DIE LETZTE FIREWALL. William Hertling

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DIE LETZTE FIREWALL - William Hertling Singularity

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war er über freiliegende Kabel und Bauschutt hinweg geklettert. Zu seiner Linken zogen zwei Frauen mit Schutzhelmen und gelben Westen ein dickes Kabel durch ein neues Loch in der Wand. Vor ihm stand ein Mann auf der vorletzten Stufe einer sehr hohen Leiter und verlegte orangefarbene CAT-10 Glasfaserkabel an der Decke.

      »Bitte, hier entlang«, sagte eine Frau, die ein graues Kostüm und eine verspiegelte Sonnenbrille trug. Sie hatte eine harte Stimme und ihr Jackett beulte sich über der linken Hüfte.

      Leon folgte ihr. Noch vor ein paar Monaten hatte er sich vor den Agenten des Secret Service gefürchtet. Jetzt starrte er ihr nur noch auf den Hintern.

      »Konzentrier dich, Junge. Konzentrier dich«, sagte Mike leise zu ihm.

      Leon zwinkerte dem älteren Mann zu und beobachtete stattdessen die Bewegung ihres Haares.

      Als sie den Korridor hinuntergingen, wurde der Baulärm leiser. Die Agentin führte sie durch eine Tür. Dahinter befand sich ein noch nicht renovierter Konferenzraum: kühle Marmorwände, eine altmodische Wandtafel und keine Fenster. Leon ließ seine Finger neugierig über die alte Tafel gleiten. Danach waren sie weiß. Er wischte die Finger an der neuen, schwarzen Anzugjacke ab und bemerkte zu spät den Schaden, den er damit angerichtet hatte.

      Als er die Kreide hastig abklopfte, rief einer der Agenten laut: »Die Präsidentin der Vereinigten Staaten, Rebecca Smith!«

      Präsidentin Rebecca Smith betrat den Raum, gefolgt von ihrem Tross.

      »Setzen Sie sich doch bitte, meine Herren«, sagte sie, als sie am Kopf des Tisches Platz nahm.

      Mike und Leon nahmen nebeneinander Platz.

      »Mike Williams, Leon Tsarev, das ist Forschungsminister Feld. Brad, darf ich dir Mr. Williams und Mr. Tsarev vorstellen, die Abteilungsleiter des Instituts für Angewandte Ethik.«

      Sie nickten einander höflich zu.

      »Ich habe mir Ihre Vorschläge angesehen, Mr. Williams«, sagte Feld. »Wie ich sehe, haben Sie zwei Abteilungen vorgesehen. Da wäre zum einen die Ethik-Abteilung, die die Grundlagen, die Regeln und die Anreize für die Steuerung ethischen Verhaltens entwickeln soll.«

      »Das ist korrekt«, sagte Mike.

      »Und zum anderen die Abteilung für Programmarchitektur, die sich auf die Umsetzung des Reputationssystems konzentrieren wird. Sie wollen erreichen, dass die KIs sich gegenseitig überwachen. Diesem Team wird Mr. Tsarev vorstehen.«

      Leon sagte zunächst nichts, aber Mike sah ihn bedeutsam an. »Ja, das stimmt«, sagte Leon und versuchte, seine Stimme fest klingen zu lassen.

      Feld sah Leon über den Rand seiner Brille hinweg an.

      »Mr. Tsarev, wie alt sind Sie?«

      »Neunzehn, Sir«, antwortete Leon.

      »Hmm … und Sie sind in der Lage, eine Abteilung zu leiten, weil …?«

      »Weil ich die erste virenbasierte KI erschaffen habe. Ich bin vertraut mit ihrem Design und habe ihre Methode, Entscheidungen zu treffen, die Reputation zu bewerten und ihre Form der Organisationsstruktur studiert.«

      »Ja, ja. Ich zweifle nicht an ihren technischen Fähigkeiten. Aber können Sie eine ganze Abteilung voller Wissenschaftler leiten, von denen jeder älter als Sie sein wird?«

      Leon versuchte sich an einer Antwort, schrumpfte aber unter den Blicken des Mannes zusammen.

      »Brad, es ist bereits entschieden«, ging Präsidentin Smith dazwischen. »Quäl den Jungen nicht.«

      »Also schön«, fuhr Feld fort, »ich werde der Interimsdirektor des Instituts sein, bis ein ständiger Leiter gewählt worden ist. Wir werden von jetzt an zusammenarbeiten.«

      PING. PING. PING.

      Leon kehrte in die Gegenwart zurück, als Mike ihm als ›dringlich‹ gekennzeichnete Nachrichten über das Netz schickte. Verblüfft sah er in die Runde. Sonja Metcalfe, die Leiterin der Abteilung für Sonderermittlungen sprach gerade.

      »Der Fall ist eskaliert und wir werden uns deshalb persönlich damit befassen.«

      Sie wandte sich Mike zu. Leon blinzelte und ging im Netz noch einmal im Schnelldurchgang die letzten Posts durch, wobei er nachdenklich auszusehen versuchte. Er konnte sich auf diese Dinge keinen Reim machen. Unfälle und Morde?

      »Tut mir leid, aber wären Sie so freundlich, das zu wiederholen?«, bat Leon.

      Sonja starrte ihn an. »Passen Sie dieses Mal besser auf«, schickte sie ihm als private Nachricht, die in seinem Gesichtsfeld schwebte und sich auch dann nicht löschen ließ, als er sie über sein Implantat beiseiteschieben wollte.

      Nach einem kleinen Schnaufen sprach sie mit lauter Stimme weiter: »Wir haben hier eine Reihe scheinbar zusammenhangloser Todesfälle.« Sie verstummte und blickte Leon direkt an.

      Mit einer Handbewegung deutete er an, dass sie fortfahren konnte. Er hörte ihr zu. Verdammt. Sie hatte ihm nie wirklich vertraut. Gleich als sie eingestellt worden war, hatte sie sich bei Feld beschwert und gesagt, dass sie nicht glaube, dass ein 24-jähriger in der Lage sei, eine ganze Abteilung zu leiten. Fünf Jahre später war sie immer noch in diesem Denkmuster gefangen.

      »Die Todesfälle ereigneten sich über ganz Nordamerika verteilt, von Boston bis San Diego, von Vancouver bis Guadalajara. Einige scheinen natürliche Ursachen zu haben, wie zum Beispiel Herzanfälle oder Aneurysmen. Andere sind scheinbar Unfälle.«

      Sonja schob einen Todesfall in den Vordergrund und er tauchte im Netz vor ihnen auf.

      »Hier stürzte eine Frau in ihrer Küche und zog sich Kopfverletzungen zu. Andere jedoch sind definitiv Morde.«

      »Wo ist die Verbindung?«, fragte Leon. Trotz der Informationen von Sonja und den Terabytes an Daten vor seiner Nase konnte er das große Ganze nicht erkennen.

      »Wie ich schon erwähnte«, presste Sonja langsam zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »schien es zunächst keine Verbindung zu geben. Aber ein Techniker für Internetdatentransfer wies uns auf einige Übereinstimmungen hin. Er heißt Shizoko Reynolds. Er entdeckte, dass bei allen Opfern extreme Breitbandtransfers über ihre Implantate stattfanden, jeweils im Zeitraum von fünf bis fünfzehn Minuten vor ihrem Tod.«

      Leon fühlte, wie sein Magen sich zusammenzog. Er sah zur Seite und bemerkte , dass auch Mike aschfahl geworden war. Mord durch Gehirnimplantate? So etwas war noch nie geschehen. Mehr als drei Viertel der Weltbevölkerung besaß ein Neuralimplantat. Wenn sie wirklich alle angreifbar waren …

      »Wie hoch ist der Anteil der Fälle, die offensichtlich Morde waren?«

      »Achtzehn Prozent«, sagte Sonja und wartete auf seine Reaktion.

      »Also sind diese Morde nicht über das Implantat verübt worden? Warum sollte jemand physisch töten, wenn er es auf elektronischem Weg tun könnte?«

      »Nein, sind sie nicht«, sagte Sonja. »Die Opfer hatten …«

      »Moment«, sagte Leon, der eine Idee zu entwickeln begann. »Waren das wichtige Persönlichkeiten? Senatoren,

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