Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik

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Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band - Hans  Dominik

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fahre heute nacht nach Louisiana, um dort weiterzuarbeiten. Meine Adresse kennen Sie.«

      Ein Nicken des anderen. Noch einmal ließ Collin Cameron einen Blick auf den Raum und seine trunkenen Insassen gleiten. Dann schritt er mit seinem Partner dem Ausgang zu. Ihre Schritte verklangen auf dem Flur.

      Plötzlich blieb Collin Cameron stehen und schlich leise wieder dem eben verlassenen Gemache zu. Mit unendlicher Vorsicht schob er den Vorhang um wenige Millimeter zur Seite, daß sein Auge eben den Raum überblicken konnte. Alles war noch genau so, wie er es verlassen hatte. Als er sich umdrehte, stand der gelbe Wirt katzenbuckelnd vor ihm.

      »Alles in Ordnung, Mr. Cameron. Die Toten auf dem Kirchhof haben keine tauberen Ohren als meine Gäste.«

      Während Collin Cameron dem Ausgang zuschritt, kehrte der Wirt in das Gemach zurück. Sein Auge blieb an einem Weißen hängen, der in tiefem Schlaf der Wand zugekehrt dalag.

      »Du Sohn eines Schakals! … Deinethalben hat Tschung Fu eine böse Stunde gehabt. Du bist ja keiner von meinen Stammgästen … für die ich mich verbürgt habe … Du sollst es mir bezahlen.«

      Unhörbar schlich er auf seinen Filzsohlen auf den Schläfer zu. Prüfend glitten seine Hände über die Kleidung des Daliegenden und tasteten nach der Gegend der Brieftasche.

      Von einem Faustschlage getroffen, flog er bis in die Mitte des Raumes zurück.

      »Du Sohn einer gelben Hündin, bezahlt bist du schon im voraus!«

      Es war Wellington Fox, der bei diesen Worten von dem Diwan aufsprang. Doch bevor der Berichterstatter der Chikago-Preß den Ausgang erreichen konnte, hatte sich der Wirt schon wieder aufgerafft. Ein Tisch flog Wellington Fox empfindlich gegen das Schienbein. Schon war der Wirt draußen und ließ einen gellenden Pfiff ertönen.

      Wellington Fox stürmte ihm nach. Aber es war nicht der Gang nach der vorderen Teestube, sondern ein anderer, ein viel längerer und winkliger Gang, in den er geriet und durch den er bis auf den Hof gelangte. Hier sah er sich plötzlich von allen Seiten umringt.

      Wellington Fox war gut gebaut und gut trainiert. Nach rechts und links teilte er solide Faustschläge aus, brachte hier und dort einen Meistergriff des Dschiudschitsu zur Anwendung und bahnte sich über taumelnde und stöhnende gelbe Körper seinen Weg.

      Aber er war in einer Falle. Die Tür zum Vorderhaus war verschlossen. Eine Möglichkeit, sie aufzubrechen, nicht vorhanden. Von allen Seiten schlossen steile Wände den Hof ein. Nur an einer Stelle führte an der Wand des Nebenhauses eine schmale Stiege empor. Er stürmte sie hinan und landete atemlos auf dem flachen Dach des Nachbarhauses. Chinesische Wäscher betrieben hier ihr Gewerbe.

      Ausgespannte Leinen … mit Wäschestücken behängt … allerlei Zuber und Bottiche …

      Einen Augenblick blieb er schnaufend stehen und blickte sich orientierend um. Der Anblick eines gelben Kopfes, der sich über die Dachkante schob, mahnte ihn an seine Gegner. Vor einem plötzlichen kräftigen Fußtritt wich dieser Kopf zurück. Aber ein Blick über den Dachrand belehrte Wellington Fox, daß die Stiege bis hinauf zum Dach bereits dicht mit Gelben besetzt war.

      Suchend sah er sich nach einer geeigneten Waffe um. Sein Blick fiel auf einen zur Hälfte mit Wasser gefüllten Waschzuber.

      In der nächsten Sekunde hatte er jene zweite Dynothermtube Isenbrandts herausgerissen und in den Zuber ausgeschüttet. So schnell wie möglich zerrte er den Zuber über das Dach bis zur Stiege hin. Schon stiegen gewaltige Dampfwolken aus dem Bottich, schon trafen einige Spritzer des siedenden Wassers seine Hände und verursachten an den Treffstellen große Brandblasen.

      Dann war es geglückt … Der Inhalt des Bottichs über die Stiege hinabgegossen.

      Ein Schrei des Entsetzens … ein tierisches Brüllen … vermischt mit dem Wimmern Sterbender … belehrte ihn, wie das Dynotherm gewirkt hatte. Schon war der ganze Hofraum in seiner Tiefe ein einziges wogendes Dampfmeer, in dem sich nichts mehr erkennen ließ. Schon strömten die Dampfwolken weiter empor zur doppelten und dreifachen Höhe des Hauses, während dort unten das letzte Wimmern erstarb. Schon mischte sich brenzliger Qualm in den Wasserdampf. Schon zuckte es feurigrot aus den wogenden und wirbelnden weißgrauen Massen.

      Das Haus, auf dessen Dach Wellington Fox stand, war nicht allzu hoch. Mit schnellen Griffen hatte er die Wäscheleine gelöst und um einen Pfosten an der Vorderseite des Hauses geschlungen. Schnell glitt er an ihr auf die Straße hinab.

      Er sah sich um. Ein kleines, ihm unbekanntes Seitengäßchen. Aufs Geratewohl lief er darin entlang und erreichte die Hauptstraße. Noch einen Blick rückwärts. Feuerlohe schlug zum Himmel, wo das Teehaus gestanden hatte.

      Langsam glitt das Schiff Isenbrandts flußabwärts der Mündung des Ili zu. Schon zogen sich die mächtigen Schilfhorste zu beiden Seiten des Stromes weitauseinander, und unmerklich vermischten sich die Wellen des Ili mit den Wassern des Balkaschsees.

      Kreischend stiegen ganze Schwärme von Wasservögeln empor, die der Kurs des Schiffes in ihrer Abendruhe störte. Rosig schimmerte das helle Gefieder der tausend und aber tausend Vögel in den Strahlen der sinkenden Sonne. Wie dichter grauer Dunst standen Myriaden von Mückenschwärmen dazwischen und drohten die Sonne zu verdunkeln.

      Georg Isenbrandt streckte die Hand nach einem Hebel aus. Ein kurzer Druck darauf, und automatisch schlossen feine Gazefenster die Kabine.

      Er lehnte sich ruhig in seinen Sessel zurück. Noch trug er den Gesellschaftsanzug, in dem er den ganzen Tag hindurch die offiziellen Empfänge der zahllosen Gäste aus allen Weltteilen mitgemacht hatte. Seine Mienen verrieten Ermüdung und zeigten, daß die Anstrengungen dieser Feierlichkeiten selbst für seine eisernen Nerven recht reichlich gewesen waren. Da er außer den wichtigsten europäischen auch mehrere asiatische Sprachen beherrschte, war seine Person bei diesen Empfängen ganz besonders beansprucht worden.

      So war er gern dem Vorschlage von Wellington Fox gefolgt, eine Abendfahrt von Wierny zum Balkaschsee zu unternehmen, um hier in ruhigen Stunden wieder Erholung und Stärkung für die Strapazen des kommenden Tages zu finden. Denn die heutigen Empfänge waren ja nur der Auftakt für die großen Feierlichkeiten des morgigen Tages.

      Von morgen ab sollte der mächtige, vierhundert Quadratkilometer große Balkaschsee ein neues wichtiges Glied in der Kette der Unternehmungen der E. S. C. werden. In feierlichem Akte, im Beisein von führenden Männern aller Staaten der Welt sollte dem See die Dynothermmenge einverleibt werden, die seine Wassermengen in Dampfform in die Lüfte jagen mußte. Der Plan ging dahin, die vielen hundert Milliarden Kubikmeter Wasser, die hier die Schale des Sees füllten, als fruchtbaren Regen nach Norden und Nordosten zu senden. In seiner ganzen Größe konnte er nicht ausgeführt werden, solange dem See die verstärkten Zuflüsse aus dem chinesischen Gebiete fehlten, dem Ilidreieck.

      »Deine Einrichtung mit diesen Mückennetzen ist zweifellos ohne Tadel, Georg. Meine Zigarre ist machtlos gegen solche Moskitomengen … Sieh nur, wie die Fenster schon davon bedeckt sind … Eine ganze Schicht … Ja … das heißt … auf diese Weise sehe ich ja nichts mehr … und um zu sehen bin ich doch hierhergekommen.

      Heute nacht noch muß mein erster Bericht nach Chikago gehen. Wozu hätte ich denn den Manager des Ganzen zum Freund, wenn ich nicht schon heute als geschehen melden könnte, was morgen erst geschieht. Die Manuskripte der Reden hast du mir ja schon zur Verfügung gestellt.«

      »Hast du eskamotiert, mein Lieber«, warf Isenbrandt trocken ein.

      »Fehlt mir nur noch die Kenntnis der Stätten,

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