DIE LETZTE FIREWALL. William Hertling

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DIE LETZTE FIREWALL - William Hertling Singularity

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Schnell fügte sie einen Spoilerfilter hinzu und synchronisierte ihn mit dem Film.

      Catherine zuckte zusammen, als das Klopfen Neo aufweckte und ein Schauder kroch ihren Rücken hinunter, als das Mädchen sich umdrehte und das Kaninchentattoo sichtbar wurde. Plötzlich versperrte ihr ein dicker, vielfarbiger Datenstrom die Sicht und ließ den Film fast verschwinden. Sie seufzte entnervt, als sie erkannte, dass der Datenstrom aus Sarahs Implantat kam.

      Oft tauchte der Netztransfer anderer Menschen in ihrem Gesichtsfeld auf, einer der Nachteile ihrer Fähigkeit, das Netz wahrnehmen und manipulieren zu können. Wieso konnte Sarah nicht ein einziges Mal bei der Sache bleiben? Sie hatte doch darauf bestanden, sich den Film auf dem Fernseher anzuschauen!

      Catherine versuchte, sich wieder auf den Film zu konzentrieren. Doch je mehr sie sich bemühte, desto lästiger wurde der dicke Datenstrom. Sie schüttelte den Kopf, als könne sie die Bilder damit vertreiben. Dass sie noch sauer war wegen des Kerls vor zwei Nächten, machte es auch nicht leichter.

      Die Minuten vergingen und sie widerstand der Versuchung , sich Sarahs Daten anzusehen. Dann aber gab sie auf. Die verschlüsselten Passagen konnte sie nicht einsehen, aber es gelangten genug Informationen zu ihr, um zu erkennen, dass Sarah ein neues japanisches VR-Game spielte. Mit aller Willenskraft versuchte sie ein letztes Mal, sich auf den Film zu konzentrieren. Auf dem Bildschirm war Neo gerade dabei, sich zwischen zwei Pillen zu entscheiden. Sarahs Datenstrom hing immer noch in ihrem Sichtfeld. Verdammt noch mal. Catherine verpasste ihm einen heftigen, mentalen Stoß und kappte die Netzverbindung. Hoffentlich hielt Sarah es für einen Netzausfall.

      »Was zur Hölle …«, schrie Sarah und fuhr hoch. Sie sah sich um.

      »Was ist jetzt wieder, Schätzchen?«, fragte Maggie. Sie sah auf und hielt ihr die Schale hin. »Popcorn?«

      Catherine feixte und hoffte, dass im abgedunkelten Raum niemand etwas bemerken würde.

      »Du warst das, du Miststück!«, schrie Sarah und sprang auf.

      Auch Tom erhob sich. Er fummelte an der altmodischen Fernbedienung herum, bis er den Film pausieren konnte. »Immer mit der Ruhe. Was ist denn los?«

      »Sie hat meinen Datenstrom gekappt, das ist los!« Sarah zeigte auf Catherine. »Hör auf, in meinem Kopf herumzupfuschen!« Sie sah so aus, als würde sie gleich mit dem Fuß aufstampfen.

      Tom legte seine Hände auf Sarahs Schultern. »Komm schon, sie kann nichts an deiner Verbindung machen. Das ist gar nicht möglich.«

      »Sie kann! So was passiert eben, wenn du schon als Baby ein Implantat bekommst – es verwandelt dich in einen kybernetischen Freak.«

      Catherine zuckte zurück. »Das ist eine Lüge.« Sie war kein Freak. Sie war nie gefragt worden, ob sie das Implantat haben wollte.

      »Ach ja?«, höhnte Sarah und breitete die Arme aus. »Du kannst dich doch nicht einmal mit jemandem beim Sex verlinken.«

      Jetzt lagen alle Blicke auf Catherine. Auf die eine oder andere Weise wussten alle, dass sie sich wegen der Gefahr eines Biofeedbacks nicht verlinken konnte. Tom und Sarah hatten beide Erfahrungen aus erster Hand. Und Maggie trug ihren Teil durch ihre trostreichen Am-Morgen-danach-Worte bei.

      »Es ist nicht meine Schuld«, sagte Catherine mit dünner Stimme.

      »Deshalb bleibt auch keiner ihrer Freunde lange bei ihr«, fuhr Sarah fort, obwohl ihr Maggie schon böse Blicke zuwarf. »Wer will denn schon immer nur Blümchensex? Sie ist ein Freak.«

      Catherine zitterte, eine schamvolle Wut kochte in ihr hoch, verengte ihr Gesichtsfeld und brachte ihr Herz zum Rasen. Sie war kein Freak. »Du kannst mich mal. Deine eigenen Eltern haben dich aus dem Haus geworfen, weil du VR-süchtig bist. Wo würdest du wohl leben, wenn ich nicht wäre?«

      Noch bevor Catherine es ausgesprochen hatte, wurde ihr klar, dass sie sich noch kindischer als Sarah verhielt. Aber obwohl sie wusste, dass Sarah sie absichtlich provozierte, konnte sie sich nicht mehr beherrschen.

      »Kommt schon, Kinder«, beschwichtigte Maggie.

      »Fick dich doch«, schrie Sarah und ignorierte Maggie. »Als deine Mutter starb, hast du bei uns gewohnt. Du schuldest mir was.«

      »Ich schulde dir was?« Catherine stiegen Tränen in die Augen. »Ich werde für immer und ewig die Miete zahlen, während dein Hirn im VR verrottet. Man kann doch nicht immer in den Tag hinein leben.«

      »Es waren doch nur Spiele.« Auch Sarah wischte sich Tränen weg. »Zur Hölle mit dir und deiner verdammten Lebensplanung.« Sie spuckte das letzte Wort regelrecht aus.

      »Ich will etwas aus meinem Leben machen«, entgegnete Catherine.

      »Da gibt es nichts zu machen«, schrie Sarah. »Gar nichts. Du lebst in der Traumwelt deiner toten Mutter.«

      Die Erinnerung an ihre Mutter überkam Catherine und machte den Raum plötzlich klaustrophobisch eng. Sie musste hier raus. Sie schüttelte stumm den Kopf und marschierte auf die Haustür zu.

      »Ach, Cat«, sagte Maggie und holte sie an der Tür ein, »nimm dir das mit Sarah nicht so zu Herzen.«

      »Du bist nicht meine Mutter«, sagte Catherine mit gebrochener Stimme, ließ Maggies Hand von ihrer Schulter gleiten und stürmte aus dem Haus.

      Kapitel 5

      Beim Treffen der Abteilungsleiter nahm Leon seinen Platz ein. Sobald Mike und er sich gesetzt hatten, füllten sich acht weitere Sitze mit Menschen und zwei mit Androiden, sodass sechs Plätze für die Visualisierungen von KIs frei blieben.

      »Vielen Dank für Ihr Kommen«, sagte Mike. Die Tagesordnung tauchte in dem gemeinsam von der Gruppe geteilten Netzaccount auf und schwebte über der Mitte des Tisches. »Wir haben jetzt vierzig Minuten Zeit für einen ›Runden Tisch‹ mit den Abteilungen. Ich weiß, dass Sonja uns etwas Wichtiges mitzuteilen hat. Ich beende die Runde dann mit den neuesten Infos bezüglich des Budgets.« Mike wandte sich nach links und machte eine einladende Geste zum ersten Redner.

      Vaiveahtoish, ein Androide oder menschenähnlicher Roboter, war Leiter der Abteilung für Naniten-Forschung. Sein bronzefarbenes Visier blitzte auf, als er in geschliffenem Englisch mit leicht ausländischem Akzent zu sprechen begann. »Wir haben damit begonnen, die Version 2.1 unserer Naniten-Richtlinien und Verhaltensregeln zu veröffentlichen.« Während der Android das Konzept vorstellte, zeigte er im Netz Schaubilder mit Änderungen und ihren Auswirkungen. Köpfe drehten sich, um die Daten anzusehen.

      Naniten, mikroskopisch kleine Roboter, waren seit einem Jahrzehnt ein Innovationsprojekt, das von sich ständig weiter entwickelnden Generationen der KIs fortgeführt wurde. Bis zum jetzigen Zeitpunkt war der Einsatz immer streng kontrolliert worden und sie waren nur wenigen, von KIs geführten Forschungslabors zugänglich. Es gab lediglich ein paar experimentelle Freisetzungen und eine einzige kommerzielle Anwendung. Wie die Technologie mussten auch die Verhaltensregeln ständig auf den neuesten Stand gebracht werden.

      Leon, der schon am Vortag mit Vaiveahtoish gesprochen hatte, wusste bereits, was sein Kollege zu sagen hatte und sah sich an dem ovalen Tisch um, der ein notwendiger Kompromiss zwischen dem runden Gleichheitsprinzip und dem verfügbaren Platz war. Das Institut war innerhalb von zehn Jahren von zwei auf acht Abteilungen gewachsen.

      Leon erinnerte sich an den Tag zurück,

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