Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band - Hans Dominik страница 112

Автор:
Серия:
Издательство:
Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band - Hans  Dominik

Скачать книгу

auf, Georg!«

      »Halt! Noch eins!«

      Georg Isenbrandt griff in seine Tasche und holte eine kleine Glasröhre hervor.

      »Du kommst nach Peking. Du wirst morgen früh dort sein. Um die Mittagsstunde wirf dies hier von irgendeiner Brücke ins Wasser!«

      Wellington Fox ließ das Röhrchen in die Tasche gleiten.

      »Noch etwas?«

      »Ja! Bevor du es wirfst, mußt du den Korken öffnen. Aber auch keine Sekunde früher. Vergiß das nicht. Denke an deine Erfahrungen mit der Lawine!«

      »All right, Georg!«

      »Der Himmel hat seinem erlauchten Sohn die Gesundheit wiedergegeben. Die vollendete Weisheit ist genesen. Schitsu, der Hwangti, der Herr und Kaiser, kehrt in seine Residenz zurück.«

      Seit 24 Stunden hielt diese Nachricht die Bewohner Pekings in Atem. Seit den frühen Morgenstunden begannen die Volksmassen aus dem Stadtinneren hinauszuströmen und die Straße zu umlagern, die von Schehol nach Peking führt. Zu Hunderttausenden umsäumten sie die breite Landstraße, lagerten hier und dort in Gruppen, begannen die mitgebrachten Lebensmittel zu verzehren und beschwatzten auf ihre Art das bevorstehende Ereignis, den Einzug des wiedergenesenen Kaisers.

      Die Stunden verstrichen darüber. Höher stieg die Sonne und näherte sich ihrem höchsten Stande. Drückend heiß wurde der Maitag, und die Händler, die mit Erfrischungen erschienen, fanden reißenden Absatz für ihre Ware.

      Um die zwölfte Stunde marschierten von Peking her auf der Landstraße die Garden des Schanti heran. Nach Ausbildung und Ausrüstung Elitetruppen. Die anmarschierenden Regimenter schwenkten mit der Präzision eines Uhrwerkes noch rechts und links gegen die Straßenränder aus, drängten die Menge, soweit sie die Straße noch besetzt hielt, über die Gräben zu beiden Seiten zurück und bildeten einen zusammenhängenden, von Bajonetten starrenden Kordon.

      Die Straße war jetzt hermetisch abgesperrt. Die Menge, zur Seite gedrängt, breitete sich über die Felder aus und suchte erhöhte Punkte, von denen aus über die Köpfe der absperrenden Garden hinweg möglichst viel von dem kommenden Schauspiel zu sehen sein mußte.

      Es waren nur sehr wenige Weiße in der Menge zu sehen, und auch diese Wenigen hielten sich stark zurück. Es war nicht angebracht, in dieser fanatisch erregten Menge Aufsehen zu erregen, denn nur allzu leicht konnten die Volksleidenschaften explodieren.

      Auf einer kleinen Erhöhung in einer gelben Gruppe hatte Wellington Fox seinen Platz gefunden. Dort stand er, wartete und sah, wie plötzlich Bewegung in die Menge kam. Wie diese Tausende von Köpfen sich nach einer Richtung drehten, wie ein Murmeln und Rauschen durch die Massen ging.

      Der Wagen des Kaisers kam. Eine der alten, schwervergoldeten Staatskarossen mit großen Glasscheiben. Von acht Pferden gezogen. Im Schritt, die Pferde von den Bedienten des Marstalls an Kopfhalftern geführt.

      Der Kaiser aufrecht auf dem Rücksitz, allein im Wagen.

      Wellington Fox verschlang das Bild mit den Augen. Er sah, sah viel, doch er wollte noch mehr sehen.

      Als der Wagen die Straße gerade vor ihm passierte, konnte er seine Neugier nicht länger meistern und brachte sein scharfes Perspektiv an die Augen. In greifbarer Nähe erblickte er jetzt die markanten Züge des Kaisers. Doch nur für einen kurzen Augenblick.

      Er fühlte, wie seine Füße plötzlich nach hinten gerissen wurden. Unsanft schlug er zu Boden. Wütend blickte er um sich und sah in eine Reihe von Augen, aus denen drohender Haß blitzte.

      Beim Nahen des kaiserlichen Wagens hatte sich alles Volk, dem alten Brauche folgend, auf die Knie geworfen. Er allein hatte in seiner Erregung nicht darauf geachtet und war stehengeblieben. Zu spät bereute er jetzt seinen Fehler. Der Wagen war vorüber, die Möglichkeit, von dieser Stelle noch etwas zu sehen, nicht mehr vorhanden. Wohl aber erschien es ihm sehr angebracht, sich aus der Nähe dieser Menge zu entfernen, deren Mienen und Blicke wenig Gutes prophezeiten.

      Es glückte ihm, von dem Haufen loszukommen. Auf einem Richtweg zwischen bebauten Feldern und Wiesen strebte er wieder der Stadt zu. Und während er dahinschritt, jagten sich die Gedanken in seinem Gehirn.

      Wie war das möglich? … Wie konnte das sein? … Hatte ihm nicht Isenbrandt auf das bestimmteste versichert, daß die Tage des Kaisers gezählt seien? … Hatte er ihm nicht gesagt, daß ein Sterbender sich auf den seidenen Kissen in Schehol quäle?

      Und was hatte er eben gesehen? … War das Wirklichkeit?

      Unwillkürlich griff er nach seiner Tasche. Das Fehlen seines Perspektivs bewies ihm nur zu deutlich, daß die Szene, die er soeben erlebt hatte, in Wirklichkeit vor sich gegangen war.

      Was hatte er gesehen? … Einen Mann in militärischer Kleidung in der großen Staatskarosse … Der Kaiser? … Der Kaiser!

      War das auch der Kaiser Schitsu? … Ohne Zweifel. Die Bilder des Kaisers, die er in der Erinnerung hatte, konnten ihm die Frage nicht sicher beantworten.

      Und doch … es wäre … er … er mußte es sein. Hier einen anderen an des Kaisers Stelle zu zeigen … Wer hätte den ungeheuerlichen Betrug wagen sollen?

      Verflucht die Hand, die ihn im kritischen Moment zu Falle brachte. Noch eine Sekunde länger, und er hätte Gewißheit gehabt …

      Wie schauten die Augen des Mannes? … So starr … so ernst … so tot … tot?

      Aber hatte er sich nicht bewegt? Hatte das Antlitz nicht leicht genickt? Hatte er die Grüße des ihm huldigenden Volkes nicht deutlich erwidert?

      Die Gedanken von Wellington Fox sprangen zu Isenbrandt zurück. Wie würde das alles auf dessen Pläne wirken? … Wie auf diejenigen der Siedlungsgesellschaft?

      Noch nie in seinem Leben hatte er vor solchem Rätsel gestanden. Vergebens suchte er nach einer Lösung … Er fand sie nicht … Und doch, was Isenbrandt gesagt hatte, mußte richtig sein. Er klammerte sich an die Worte des Freundes.

      Der Weg führte ihn an einer Telegraphenstation vorbei. Einen Augenblick zögerte er. Bericht an die Chikago-Preß geben? … Daß der Kaiser in voller Gesundheit in seiner Residenz eingezogen sei … Nein! … Nichts! … Mögen sie diesmal ihre Berichte aus einer anderen Quelle schöpfen.

      Fest entschlossen schritt er weiter der Stadt zu. Seine Gedanken konzentrierten sich auf die Person, derentwegen er hierhergekommen war. Collin Cameron!

      Ohne große Schwierigkeiten hatte er das Hotel ausfindig gemacht, in dem der Gesuchte wohnte. Auf dem Umwege über die Filiale von Uphart Brothers hatte er das festgestellt. Aber als er heute früh in dies Hotel kam, hatte er gerade noch die Rückseite von Collin Camerons Auto gesehen. Der Einzug des Kaisers hatte ihn vorübergehend vom weiteren Nachspüren abgebracht. Mechanisch verfolgte er jetzt die Straße nach der Stadt.

      Ein Blitzen in der Ferne erinnerte ihn an Isenbrandts Auftrag. Da blinkte über die Felder her in den hellen Strahlen der Maiensonne der Spiegel eines kleinen Weihers. Wellington Fox schlug einen Seitenpfad ein und schritt darauf zu. Die Gelegenheit war günstig. Weit und breit kein Mensch zu sehen. Was Beine hatte, trieb sich an der Straße nach Schehol herum.

      Er rief sich die Vorschrift Isenbrandts ins Gedächtnis. Dann griff

Скачать книгу