Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger

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Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band) - Peter  Rosegger

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Flut, die sich weich um die Glieder legte und die Gestalten verklärte zu weißem lebendig gewordenen Marmor.

      Erst als Anna zwischen den Rosensträuchern ihre rieselnden Locken getrocknet und den Schnee ihres Kleides wieder an sich getan hatte, stieg auch der Gatte aus dem See. Sie pflückte eine weiße Rose, aber mitsamt dem Dornenstengel und drei grünen Blättern. Kein Stäubchen und kein Mückenstich war auf der Rose; sie ist später genau besehen und mit unzähligen Tränen begossen worden.

      Als Gabriel sich wieder in den gehörigen Stand gesetzt und angeschickt hatte, das kleine Mittagsmahl aufzutischen, bat Anna vor dem Essen um ein Viertelstündchen Ruhe. Das Bad hatte sie ein wenig ermüdet. Auf den Samt eines moosigen Steines legte sie ihr Haupt. Das immerwährende Flüstern der Wässer und ein mild rieselndes Lüftchen luden zum Schlummer ein.

      Halbgeschlossenen Auges lächelte Anna ihrem Manne entgegen, hob ein wenig den rechten Arm: »Komm', Gabriel, laß mich in deine lieben Augen schauen!«

      Er neigte sich über ihr Angesicht und trank mit zitternder Seelenlust den wundersamen Blick aus ihrem Auge.

      Noch sog sie den Kuß von seinen Lippen, dann sanken die Wimpern.

      Auch Gabriel wendete sich, um ein wenig zu ruhen. Das Antlitz nach aufwärts gerichtet, wie es seine Gewohnheit war, sah er den Wolken zu. Zuerst in leichten Flocken kamen sie, bald in dichteren Hüllen und endlich in schweren finsteren Massen gezogen, die alles Blau des Himmels verdeckten und einen Schatten warfen auf den See. – – »Es ist doch so, wie ich mir's hab' gedacht!« hörte er sein Weib sagen. Dann wurde die Finsternis schwerer, er schlief. – – Ein Ruf nach Licht scholl in den Felsen. Die Worte: »Auf! ... auf!« zitterten nach; dann war es, als hörten die Wasserfälle auf zu rinnen.

      Als Gabriel aus dem Schlaf erwachte, blickte er erstaunt um sich. Da war wieder der See am Stern mit seinen Wänden und Wasserfällen; am Himmel zogen die Wölklein wie vor und eh', nur die Sonne war hinübergesunken gegen den Waldrand. – Anna hatte ihr Haupt noch liegen auf dem grünbemoosten Stein und schlummerte. Sinnend blickte er hin auf dieses Bild. In weißem Kleide ruhte sie, die eine Hand gegen den Gatten hin ausgestreckt, die andere leicht die weiße Rose haltend über die Brust gelegt. Lose wallten die Locken, schier noch dunkler als sonst, um das zarte, blasse, so seltsam jugendliche Angesicht. Kaum weißer war die Rose als dieses Antlitz, auf dessen rechter Wange etwas wie eine Träne glitzerte ...

      »Anna!« lispelte Gabriel. Es fiel ihm plötzlich ein, sie zu wecken. »Anna!« rief er beklommen. – Wie schlief sie so fest! – »Anna!« Mit wildem Schrei stürzte er hin, faßte sie, stöhnend rüttelte er mit aller Macht an ihrem Leibe. – – – Sie war leblos.

      Die Geliebte im Tode

       Inhaltsverzeichnis

      Der Kleine war erwacht aus seinem Mittagsschläfchen.

      Er saß, ein possierliches Spielzeug handhabend, auf dem Schoß der Großmutter. Beide waren heiter. Der alte Ferdinand aber ging nur so im Hause umher; er hatte sonst stets Dringendes zu tun, heute aber wußte er nicht, was er zuerst anfassen sollte, daher tat er gar nichts. Er ging umher und guckte alle Wanduhren an, denn seiner »Taschnerin« mochte er es gar nicht glauben, daß die Stunde schon vorüber, zu welcher die Herrschaft nach Hause kommen wollte. – »Nanu,« brummte er bei sich, »wenn die zwei einmal in den Wald kommen! – Sechs schlägt's – 's ist ein guter Herr, ein gottsmöglich guter Herr, aber wenn er in die Wildnis gerät, Gott straf' mich hart! da steckt noch das wilde Tier in ihm. – Und sie ist nicht ein klein' Stückel besser. – Mein' sündige Seel' wett' ich, wenn sie zum Stern gegangen sind, heut' muß er sie nach Haus tragen wie ein klein Kind. – Sieben Minuten schon darüber. Ach, es ist ein lasterhaftes Volk!«

      Er fragte bei Frau Mildau an, ob sie für ihn was zu schaffen habe. Auf ihre Verneinung rannte der Alte aus dem Hause und dem Walde zu. Er wußte nicht, was ihn peinigte. Ruhelos eilte er hin; mehrmals hätte er gern ausgehorcht, aber er geizte mit der Zeit. Beim Jägerhause fragte er an; da hatte man seit Vormittag die jungen Herrenleut nicht mehr gesehen; sie hätten die Richtung gegen den See genommen.

      So lief der Alte – lief heute wie ein Knabe, daß er zu sich selbst sagte: »Suchen muß einer was Rechtes, dann wird man wieder jung!« – lief gegen den See hin.

      Abenddämmerung, als er vor der dunklen Tafel stand, atemlos. Das Rauschen der Wasserfälle, das Plätschern der nach Mücken schnappenden Fische – sonst war nichts zu hören. – »Sind längst über die Berge, angenommen, daß sie dagewesen. – Das Weiße dort bei den Büschen? – Nein, welcher Christenmensch klettert da hinüber! – und doch – sie sind's! – Na, die muß ich mir heut' ausborgen! Das sind lose Kinder, die man heimholen muß, wenn's finster wird.« –

      Er kletterte mühsam über das Steingeblöcke, schlich hinter den Büschen durch. – Das Brummen des Bären will er nachmachen, da werden sie auffahren. –

      Seltsam das, am hohen kühlen Abend noch dasitzen auf dem feuchten Moos. – Sie schläft. – Er sitzt daneben wie eine steinerne Figur. – Das Brummen des Bären läßt der Alte bleiben. Mit seiner heiseren Menschenstimme ruft er sie bei ihren Namen. Sie regen sich nicht. Da faßt den alten Ferdinand plötzlich der Graus. Hastig tritt er vor sie hin. Gabriel wendet kaum das Haupt, blickt starren Auges auf den Greis. Sein Antlitz ist wie Marmor.

      Ein Blick Ferdinands auf die Ruhende – jetzt weiß er alles. Weiß es und glaubt es nicht. Ihren Namen ruft er laut, daß die Felsen gellen. Sie ist kalt und erstarrt. – Des klagenden Jammers voll, eilt der alte Mann zurück in das Tal von Karnstein.

      Stille Rast hält Gabriel, des Heidepeters Sohn, bei seinem Weibe. Des wachsenden Mondes Halbkreis zieht allmählich empor an dem nächtigen Himmelsdom. Leicht kräuseln die Wellen, und nimmer faßbar ist dir, o Ärmster am sandigen Ufer, was da geschah ...

      Die finsteren Felsen umragten die Annenruh, doch dort, wo sie ruhte und wo er in Seelenohnmacht Wache hielt bei ihr, dort dämmert der Mondentag mit seinen heiligen Schauern.

      Als um Mitternacht die Leute mit der Tragbahre kamen und mit Fackeln, saß Gabriel immer noch unbeweglich auf dem Stein. Er blickte den Zug verwundert an. Und als sie ihn emporhoben, taumelte er wie ein Schlaftrunkener. –

      Dann sind sie durch den Wald heimwärts gezogen. Voran die schwankende Bahre mit der leichten Bürde, bedeckt von weißen Linnen, begossen jetzt von Mondenschein und jetzt von den roten Strahlen der rauchenden Lunten. Und unter der Bahre die Männer, nie noch seufzend unter so seltsamer Last als heute. Und hinter der Bahre, zur Rechten den alten Ferdinand, zur Linken den alten Heidepeter, wankend und stumm vor sich hinstierend Gabriel – klagelos – seelenlahm.

      Frau Mildau ist mit einem entsetzlichen Jammerschrei hingestürzt auf ihr stummes Kind, als man es an der Schwelle des Hauses zu Boden hob.

      Der Knabe hat süß geschlafen zur selbigen Stunde.

      Im Saale des Landhauses, mitten in einem Walde ewig grünender und üppig blühender Gewächse, zwischen denen die Lichter flammten wie glühende Knospen und goldene Schmetterlinge, ist das irdische Gebilde aufgebahrt worden. – Wer sie liegen sah auf hohem Ruhebette, in jenem weißen Kleide, das sie am glückseligen Tage der Trauung getragen, in einem Kranze von blassen Rosen, die Hände über der Brust gefaltet, mit leicht geschlossenen schattigen Augenlidern, leise lächelnd noch im ewigen Schlummer, auf den Wangen den zarten Rosenhauch – ein Widerspiel der Lichter und Blumen – eines reinen Wesens Gestalt – einer siebzehnjährigen Jungfrau gleich ...!

      Zur

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