Hexenhammer 1 - Die Inquisitorin. Uwe Voehl

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Hexenhammer 1 - Die Inquisitorin - Uwe  Voehl Hexenhammer

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Augen war die Älteste. Nun stand sie vor Lotte und sah sie mit noch traurigerem Blick an. »Dafür werden sie uns alle bestrafen.«

      Lotte nickte schuldbewusst und hielt den Kopf gesenkt.

      »Ich weiß«, murmelte sie. Und: »Es tut mir leid.«

      »O Asmodi, sie werden es der Schwester Oberin erzählen«, sagte ein anderes Mädchen mit schriller Stimme. Tränen schossen ihr in die Augen.

      »Sie werden sich hüten, es der Schwester Oberin zu verraten«, mischte sich die stämmige Melisende ein, welche die Vernünftigste von ihnen war. Wenn Kundula keinen Rat wusste, war es Melisende, die das Kommando übernahm.

      Lotte hob vorsichtig den Kopf. »Aber warum nicht?« Sie wünschte, auch sie könnte weinen, aber diese Gabe war ihr nicht vergönnt.

      »Weil die Ratten dann ihre Niederlage zugeben müssten«, erklärte Melisende. »Die Schwester Oberin würde auch sie bestrafen.«

      Das leuchtete auch Lotte ein. Dennoch spürte sie keine Erleichterung.

       Wir töten dich.

       Wir töten dich …

      Fast hätte sie sich erneut die Ohren zugehalten, aber die Drohung hallte nur im Chaos ihrer Gedanken nach.

      »Wir müssen uns sputen!«, rief Kundula. »Wir kommen sonst zu spät zum …«

       Aufstehen. Antreten.

      Der Winter war streng in diesem Jahr. Der Schnee rieselte durch die Fensternischen herein, und der Eiswind pfiff Tag und Nacht hindurch. Vor den Mündern ballte sich der Atem zu Wolken zusammen, und Hände und Füße waren blaugefroren. Dennoch trugen die Mädchen nur ihre dünnen Nachthemden am Leib, als sie in Reih und Glied vor dem Dormitorium antraten.

      Der Boden unter Lottes nackten Fußsohlen fühlte sich an wie Eis. Aber wenigstens fühlte sie etwas. Irgendetwas.

      Ergeben, mit gesenktem Kopf, erwartete die Mädchenschar die Schwester Oberin.

      Wie jeden Morgen kam sie in Begleitung zweier Schwestern. Schwester Adelheid und Schwester Gertrud. Beide hatten sie den Rang von Zirkulatorinnen, die über die Einhaltung der Regeln wachten. Und jeden Verstoß bestraften.

      Schwester Adelheid trug stets einen Haselnusszweig bei sich, den sie auch gern und häufig einsetzte. Schwester Gertrud bediente sich ausgefeilterer Strafen. Sie war eine Kräuterkundige, und schon mancher Zögling hatte von ihren Tränken Albträume und Schlimmeres erfahren. Viel Schlimmeres …

      Die Schwester Oberin inspizierte die Mädchen sorgfältig. Ein jedes hielt den Kopf gesenkt, bis es die Erlaubnis bekam, ihn zu heben.

      »Agnes, du bist zu dürr. Du bestehst nur noch aus Knochen«, sagte sie mit strenger Stimme, während sie das scheue, dürre Mädchen begutachtete. »Du wirst heute Morgen zwei Scheiben Brot bekommen.«

      Agnes’ Augen, die in tiefen Schatten lagen, leuchteten gierig auf.

      Die Schwester Oberin wandte sich Melisende zu: »Und du bist zu fett. Du frisst uns wohl die Haare vom Kopf, was?«

      »Aber nein, ich …«

      Schwester Adelheid hob bereits drohend die Gerte, und Melisende duckte sich schuldbewusst. »Jawohl«, sagte sie schnell. »Ich bin zu fett!«

      »Es sind deine Gedanken«, erkannte die Schwester Oberin.

      »Ja, ich gebe es zu: Ich träume die ganzen Nächte von üppigem Essen. Von Fleisch und …«

      »Genug!«, befahl die Schwester Oberin. »Ich weiß, was mit dir los ist. Du wirst deine Gedanken zügeln, sonst setze ich einen Nachtalben auf dich an. Außerdem wirst du heute kein Brot erhalten.«

      »Aber ich …«

      Diesmal war Schwester Adelheid schneller. Die Gerte fuhr wie eine Peitsche über Melisendes Lippen, die sofort aufsprangen und bluteten. Melisende verbiss sich den Schmerzensschrei, denn sie wusste, dass dann eine weitere Strafe folgen würde.

      »Deine Scheibe Brot bekommt …« Die Schwester Oberin schaute auf die anderen Mädchen. Jedes von ihnen hoffte, die Auserwählte zu sein. Bis auf Lotte. Die hoffte nur, dass die Ratten sie nicht verraten hatten.

      »… niemand. Ihr seid es alle nicht wert!«

      Wie jeden Morgen ergoss sich eine wahre Schimpfkanonade über die Köpfe der Mädchen. Die eine war zu schmutzig, die andere hatte nicht ehrfürchtig genug zu Asmodi gebetet, eine andere hatte zu schlechte Gedanken, eine weitere war zu faul. Sie alle bekamen ihr Fett weg.

      Nur vor Kundula blieb sie zufrieden lächelnd stehen.

      »Schau mich an, Kundula.«

      Kundula gehorchte.

      »Du bist schön, das wird dem Herrn gefallen. Nur deine Haare sind zu stumpf, und deine Haut ist zu teigig. Auch musst du lernen, fröhlicher zu schauen, wenn der Herr dich erwählt.«

      Kundula nickte ergeben, doch in ihren Augen lag nach wie vor die Trauer wie ein Flor.

      Die Schwester Oberin wandte sich an Schwester Gertrud. »Du wirst dich um sie kümmern, damit sie rechtzeitig erblüht und bereit ist für den großen Sabbat. Und etwas mehr Speck auf den Rippen täte ihrer Schönheit keinen Abbruch.«

      »Ich werde mein Bestes tun, Herrin«, versprach Schwester Gertrud, und es klang wie eine finstere Drohung.

      Die Schwester Oberin nickte, als sei dieser Punkt abgehakt. Sie ging zum nächsten Mädchen, und das war Lotte.

      »Sieh mich an!«

      Lotte hob schüchtern den Kopf.

       Wir töten dich!

      »In deinem Kopf ist Chaos«, erkannte die Schwester. »So wie meistens. Ich schreibe es deinem jungen Alter zu, doch …«

      Sie horchte, als könnte sie Lottes Gedanken hören.

      Lotte verschloss sich. Das beherrschte sie gut. Es war wie ein Reflex, sobald sie die Schwester Oberin in ihrem Kopf spürte.

      Jene lächelte grausam. »Sollte ich herauskriegen, dass du dich bewusst vor mir verschließt, wirst du es bereuen, Lotte.«

      Lotte sah sie mit ihrem unschuldigsten Blick an. »Das tue ich ganz bestimmt nicht, Schwester Oberin«, schwindelte sie.

      »Soll ich …?« Schwester Adelheid hob die Rute, doch die Schwester Oberin schüttelte den Kopf. »Nein, sie ist bestraft genug. Mit ihrer Hässlichkeit wird sie niemand jemals erwählen.«

       Mit ihrer Hässlichkeit …

      Morgen für Morgen erinnerte die Schwester sie daran. Es war wie eine Wunde, in der sie wieder und wieder wühlten. Nur die anderen Kinder hatten sich längst an sie gewöhnt und zuckten nur noch manchmal zusammen, wenn sie Lotte unverhofft auf den dunklen Gängen trafen.

      Es war hauptsächlich Lotte selbst,

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