Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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immer mehr.

      Allerdings war er sich auch bewußt, daß er um den Anruf nicht herumkommen würde. Die Tochter des Großbäckers Justus von Werenhofen konnte sehr ungehalten werden, wenn man ihre Wünsche nicht erfüllte.

      Ulli mußte sich eingestehen, daß er im Grunde recht froh war, daß es mit Constanzes Urlaubsplanung nicht geklappt hatte. Ursprünglich wollten sie gemeinsam in die Berge fahren. Doch die angehende Betriebswirtin, die eines Tages das Unternehmen vom Vater erben würde, stand vor wichtigen Prüfungen und hatte schweren Herzens verzichten müssen.

      Seufzend nahm der junge Bursche das Telefon und wählte ihre Nummer. Schon nach dem zweiten Klingeln nahm sie ab.

      »Hallo, Ulli, schön, daß du anrufst. Wie war dein Tag?«

      »Gut«, antwortete er. »Ich habe eine Bergwanderung gemacht.«

      »Ich weiß. Schade, daß ich nicht dabeisein konnte. Weißt du, ich vermisse dich sehr. Aber diese Prüfungen schaffen mich einfach. Ich weiß gar nicht, wie du das überstanden hast.«

      Im Gegensatz zu Constanze hatte Ulli seinen Abschluß als Betriebswirt schon gemacht.

      »Ach, das ist alles halb so wild«, versuchte er sie zu beruhigen.

      »Du, ich freue mich schon darauf, wenn du wieder da bist«, rief sie überschwenglich. »Unsere Eltern wollen es dann ganz offiziell bekanntgeben.«

      Der junge Bursche seufzte innerlich.

      Mußte sie ihn ausgerechnet jetzt daran erinnern?

      »Ja, aber ich denke, daß wir doch noch einiges zu besprechen haben«, wandte er ein.

      Dabei konnte er sich beinahe bildlich vorstellen, wie Constanze von Werenhofen die Stirn runzelte.

      »Was gibt’s denn da noch zu besprechen?« wollte sie wissen. »Zwischen uns ist doch alles klar. Oder etwa nicht?«

      »Du, ich bin müde«, wich er aus. »Es war ein anstrengender Tag. Ich melde mich in den nächsten Tagen wieder.«

      »Gut, Liebster. Dann geh’ früh schlafen. Ich freue mich auf deinen Anruf.«

      Ulli legte den Hörer auf die Gabel und schaute nachdenklich zur Zimmerdecke hinauf.

      Eine Woche also noch. Nicht gerade eine lange Galgenfrist!

      Er drehte sich auf den Bauch und stützte den Kopf in die Hände. Sein innerer Widerstand gegen diese Verbindung wurde immer stärker, und das hatte absolut nichts mit dem hübschen Madl zu tun, dem er heute begegnet war. Aber auf der anderen Seite wurde er sich auch seiner Verantwortung bewußt. Gegenüber seinen Eltern und ganz besonders der Firma, die er einmal übernehmen sollte.

      Leider stand sie nicht mehr auf ganz so festen Beinen wie damals, als sein Großvater stark und sein Vater Chef der ›Vogler Lebkuchen- und Printenbäckerei‹ wurde. Das Geschäft stagnierte seit Jahren. Auch wenn immer Lebkuchen gegessen wurden, so war es doch ein reiner Saisonartikel, der nur in der Vorweihnachtszeit boomte. Um die Maschinen auszulasten, wurden zwar auch Kuchen und Herzen für die Schausteller der Jahrmärkte hergestellt, doch damit war nicht das große Geld zu verdienen. Zumal Hans Vogler, der derzeitige Seniorchef des Unternehmens, nichts davon hielt, mit billigen Backmischungen weitere Artikel in das Sortiment aufzunehmen, die das ganze Jahr über gefragt waren. Hinzu kam, daß Großbäckereien in den Markt drängten. Mit den Konditionen, die die den großen Lebensmittelketten machten, konnten Hans und Ulrich Vogler nicht mithalten.

      Die Folge war, daß die Firma in eine riskante Krise geschlittert war und kurz vor dem Konkurs stand.

      Allerdings schien es doch einen Rettungsanker zu geben. Eine dieser Großbäckereien gehörte Justus von Werenhofen. Dieses Unternehmen war führend auf dem umkämpften Markt. Es stellte nicht nur Brote und Brötchen für zahlreiche Supermärkte in ganz Deutschland her, auch Torten und andere Backwaren gehörten in das Angebot. Mit einer eigenen Flotte von Tiefkühllastern brachte man die Ware von Flensburg bis Passau unter die Leute.

      Ulli hatte Constanze vor einem halben Jahr auf einer Fete kennengelernt, die er und seine Kommilitonen aus Anlaß ihres Abschlusses gegeben hatten. Die hübsche Tochter des Großunternehmers war mit ein paar Freundinnen in den eigens angemieteten Saal gekommen. Den ganzen Abend über hatte sie Ulli nicht aus den Augen gelassen, und ein Gesprächsthema war das Studium gewesen, dessen Ende noch vor der jungen Frau lag. Aus dem ersten Flirt wurde Liebe – zumindest von ihrer Seite aus. Ulli hingegen genoß es, mit ihr zu flirten und ein paar wunderschöne Stunden zu verbringen. Als er Constanze zu Hause vorstellte, zeigte sich vor allem sein Vater sehr angetan von der Freundin seines Sohnes. Was Ulli bisher nicht so bewußt gewesen war, schien seinem Vater sonnenklar zu sein.

      »Mensch, Junge, die halt’ dir mal warm«, hatte Hans Vogler noch am selben Abend zu ihm gesagt. »Mit dem Geld, das die Familie hat, können wir unsere Firma wieder auf gesunde Beine stellen.«

      Erst in diesem Moment ging dem Sohn auf, was der Vater meinte. Und tatsächlich – auch Constanzes Vater schien nicht abgeneigt, sich an der Lebkuchenbäckerei zu beteiligen, und bei so manchem Bier kamen die beiden Seniorchefs überein, daß es eine schicksalhafte Fügung sein müsse, daß ihre Kinder sich kennengelernt hatten.

      »Wenn die beiden heiraten«, versprach Justus von Werenhofen, »dann wird der Ulli eines Tages zusammen mit Constanze alles übernehmen. Die Großbäckerei und die Firma Vogler.«

      Indes war der Schwiegersohn in spe gar nicht mehr so sicher, ob er die Millionenerbin überhaupt heiraten wollte. Der erste Rausch war verflogen und hatte der Ernüchterung Platz gemacht. Ulli Vogler dachte mit Entsetzen daran, daß er auf dem besten Wege war, die Ehe mit einer Frau einzugehen, die er gar nicht liebte. Zumindest nicht mehr so, wie er einmal geglaubt hatte, es zu tun.

      Und da mußte er heute die Frau treffen, von der er immer geträumt hatte!

      *

      Als er am nächsten Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück vor das Hotel trat, wurde Ulli Vogler von einem merkwürdigen Mann angesprochen. Der Alte mochte wohl weit über siebzig Jahre alt sein. Das Haar hing ihm vom Kopf ab, das faltige Gesicht wurde von einem grauen Rauschebart umrahmt, und die Kleider, die der komische Kauz trug, hatten bestimmt schon bessere Zeiten gesehen. Ulli vermutete, daß der Mann auch darin schlafen ging.

      »Einen guten Tag wünsch’ ich«, sagte der Alte. »Ich hab’ gestern beobachtet, wie S’ ins Hotel gehumpelt sind. Bestimmt haben S’ sich bei Ihrer Bergtour den Fuß verletzt. Ich hätt’ da was für Sie.«

      Mit diesen Worten zog er eine alte, zerkratzte Plastikdose aus der Tasche seiner schmutzigen Hose und hielt sie dem Burschen unter die Nase.

      »Was soll ich damit?« fragte der verdutzt.

      Der Alte, bei dem es sich um niemand anderen als den Brandhuber-Loisl, dem selbsternannten Wunderheiler von St. Johann, handelte, grinste.

      »Glauben S’ mir, das ist ein wahres Wundermittel. Hilft gegen jedes Wehwehchen. Und billig ist’s auch.«

      Er beugte sich vor, und Ulli konnte die nach Enzian ›duftende‹ Fahne riechen. Unwillkürlich zuckte er zurück.

      »Eigentlich hab’ ich Sie schon gestern ansprechen wollen. Aber da sind S’ so schnell ins Hotel hinein, daß ich net hinterher kam. Und nachgeh’n konnt’ ich net. Der Wirt hat was dagegen,

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