DIE LETZTE FIREWALL. William Hertling

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DIE LETZTE FIREWALL - William Hertling Singularity

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Typ kennengelernt«, sagte Catherine. Sie lächelte. »Nick. Er ist oben.« Sie hielt eine Hand über ihre Tasse, um Maggie davon abzuhalten, ihr Kaffee einzuschenken. »Nein, Kaffee und Meditieren passt nicht zusammen. Rieche ich da Eier?«

      »Die Quiche ist in fünf Minuten fertig«, sagte Maggie und versuchte nicht länger, ihr Kaffee aufzunötigen.

      »Lecker.« Es war angenehm ruhig in der Küche. Aber plötzlich hatte Catherine einen hässlichen Verdacht. »Wo ist Sarah?«, fragte sie.

      »Ich glaube, ich habe sie oben gehört.« Maggie drehte sich weg und hatte es plötzlich sehr eilig, nach dem Ofen zu sehen.

      Catherine sah zur Zimmerdecke, drehte sich auf dem Absatz um und schlich durch das Wohnzimmer. Sie lief die Treppe hinauf. Der alte Teppichboden dämpfte das Geräusch ihrer Schritte.

      Vom Treppenabsatz aus konnte sie Nick und Sarah im Korridor zwischen den Schlafräumen sehen. Sarah saß in BH und Unterwäsche gegen die Wand gelehnt. Nick stand kaum eine Handbreit über sie gebeugt, beide Hände an die Wand über ihrem Kopf gestützt. Wegen des Ausdrucks auf ihren Gesichtern hatte Cat keinerlei Zweifel: Die beiden waren verlinkt. Im Netz konnte sie eine Verbindung mit hoher Bandbreite zwischen ihnen sehen: einen dicken, blauen Strom, der ihre Köpfe miteinander verband und über den sie ihre Sinneseindrücke austauschten.

      Catherines Fingernägel gruben sich in ihre Hände, als sie sie zu Fäusten ballte. Sie drückte fester, spürte aber kaum den Schmerz. Sie wartete einen Augenblick, doch Nick und Sarah waren zu tief im virtuellen Sex versunken, um ihre Anwesenheit überhaupt zu bemerken.

      Sie konzentrierte sich auf ihr Implantat, tastete sich durch das Netz, um Sarahs und Nicks Verbindung zu finden, und trennte sie. Der blaue Datenstrom zwischen den beiden verschwand. Nick flog quer über den Korridor, schrie auf und hielt sich den Kopf. Sarah schaukelte vor und zurück und presste zwei Finger gegen ihre Schläfen, während sie die Wand anstarrte. »Oh Mann, Cat, so was kannst du doch nicht machen.«

      »Dann schlaf du nicht mit Kerlen, die ich nach Hause bringe.« Cats Stimme brach und sie kämpfte gegen die Tränen an.

      Sarah stand auf und starrte sie an. »Du hast doch selbst erzählt, wie dumm er sich in der letzten Nacht in der Bar angestellt hat. Ich verstehe nicht, warum er dich überhaupt interessiert.«

      »Weil …«

      »Bleib raus aus meinem Kopf«, sagte Sarah wütend, während sie zum Badezimmer ging. »Spiel nicht mit meinem Implantat herum. Nur weil du es kannst, hast du noch lange nicht das Recht dazu.«

      Nick sah Sarah nach, wie sie den Korridor hinunterging, und wandte sich Catherine zu.

      »Was hast du gerade mit meinem Kopf angestellt? Hör doch, ich …«

      Cat hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Halt die Klappe und hau ab.« Sie war nicht in der Stimmung, um ihm eine Erklärung zu geben. Weder über ihre Fähigkeit, das Netz zu manipulieren, noch über sonst irgendetwas.

      Catherine drehte ihm den Rücken zu, ging wieder nach unten und fand sich ein paar Sekunden später heulend in Maggies mütterlicher Umarmung wieder. Verdammte, dämliche Männer. Bescheuertes Implantat. Sie war, so schien es, die einzige Person auf der ganzen weiten Welt, die sich nicht mit einem anderen Menschen verlinken konnte.

      Sie hob ihren Kopf von Maggies Schulter und trocknete ihre Tränen mit dem Ärmel.

      Tom saß immer noch da und bekam nichts von dem Drama mit, da er nach wie vor im Netz verschollen war.

      Maggie zwang sie, am Küchentresen auf einem der Barhocker Platz zu nehmen. Ein dampfendes Stück Quiche lag auf einem Teller, der Geruch von Ziegenkäse und Lauch war verlockend. Maggie hielt ihr eine Gabel hin. Catherine stieß sie in die Quiche.

      »Lass es nicht am Essen aus, Kleines. Iss einfach.«

      Sie nahm ein paar Bissen, aber sie blieben ihr im Hals stecken. Das Knallen der Vordertür verkündete, dass Nick gegangen war. Nachdem sie ihr Essen lange genug auf dem Teller herum geschoben hatte, um nicht unhöflich zu erscheinen, stand sie auf.

      »Ich gehe jetzt zur Schule«, sagte sie in den Raum hinein.

      »Tut mir leid für dich, Schatz«, sagte Maggie und kam, um sie zu umarmen.

      Sarah wählte genau diesen Moment, um wieder in Erscheinung zu treten, dieses Mal angezogen.

      »Wozu die Mühe? Keiner von uns wird jemals einen Job kriegen.«

      Catherine starrte Sarah an und versuchte, ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen.

      »Mein Schulstipendium zahlt unsere Miete. Du könntest zumindest dafür ein wenig Dankbarkeit zeigen.«

      Catherine stapfte an Sarah vorbei und ging zur Haustür.

      Kapitel 2

      Catherine lief eilig die Straße hinunter, um möglichst viel Abstand zwischen sich und das Haus zu bringen. Sie konnte nicht wirklich wütend auf Sarah sein. Sie hatten sich schon vorher Kerle geteilt. Das eigentliche Problem war, dass alle ihr Neuralimplantat für Sex benutzen konnten – alle außer Cat. Sie hatte wegen irgendeines Defekts an ihrem Implantat immer ein schmerzhaftes Feedback wie die Rückkopplung eines Lautsprechers beim Rockkonzert.

      Der enttäuschte Gesichtsausdruck von Nick sprach Bände, als sie ihm letzte Nacht gesagt hatte, dass sie sich nicht verlinken konnten. Selbst wenn das am Morgen nicht passiert wäre, dann hätte er sie doch bald vergessen. Ihr gesamtes Liebesleben war eine Abfolge enttäuschender One-Night-Stands.

      Das war nicht fair. Sie war doch für jeden Spaß zu haben, sie konnte sich einfach nur nicht verlinken.

      Die Straße hinter der nächsten Kreuzung war von großblättrigen Ahornbäumen gesäumt und sie tauchte in das gesprenkelte Sonnenlicht ein. Ein kleiner roter Roboter von der Größe eines Kindes wühlte sich durch den Müll der Nachbarn. Der Bot entdeckte eine Handvoll Elektronikschrott und legte seinen Fund vorsichtig in einen rostigen, grünen Karren. Catherine schickte ein reflexartiges ›Guten Morgen‹ über das Netz zum Bot. Er wich zurück, als Cat näher kam und antwortete nicht. Als sie an ihm vorbeiging, stutzte sie. Jemand hatte ihn angegriffen. Die rechte Seite seines Kopfes war eingedrückt und die optischen Sensoren hingen herunter. Sie blieb stehen. »Alles in Ordnung?«, fragte sie.

      Der Roboter antwortete nicht, griff nur nach der Deichsel des Karrens und hinkte davon. Das laute Winseln eines Servos zeugte von weiteren Schäden. Catherine stand nur da und schaute dem Bot verblüfft nach, als er die Straße hinunter humpelte. So etwas hatte sie noch nie zuvor gesehen.

      Verdammt. Mitbewohnerinnen, die mit deinen Freunden schliefen. Freunde, die mit deinen Mitbewohnerinnen schliefen. Roboter, die misshandelt wurden. Die ganze Welt ging zum Teufel. Sie setzte ihren Weg fort, während sie immer noch verständnislos den Kopf schüttelte.

      An der Hauptstraße blieb sie stehen. Der dichte Verkehr bestand hauptsächlich aus Bodenfahrzeugen, wenn auch gelegentlich ein neumodisches Hovercraft etwa fünfzehn Zentimeter über dem Asphalt an ihr vorbeischwebte. Ein einsames Lufttaxi kam aus einer Höhe von etwa dreihundert Metern herunter und reihte sich in den Verkehr am Boden ein.

      Normalerweise wäre sie einfach auf die Straße marschiert, in der sicheren Überzeugung, dass die autonomen Fahrzeuge ihr

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