Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger

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Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band) - Peter  Rosegger

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am tiefen See vorbei – seinem Hause zu.

      Er ging zu seinem Kinde und suchte in den Knaben die Keime zu pflanzen zu jenem Heile des Herzens, welches ihm selbst so wunderbar und ach! so kurz geblüht hatte.

      Ende

      Der Gottsucher

       Inhaltsverzeichnis

       Erstes Buch: Der Irrthum

       Zweites Buch: Die Gottlosen

       Drittes Buch: Die Erlösung

      Erstes Buch:

       Der Irrthum

       Inhaltsverzeichnis

      Der Erzähler, dem Ihr Euch anvertraut, um an seiner Hand eine wilde, schattenschwere und unseren Tagen fremde Welt zu durchwandern, führt zum Anfange auf den Berg des Johannes. Dieser Berg erhebt sich in Form eines Kegels mitten aus der Wildniß. Die Wildniß kriecht an seinen Hängen hinan; zwischen zerklüfteten Felsenblöcken wuchern der Sauerdorn und die schwarze Erle, und der Schierling, und der rothe Holunder, und die Einbeere. In den Klüften nistet der Falke, im Grunde ringelt sich die Natter. Der Berg ist nicht so hoch, wie mancher von solchen, die in weiter Runde stehen, aber auf seinem Scheitel weist er eine Stätte mit grauer Erde, auf welcher keine Pflanze wächst. Wenn einst – so kündet es die Sage – nach tausend Frühlingen aus diesem Grund eine Blume erblühen wird, dann ist allerwärts das Reich Gottes erstanden.

      Auf dem sandigen Boden wuchert heute der grünliche Schimmel der Algen, und inmitten liegt ein großer Stein, von dem man nicht weiß, wächst er in die Erde hinein oder aus derselben heraus; auf der oberen Fläche dieses Steines will manches Auge einen blutrothen Fleck sehen, »den kein Regen löscht und kein Eis tilgt«.

      Rings um den Berg des Johannes, so weit das Auge fliegt, ist ein Reich von Wäldern, gegen Ausgang der Ritscher, der Birstling, der Tärn. Diese Wälder – es giebt keinen Baum und keinen Strauch und keinen Halm im nördlichen Halbrund, der nicht darinnen stünde – legen sich wie ein Meer über alle Höhen der Berge, über alle Niederungen, über alle Thäler und über alle Schluchten. Das geht so weit, bis im fernsten Kreise die Glocke des Himmels mit ihrem unergründlichen Blau oder mit ihren gletscherweißen Wolkenzinnen niedersinkt. Nur nach jener Seite hin, die man Mitternacht nennt, baut sich hinter einem weiten, dämmernden Waldkessel, die Trawies genannt, ein Wall von Felsbergen auf, die grau und scharf in den Himmel hinein gezackt sind, und die in ihren Schründen schneeweiße Adern haben. Dort hebt ein Gebirge an, dessen Bereich uns fern und fremd ist, so wie es den Menschen nicht bekannt war, die hier voreinst unter dämonischen Schicksalen gestritten haben und vergangen sind. Das Gebirge heißt Trasank. Zwischen seinen Wänden bricht ein mächtiger Fluß hervor, der in seiner reißenden Wildheit donnernd von den majestätischen Schrecken des Gebirges zu erzählen weiß. Die Trach – das ist der Name des Wassers – gräbt sich nun in den Engthälern und schattenfinsternen Schluchten durch die Wälder hin, nimmt zahllose Bäche und Bächlein und Quellen in sich auf, bis sie nach Stunden in jenes felsige Haideland kommt, das die Gegenden der Trawies weit und breit von aller Welt abschließt.

      Ein großer Theil dieser Striche ist Urwald, den sein Eigenthümer – ein reicher Edelmann, der weit unten in einer Stadt am Meere wohnt und die Felsen des Trasank niemals gesehen hat – so in sich zusammenfallen läßt, wie er aus sich herausgewachsen ist. Nur in jenen Niederungen des Trawieskessels ist der Wald in seinen schönsten Mannesjahren; wo er heute steht, dort ist vor nicht allzulanger Zeit eine Gemeinde von Menschen gestanden. Als zur Zeit der Völkerwanderung auch das Volk der Germanen, in seinem Grunde aufgewühlt, hin und wieder wogte zwischen den Alpen und zwischen der Ostsee, da hat sich ein Häuflein von Menschen in diese Wildniß hierher verschlagen, hat sich angesiedelt an den Gestaden der Trach, hat gerodet und gebaut, hat allmählich Fühlung gefaßt mit seinem sich wieder ruhiger entwickelnden Stamme, hat sich den Satzungen der Allgemeinheit gefügt und hat die Segnungen der Allgemeinheit empfangen. Trawies war eine Berggemeinde, wie so viele andere Berggemeinden es waren. Auf einer felsigen, der Sonne zugänglichen Anhöhe im Thale der Trach, von dichten Büschen überwuchert, ragt heute noch die Ruine des Gotteshauses, in welchem die Menschen von Trawies bis auf ihre frühen Vorfahren zurück so oft um des Herrn Gnade gefleht haben mögen, und aus welchem ihnen das gräßliche Verhängnis emporgestiegen ist.

      Männiglich meidet die zerfallenen Mauern bis auf den heutigen Tag. Wandern doch die Leute, etwa die verwegenen Jäger ausgenommen, samt und sonders ungern durch die Wälder von Trawies! Und wer es muß, der thut’s mit Hast, denn in jedem Schatten sieht er ein Gespenst, in jedem Schimmer, der durch das Gestämme leuchtet, wittert er das Lagerfeuer einer Räuberbande. Und selbst die Ortschaften draußen fürchten sich vor den Nebeln, die über Trawies aufsteigen, und bekreuzen sich vor den Wettern, die vom Trasank heranziehen. Oft sind auch schon die Gewässer losgebrochen aus jenen berüchtigten Waldstrichen und haben das Land verheert, als wäre doch der Fluch noch nicht gelöst, der vormaleinst in glühendem Zorn geschleudert worden war in das Engthal von Trawies, und der in überreizter Leidenschaft entfacht worden zu dämonischem Brande der Herzen bis an jenem Tage, da er auf dem Berge des Johannes in reiner Flamme hoch zum Himmel emporgelodert und dann verloschen war ....

      Seit alten Zeiten haben die Leute von Trawies jährlich zur sommerlichen Sonnenwende ein eigenthümliches Fest gefeiert.

      Ein Erstes war, daß an diesem Tage keine Kirchenglocke gehört werden durfte. Schon am Vorabende wurden die Stricke emporgezogen und siebenmal um die Glockenschwengel geschlungen, als wolle man solche siebenmal fesseln. Selbst der Gottesdienst am Altare unterblieb an diesem Tage, denn der Pfarrherr that auch mit, das Fest der Vorfahren zu begehen.

      Zu jener Stunde der Nacht, die wie ein Zugbrücklein von Gestern auf das Heute führt, schritten drei Männer durch das thauschimmernde Thal der Trach und riefen folgenden Sang aus:

      »Licht Sonnenwenden ist da!

       Der heilige Tag!

       Der goldene Tag!

       Wacht auf

       Zum ersten Stundenschlag!

       Herab von den Himmeln,

       Herauf von der Erden

       Die lieben Gäste erscheinen werden.

       Erwachet, erwachet,

       Und freut Euch der Sonnen,

       Ihr Brüder und trinkt

       Vom lebendigen Bronnen.

       Feuer und Licht hat Gott gemacht.

       Erwacht! Erwacht!«

      Und siehe, in den zerstreuten Häusern von Trawies wurde es lebendig, die Menschen traten hervor und versammelten sich auf dem grünen, eichenumstandenen Anger, unter dessen Rasen sie ihre Todten zur Ruhe gelegt hatten und Jeder suchte die Schlafstätte seiner Angehörigen und sagte das Wort: »Mein Vater, ich wecke Dich!« Oder: »Mein Bruder, ich wecke Dich, die heilige Sonnenwend’ist da!« Und all’ darüber standen die Sterne des Himmels, und mancher Träumer von Trawies blickte

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