrium einer Ehe. Und da der Baron die minderwertige Person immer noch nicht loswerden konnte, weil sie ihre Amouren so raffiniert zu tarnen versteht, daß man sie ihr nicht direkt nachweisen kann, wäre es direkt ein Frevel, wenn ich meinem Freund diese aufschlußreiche Begebenheit, die ihm endlich zur Scheidung verhelfen wird, verschweigen sollte.«

      »Aber ich kann doch diese Beleidigung nicht noch an die große Glocke hängen, Herr Graf.«

      »Das sollen Sie auch nicht, gnädiges Fräulein. Sie vertrauen sich Ihren Verwandten an, und soweit ich Ihren Herrn Onkel kenne, wird er sich den unverschämten jungen Mann schon vorknöpfen, wobei ihn der Herr Oberbürgermeister mit Nachdruck unterstützen und den minderwertigen Neffen zum Kuckuck jagen dürfte. Ist Ihnen das klar, gnädiges Fräulein?«

      »Muß doch wohl«, seufzte sie. »Ich danke Ihnen für die gütige Unterstützung.«

      »Keine Ursache. Aber nun müssen Sie nach Hause, es ist indes schon dunkel geworden. Ich gebe Ihnen bis zum Waldhaus das Geleit.«

      Damit nahm er das Pferd am Zügel und ging an der Seite des Mädchens die kurze Strecke dahin. Es erzählte, daß Ballix bei den Verwandten erschienen wäre, dort Kaffee getrunken und sie, Marlene, zu einem Waldspaziergang aufgefordert hätte. So war sie ihm dann arglos in die Falle getappt.

      Mittlerweile hatten sie das Waldhaus erreicht. Und als Marlene dem Grafen die Hand zum Abschied reichte, traf ihn ein Blick, der ihm ihre Liebe verriet, was in ihm ein unbehagliches Gefühl aufsteigen ließ. Zwar ahnte er ihre Liebe längst, aber jetzt kam sie ihm so recht zum Bewußtsein.

      Das hat mir gerade noch gefehlt, dachte er ärgerlich, als er aufsaß und zum Gutshof ritt. Bald darauf betrat er das Schloß, wo Jan meldete, daß der Herr Graf zur Stadt gefahren wäre und die Frau Gräfin sich zurückgezogen hätte. Sie wünsche nicht gestört zu werden.

      »Ist gut, Jan. Wann kam die Frau Gräfin nach Hause?«

      »Vor ungefähr einer halben Stunde. Frau Gräfin sahen, mit Verlaub zu sagen, verstimmt aus.«

      »Das schien dir gewiß nur so, Alter. Stelle mir einige Schnitten und ein Glas Wein in mein Arbeitszimmer. Ich habe keine Lust, hier unten zu essen.«

      Also war es doch keine Halluzination, als ich Rosita zu sehen glaubte, dachte Detlef, als er die Treppe hinaufstieg und dann in sein Schlafzimmer ging. Er verweilte jedoch nicht darin, sondern ging durch den Raum und offnete die breite Glastür.

      »So ungefähr habe ich es mir gedacht«, sagte er gelassen, als er die Gattin weinend im Bett fand. Jetzt setzte sie sich hoch und blitzte ihn zornig an. Doch bevor sie sprechen konnte, tat er es.

      »Ich hoffe, Rosita, daß du verständig genug bist, dem, was du im Wald sahst, keine Bedeutung beizumessen. Es war nichts weiter als ein Zufall.«

      »Schweige!« unterbrach sie ihn heftig. »Auf deine Ausreden lege ich keinen Wert. Das, was ich sah, genügte mir vollkommen.«

      »Worauf ich dir antworten muß, daß der Schein oft trügt, mein liebes Kind. Laß dir also erklären...«

      »Danke«, schnitt sie ihm schroff das Wort ab. »Ich bitte dich nur um eines: laß Vater nichts von dem Unwürdigen erfahren. Es würde ihn hart treffen.«

      Noch blieb der Mann gelassen, obgleich sein Gesicht blaß war und in den Augen ein gefährliches Drohen lag. Seine Stimme klang eiskalt, als er sagte:

      »Damit kommst du meinem Wunsche entgegen, Rosita. Es würde den Vater hart treffen, das stimmt. Aber nicht durch mich – sondern durch dich, die du mit deiner Ehe spielst

      wie ein tändelndes Kind. Sonst hättest du schon längst einsehen müssen, daß unsere Ehe nichts weiter als eine lächerliche Farce ist. Du bist zwar noch jung, aber so jung wiederum auch nicht mehr, um die Heiligkeit der Ehe nicht zu begreifen.«

      »Die auf das Wort hin, das du dem Vater gabst, geschlossen wurde«, fiel sie ihm erbittert ins Wort. »Aber ich mache nicht mehr mit, seitdem ich heute...«

      »Halt!« stieß er zwischen den Zähnen hervor, indem er so nahe an das Bett herantrat, daß Rosita entsetzt zurückwich und unwillkürlich das dünne Nachtgewand über der Brust zusammenzog. Sie fürchtete sich namenlos vor dem Männer­antlitz, das hart und erschreckend blaß war. Die Zähne bissen sich so fest zusammen, daß die Wangenmuskeln spielten, in den Augen blitzte es wie bläuliches Eis.

      »Rosita, ich warne dich«, sprach der Mann jetzt mit einer Stimme, die ihr ins Herz drang, wie Eiskörner, spitz und scharf. »Ich weiß genau, was du sagen willst, aber sprich nicht weiter, sonst müßte ich die Konsequenzen daraus ziehen und damit den Mann, den wir beide lieben, bis ins tiefste Herz treffen. Er hat ein unerschütterliches Vertrauen zu mir, wie ich es leider bei dir vermisse. Du hast meine Mannesehre verletzt, und ich hoffe, daß du bald dahinterkommst, was du in diesem Fall zu tun hast.«

      Die breite Glastür fiel hinter ihm zu, und Rosita sah ihm so verstört nach wie ein Mensch, der seinen Weg verlor.

      *

      Die nächste Zeit sollte lehren, daß die junge Rosita einen festen Willen besaß. »Du mußt es können«, diese Worte wurden ihr, die noch vor einem halben Jahr sich wie ein tändelndes Kind durch das Leben gespielt hatte, zur Richtschnur.

      Und sie konnte es, zuerst einmal, sich nichts davon anmerken lassen, wie qualvoll sie unter ihrer Liebe litt. Ihr unbändiger Stolz stand ihr dabei wie schützend zur Seite. Immer wieder redete sie sich ein, wie gut es ihr ginge, daß sie alles das besaß, was vielen anderen nicht zuteil wurde: ein Wohlleben, einen gütigen Vater, selbst einen Mann, wie man ihn nicht oft findet. Daß er sie nicht liebte, nun, man darf vom Schicksal auch nicht zuviel verlangen. Liebe ist ein eigenwilliges Gewächs, das unter sorgsamster Pflege oft verdorrt und wiederum zwischen Disteln und Dornen prächtige Blüten treibt.

      Rosita machte sich ernstliche Gedanken darüber, was aus ihrer Ehe werden sollte. Denn eine Farce, wie der Gatte es bezeichnete, konnte sie

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