DIE LETZTE FIREWALL. William Hertling

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DIE LETZTE FIREWALL - William Hertling Singularity

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verschwand mit einem hörbaren ›Plopp‹ etwa eine Minute später. Er sah sich im Raum um und grinste Leon an. »Morgen. Tut mir leid, ich war beschäftigt.«

      »Keine Ursache«, antwortete Leon. »Wir erwarten heute noch Gäste.«

      »Wen?« Ohne auf Leons Antwort zu warten, zog sich Mike den Terminkalender aus dem Netz. »Die Gewinner des ›Von Neumann-Preises‹?«

      »Genau die. Die hundert Besten aus den Mathematik- und Wissenschaftsteams der Highschools. Unser alljährlicher Flohzirkus.«

      Mit dem Kaffee in der Hand gingen sie nach unten ins Auditorium. Schüler strömten durch die Haupteingänge hinein und wurden von ihren Lehrern zu den Sitzen geführt.

      Leon und Mike betraten den Raum nicht direkt, sondern gingen von hinten zur Bühne und schüttelten Rebecca Smith die Hand. Die ehemalige Präsidentin der Vereinigten Staaten hatte ihre zweite Amtszeit beendet. Danach hatte man ihr den Chefsessel des Instituts angeboten, das zuvor auf ihre eigene präsidiale Order hin gegründet worden war. Es war die Kontrollbehörde für alle künstlichen Intelligenzen. Da die KIs achtzig Prozent der globalen Wirtschaft ausmachten, galt das Institut als eine der einflussreichsten Organisationen der Welt.

      »Bereit, ein paar Kids zu begeistern?«, fragte Rebecca. Ihr verkniffenes Gesicht wollte nicht zum lockeren Ton ihrer Stimme passen.

      »Klar«, antwortete Mike. »Alles in Ordnung?« Er kannte Rebecca und ihre Launen seit zwanzig Jahren.

      »Ärger mit dem Budget. Interne Querelen.« Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. »Diese verdammte Menschenrechtspartei macht uns im Kongress zu schaffen.«

      »Ich dachte, die Menschenrechtspartei wäre der politische Ableger der Anti-KI-Extremisten«, sagte Leon.

      »Genau das ist sie«, bellte Rebecca.

      Leon trat unwillkürlich einen halben Schritt zurück.

      »Oder sie war es. Die haben mittlerweile ziemlichen Einfluss im Kongress. Senator Watson sammelt täglich mehr Stimmen ein.« Sie hob die Hände. »Schon gut, es ist mein Problem. Ich werde mich darum kümmern.«

      Währenddessen war Rebeccas Assistent auf die Bühne getreten und wartete, bis die Unruhe sich gelegt hatte. »Herzlich willkommen! Erlaubt mir, euch unsere Direktorin und Vorsitzende Rebecca Smith, die ehemalige Präsidentin der Vereinigten Staaten, vorzustellen.«

      Rebecca betrat unter stehenden Ovationen die Bühne, während Mike und Leon auf der Seite warteten.

      »Guten Morgen, alle zusammen! Willkommen im Institut für Angewandte Ethik. Ihr seid die Besten, außergewöhnliche Denker, die Gewinner von nationalen und internationalen Wettbewerben. Hier an unserem Institut beschäftigen wir viele Gewinner früherer Jahre.«

      Mit ihren 65 Jahren war die ehemalige Präsidentin so schneidig, wie sie es immer gewesen war – eine mitreißende Rednerin und eine charismatische Anführerin. Leon kannte sie eigentlich nur in maßgeschneiderter Kleidung und mit perfekter Frisur. Im Privaten konnte sie freundlich und gesellig sein, aber wenn sie wütend wurde, dann konnte sie auch ziemlich furchteinflößend wirken. Wenn sie über eine neue politische Strömung besorgt war, dann war es etwas Ernstes.

      »Wir stellen nur die Allerbesten ein«, beendete Rebecca ihre Einleitung. »Um euch mehr über unsere Arbeit zu erzählen, begrüßen wir den geschäftsführenden Direktor Mike Williams und Leon Tsarev, den Leiter des Bereichs Programmarchitektur.«

      »Danke, Frau Vorsitzende«, sagte Mike und betrat das Podium. Er schüttelte Rebecca die Hand und sie verließ die Bühne. Mike legte beide Hände aufs Rednerpult und blickte in den Saal.

      »Während der letzten zehn Jahre haben wir eine Explosion des technischen Fortschritts erlebt, eine solche Flut an Erfindungen, dass sie die letzten einhundert Jahre, im Vergleich dazu fast belanglos erscheinen lässt. Von der Nanotechnologie über die Robotik bis hin zur KI haben wir diesen Fortschritt erzielt, weil wir technologische Singularität erreicht haben: KIs denken schneller, sagen zukünftige Ereignisse präziser voraus und sind kreativer bei der Entwicklung neuer Ideen. Ihre Intelligenz wächst nach wie vor exponentiell.« Mike trank einen Schluck Wasser.

      »Dies ist nur möglich, weil KIs sich ethisch korrekt verhalten und menschliche Grundrechte anerkennen. Ohne diese ethische Basis würde eine superintelligente KI die Menschheit als dominante Spezies ablösen, sie möglicherweise sogar auslöschen.« Er machte eine bedeutsame Pause.

      »Heute möchte ich mit euch die Gruppenreputation besprechen, die Grundlage dieser ethischen Basis. Indem wir uns gegenseitig in Bereichen wie Mitwirkung, Vertrauenswürdigkeit und anderen wünschenswerten Attributen bewerten, steuern wir das Wohlverhalten sowohl der Menschen als auch der KIs. Leon wird euch dann erklären , wie das System implementiert und durchgesetzt werden kann. Die Reputation der Peergroup ermöglicht uns erst die Welt, wie wir sie heute haben. Sie ist ein sicherer und ethischer Verhaltenskodex für KIs und Menschen, eine Balance zwischen freiem Willen und Gemeinwohl.«

      Mike unterbrach sich kurz. »Bevor ich beginne noch eine Frage: Ist irgendjemand unter euch noch nicht implantiert? Wenn ihr wollt, dass ich den Bildschirm benutze, dann hebt bitte die Hand.« Mike wartete ab, aber keine Hand hob sich.

      Er zeigte das erste Diagramm im Netz, das nun virtuell über seinem Kopf schwebte. »Lasst mich mit dem Krieg der KIs von 2025 beginnen. Viele von euch werden sich daran als das ›Jahr ohne Internet‹ erinnern.«

      Kapitel 4

      Catherine kam die Treppe herunter und bemerkte den Duft von frischem Popcorn. Sie traf auf Maggie und klaute sich eine Handvoll. Seit Tom vor einigen Monaten etwas über Filmabende gelesen hatte, waren sie bei ihnen zu einem wöchentlichen Ritual geworden.

      »Gut so«, rief Sarah von der Couch. »Nein, noch mal zurück.« Das Bild zeigte nacheinander alle Komplementärfarben. »Nein, nein! So wird es noch schlechter.«

      »Verdammtes Ding«, fluchte Tom hinter dem uralten Flachbildschirm und fummelte an einem Verbindungskabel zu einem noch älteren DVD-Player herum.

      »Du hast unser Gras für diesen Haufen Schrott verkauft«, sagte Maggie zu ihm. »Was hast du erwartet?«

      »Wir könnten uns den Film immer noch synchron über die Implantate anschauen«, schlug Catherine vor. »Dann sehen wir ihn immer noch gemeinsam an.«

      »Das ist doch nicht dasselbe«, sagte Sarah. »Der Sinn der Sache ist, es sich auf einem Fernseher anzuschauen.«

      Plötzlich wurde das Bild grün.

      »Sieht übel aus«, rief Sarah.

      »Bist du sicher? Ich glaube, dass es so …« Tom kam hinter dem Fernseher hervor und sah auf den Bildschirm. »Nein, das soll so sein. Schau doch.« Er hielt die DVD-Hülle hoch.

      »Die Matrix«, las Maggie. »Ich erinnere mich, wie meine Eltern über diesen Film gesprochen haben.«

      »Ja, ist ein Klassiker über Leute, die Sklaven von Maschinen sind«, sagte Tom. »Kam in meinem Geburtsjahr raus.«

      »Dann ist er ja echt alt«, sagte Sarah. »Ist er grün, weil es damals noch keine Farbe gab?«

      »Schhhh«, sagte Catherine. »Reich mir mal das Popcorn.«

      Die

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