Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik
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Читать онлайн книгу Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band - Hans Dominik страница 115
Aber diese solide Teestube war nur der Vorhang vor schlimmeren Dingen. Die gelben und weißen Gäste Tschung Fus konsumierten nicht nur den duftigen Trank der Pekkoblüte. Sie huldigten auch dem Genusse des Opiums. Diesem Zweck dienten die hinteren Räume des Teehauses.
Eine kaum sichtbare Tür an der Wand der Teestube … Ein langer, winkliger Gang … Ein Vorhang … Noch einmal ein Stück Gang … Ein zweiter Vorhang, und man war in dem Raum, in welchem Tschung Fu seinen Gästen, aber nur wohleingeführten und unbedingt zuverlässigen Gästen, das verbotene Narkotikum verabreichte.
Ein großer, nur durch künstliche Beleuchtung erhellter Raum. An den Wänden kleine, durch Vorhänge verschließbare Nischen. Im Raume selbst noch zahlreich jene niedrigen, weichgepolsterten Lager, auf denen die Opiumraucher den Genuß ihres Rausches mit gelösten Gliedern auskosten konnten.
In den Vorhängen, im Holzwerk der Wände, ja im ganzen Raume haftete unvertilgbar der süßliche, für den Ungewohnten widerliche Duft des kalten Opiumrauches.
Es war um die dritte Nachmittagsstunde. Schon hatte das Lokal Tschung Fus reichlichen Zuspruch gehabt. Alle Nischen des hinteren Raumes waren belegt, alle Polster und Kissen im Raume selbst besetzt. Gelbe und auch einzelne Weiße lagen hier. Die meisten bereits im tiefen Rausch. Nur einige wenige noch fähig, die Pfeife zum Mund zu führen … die letzten Züge zu tun, die sie in das Land glücklicher Träume bringen sollten. Tschung Fu war zufrieden. Jede hier gerauchte Pfeife brachte ihm ein blankes Goldstück von den bewährten alten Gästen … viel größere Beträge von denen, die zum ersten Male kamen, die erst eingeführt wurden oder sich selbst einführen wollten.
Jetzt begleitete der Wirt dienernd und kriechend Collin Cameron und dessen Begleiter, ein gelbschwarzes Halbblut, in den Raum.
»Es tut mir sehr leid, Mr. Cameron … alle Kojen sind besetzt …«
Collin Cameron blieb zögernd mitten im Raume stehen. Ein halbunterdrückter Fluch kam über seine Lippen. Sein Blick glitt über die Gäste, die hier als die willenlosen Sklaven einer Droge und einer Leidenschaft auf den Kissen lagen.
»… Verdammtes Pack! … Versoffenes Lumpengesindel …«
Er machte eine Bewegung, als ob er den nächsten mit einem Fußtritt von seinem Lager hinabschleudern wolle.
Der Wirt deutete einladend auf einen unbesetzten Tisch in der Mitte des Raumes. Collin Cameron fragte: »Wer ist hier?«
»Nur alte Bekannte! Sichere Leute! … Sie schlafen alle. Sind im siebenten Paradiese. Man könnte sie hinaustragen, ohne daß sie es merken.«
Noch einmal ein kurzes Überlegen. Dann ließ sich Collin Cameron an dem Mitteltisch nieder und lud seinen Begleiter durch eine Handbewegung ein, das gleiche zu tun. Der Wirt brachte ihnen selbst den frischen Tee. Dann zog er sich scheu zurück.
Collin Cameron schwieg. Mit verächtlichem Lächeln beobachtete er einen der Raucher, der es noch einmal versuchte, die Pfeife an die Lippen zu bringen. Die Kräfte des Mannes reichten nicht mehr aus. Seine Augen, groß und glasig, starrten empfindungslos in den Raum. Jetzt ließ er die Pfeife fallen und sank der Länge nach auf den Diwan zurück. Die Augen schlossen sich, und ein glückliches Lächeln nistete sich in den ausgemergelten Zügen des Rauchers ein.
Collin Cameron wartete geduldig, bis auch dieser letzte Raucher sicher in dem Hafen der Bewußtlosigkeit gelandet war. Dann eröffnete er die Unterhaltung.
»Was Neues?«
»Nein, Mr. Cameron. Sie haben die letzten Artikel in meinem Blatt gelesen. Waren sie nicht gut?«
»Sie waren gut. Aber von nun ab muß ein anderer Ton angeschlagen werden.«
»Noch schärfer? Vergessen Sie nicht, daß mein Blatt schon jetzt in Gefahr stand, unterdrückt zu werden.«
»Die Wahl Josua Bordens ist verschoben!«
»Verschoben! Warum? … Ein böses Zeichen … Verrat?«
»Es kann nicht anders sein.«
Ein schwerer Fluch kam aus dem Munde des anderen. Danach seine Frage:
»Was nun?«
»Das frage ich Sie.«
»Dann muß eben alles andere auch verschoben werden.«
»Ausgeschlossen!«
Der andere pfiff leise durch die Zähne und kniff die schmalen Schlitzaugen noch enger zusammen. Prüfend blickte er in das Gesicht Collin Camerons, in dem sich starke Erregung malte.
»Ihre Worte sind dunkel, Mr. Cameron. Das eine fällt mit dem anderen.«
»Nein! Das darf es nicht!«
»Ah! … Weht der Wind daher? … Aber unsere Führer werden nicht mitmachen.«
»Dann werden andere die Führer sein! … Einer davon Sie!«
Der andere sank in seinen Sessel zurück. Die kleine Figur verschwand fast in den Polstern, während er die Hand an die Stirn legte.
»Es wird nicht gehen, Mr. Cameron. Die Massen werden uns nicht folgen.«
»Zugegeben! Die große Masse der Schwarzen nicht … das heißt nicht sogleich … Aber sind Sie sich der Hafenarbeiter sicher? … Auf alle Fälle?«
Ein übles Grinsen ließ die Züge des schwarzgelben Halbblutes noch abstoßender als gewöhnlich erscheinen.
»Mit genügend … so etwas …«, seine Hände machten die Bewegung des Geldzählens, »und dem nötigen Whisky … Ja!«
»Wie steht’s mit den Mortonwerken?«
»Das kann ich nicht sagen. Aber … der Führer … ist empfänglich für … Wieder vollführten die Finger des Sprechenden die Bewegung des Geldzählens.
»Ich werde mit ihm reden. Wie steht’s mit der schwarzen Universität? Ihre Organisation ist die beste. Ihr Beispiel würde große Wirkung haben.«
»Die jungen Hitzköpfe müßten sich bei zweckmäßiger Behandlung wohl gebrauchen lassen … Ein geschickt inszenierter Streit mit den weißen Studenten … Gut ausgewalzt und kräftig breitgetreten … Alles im richtigen Moment … Das dürfte genügen.«
»All right! Die Arbeit in Frisko lege ich in Ihre Hände.«
Der andere schwieg. Aber seine Augen blinzelten begehrlich nach der Stelle, an der sich Collin Camerons Brusttasche befand, und seine Mienen sprachen eine beredte Sprache. Collin Cameron riß ein Scheckbuch heraus und reichte es seinem Gegenüber.
»Wie hoch?«
»In jeder Höhe!«
Das Grinsen auf den Zügen des anderen