Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik
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Ein leises Knirschen des Kiesweges ließ ihn aus seinem Träumen aufschrecken. Schnell warf er die Zigarre auf den Boden und trat mit der Schuhsohle darauf. Im nächsten Augenblick stand Helen Garvin vor der Laube. Sie tat einen schnellen Blick rückwärts und beugte sich dann lauschend nach vorn. Und schrie leise auf, als sie sich plötzlich an der Hand ergriffen fühlte und mit sanfter Gewalt in das Dunkel der Laube gezogen wurde.
»Komm, Helen. Das dichte Blätterdach schützt uns vor allen Späherblicken.«
»Ah, Sie sind es, Herr Fox? Ich hatte doch die Bank auf der anderen Seite des Weges als Treffpunkt bezeichnet. Beinah wäre ich umgekehrt. Da glaubte ich hier das Glühen einer Zigarre zu sehen.«
»Das dich anzog, wie das Licht die Motte.«
»Herr Fox! Ich gehe sofort, wenn Sie Ihre Redensarten nicht lassen. Nein, ich konnte mir kaum denken, daß Sie es waren, der hier rauchte.«
»Warum, Helen?«
»Weil es sich nicht gehört, daß ein Herr raucht, wenn er eine Dame erwartet …«
»… Die wiederum erwartet, von diesem Herrn geküßt zu werden«, vollendete Fox.
»Herr Fox, ich weiß nicht, was man zu solcher Unverschämtheit sagen soll. Ich gehe!«
»Gar nichts, kleine Helen, soll dein süßer Mund sagen, küssen … «
Im Nu hatten starke Arme Helens Schulter umfaßt und eine Flut von Küssen verschloß ihren Mund …
»Jetzt ist es aber genug.« Atemlos klang die Stimme dicht an Wellingtons Ohr.
»Bitte! Bitte!«
Sie entwand sich Wellingtons Armen und begann ihr verwirrtes Haar in Ordnung zu bringen.
»Schämen Sie sich, Sie schrecklicher Mensch. Gut, daß es das letztemal war.«
»Wann wollen wir nun heiraten?« war Wellingtons ganze Antwort.
»Heiraten? … Wir … heiraten?«
Helen trat entrüstet auf Fox zu, der sich auf der Bank niedergelassen hatte und mit einer Handbewegung Helen einlud, neben ihm Platz zu nehmen.
»Erstens will ich gar nicht heiraten … und zweitens nicht einen Mann wie Sie, den allerunhöflichsten Menschen, den ich je kennengelernt habe. Alle anderen Männer sind höflich und zuvorkommend zu mir. Besonders die, die mir Heiratsanträge gemacht haben.«
»Sie haben dich aber trotzdem nicht wie ich viermal küssen dürfen.«
»Viermal? … Hundertmal!« rief Helen und geriet dann in unbeschreibliche Verwirrung.
»Wenn du mich nicht heiraten willst, kleine Helen, warum hast du dich dann mit mir verlobt?«
»Verlobt?«
»Gewiß, Helen! Eine wohlerzogene junge Dame küßt keinen Mann, wenn sie nicht mit ihm verlobt ist. Und ist sie verlobt, muß sie ihn doch schließlich heiraten … klar?«
Einen Augenblick stand Helen wortlos.
»Ja … ja, das mag schon richtig sein. Aber wenn nun mein Vater nicht damit einverstanden ist, eine Abneigung gegen Sie hat und gar nicht mit sich reden läßt? Ich liebe meinen Vater sehr, aber ich kann sein Vorurteil gegen Leute, die nicht reich oder von hohem Rang sind, nicht teilen, aber … gegen seinen Willen …
Ich bin deshalb heute zum letztenmal hierhergekommen … und will Ihnen sagen …«
»Daß du morgen abend um dieselbe Zeit hierher, …«
»Herr Fox! Ich gehe jetzt und komme nicht wieder!«
»Gut!«
»Sie dürfen mir auch nicht mehr schreiben.«
»Gut!«
»Sie …«
»Bitte.«
»Sie dürfen mich auch nicht so …«
»Bitte.«
»… so ansehen.«
»Gut … Noch etwas?«
»Nein! … Adieu, Sie …«
Helen raffte ihr Kleid zusammen und schickte sich an zu gehen.
Am Ausgang der Laube drehte sie sich nochmals um.
»Adieu, Sie Mr. Gut … Sie Papagei … Sie Ungeheuer … Sie, Sie …«
Mit drei Schritten stand sie vor Wellington Fox und hielt ihm die kleine geballte Faust vors Gesicht. Da fühlte sie sich plötzlich neben Fox sitzen und ein anderer Mund verschloß den ihren. Erst nach geraumer Weile klang die Stimme Wellingtons wieder:
»Glaubst du wirklich, meine liebe kleine Helen, Wellington Fox ließe sich das Glück seines Lebens entgehen, weil ein alter, harter Mann ihn seines schmalen Beutels halber nicht für würdig hält? Ihn und alle seine Schätze mag der Teufel …«
»Wellington, es ist mein Vater.«
»Leider, Helen! Doch Geduld. Wir wollen sehen, wessen Schädel auf die Dauer der härtere ist.«
»Ach Wellington, du hoffst ihn zu zwingen? Dann werde ich nie im Leben die Deine werden. Ach, wenn du wüßtest, wie grenzenlos unglücklich ich bin.«
Tränen erstickten Helens Stimme. Weinend barg sie ihr Gesicht an Wellingtons Brust.
»Geduld, Geduld, kleine Helen! Ich weiß, wie man Leute vom Schlage deines Vaters auf seine Seite zwingt. Man muß etwas tun, was ihnen imponiert, was ihnen Respekt beibringt. Und warum sollte das nicht auch deinem Wellington gelingen? Noch einige Wochen. Dann ist die Saat reif, dann …«
Die weiteren Worte gingen in einem unverständlichen Gemurmel unter.
»Du sprichst so geheimnisvoll, Wellington, was meinst du?«
»Nichts, nichts, kleine Helen. Doch noch eins, Liebste. Es könnte sein, daß du mich in den nächsten Tagen vergeblich erwartest. Vielleicht kann ich sogar vor eurer Abreise nach Asien überhaupt nicht mehr hierherkommen.«
»Warum nicht, Wellington? Was sollen diese Andeutungen? Was hast du vor?«
Helen drängte sich ungestüm an Wellingtons Brust.
»Nichts Besonderes, liebe Helen. Mein Beruf zwingt mich häufig zu unvorhergesehenen Reisen … Es könnte sein, daß ich morgen … wichtige Geschäfte … auf ein paar Tage verreisen müßte. Das ist alles. Wünsche mit mir, daß diese Reise guten Erfolg hat. Sie wird