Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Du konntest damals schon kaum die Augen von ihm lassen.«

      Tina wollte etwas einwenden, doch Anna schnitt ihr das Wort ab.

      »In dieser Nacht schon hättest du ihn verführen können. Dann wärst du mit ihm gegangen und hättest ihm nach zwei Wochen eröffnet, daß du von ihm ein Kind erwartest. Er hätte dich geheiratet. Sofort, denn der Friedel ist ein anständiger Bursche. Niemals hätte er erfahren müssen, daß das Kind nicht von ihm ist. Was glaubst du denn, wie oft so etwas gemacht wird?«

      »Ja, so etwas soll vorkommen.«

      »Du hast die Gelegenheit aber nicht ausgenutzt. Das weiß der Friedel auch. Friedel ist ein sehr feinfühliger Mensch. Er spürt, daß du ihn liebst. Nur das ist ihm wichtig. Daß du ihn wirklich liebst, das hast du ihm längst bewiesen, Tina. Du hast ihn nicht reingelegt. Du wolltest nicht einmal mit ihm spazierengehen. Du warst auf seinen Ruf bedacht. Ich bin mir sicher, daß Friedel das alles bedacht hat. Du kannst dir der Liebe von Friedel so sicher sein, wie ich der Liebe meines Tonis sicher bin.«

      Martina schwieg.

      »Weißt du, bald werde ich meinen Toni heiraten. Wir werden uns in der Kirche versprechen, daß wir zueinander halten in guten wie in schlechten Tagen. Dein Friedel sagt dir das nicht nur, er beweist es dir bereits. Warum zögerst du? Denkst du doch noch an Mark?«

      »Nein! Ich muß immer nur an Friedel denken.«

      »Dann heirate ihn, Tina! Stehe dazu, daß du ihn liebst. Er wird deinem Kind ein guter Vater sein, da bin ich mir sicher. Seine Mutter wird eine gute und liebevolle Großmutter sein, wie du dir keine bessere wünschen kannst. Sie mag dich jetzt schon, Tina.«

      »Wenn ich mich darauf einlasse, dann werden Friedel und ich eines Tages wahrscheinlich weitere Kinder haben. Muß er nicht denen dann den Vorzug geben?«

      »Tina, daß dein Erstgeborenes nicht das Kind deines Mannes ist, damit mußt du leben. Das ist die Wahrheit. Doch ist es nicht noch viel mehr, wenn ein Mann ein fremdes Kind als sein eigenes annimmt? Ist das nicht der größte Liebesbeweis, den er der Mutter geben kann und auch dem Kind? Wenn dein Kind groß ist und du es ihm sagen willst, dann kannst du es tun. Es fragt sich aber, ob das sinnvoll und nötig ist. Was in meinen Augen zählt, ist die Liebe und nur die Liebe.«

      Martina atmete tief durch. Anna legte den Arm um sie.

      »Tina, ich will dich nicht überreden. Du hast einmal gesagt, daß du immer das Gefühl hattest, daß man dir gesagt hat, was du tun solltest. Ich will nur deine Freundin sein. Wie immer du dich entscheidest, ich halte zu dir. Ich respektiere deine Entscheidung. Es geht ja schließlich um die Liebe und nur um die Liebe. Um die Liebe zu finden, dazu leben wir. Alle Menschen sind auf der Suche nach der einzigen und wahren Liebe. Du mußt prüfen, ob du sie gefunden hast. Nur du kannst entscheiden, ob Friedel deine einzige wahre Liebe ist.«

      »Ich weiß, Anna!«

      »So, jetzt sage ich dir noch etwas.«

      Annas Stimme klang streng. Sie schaute Martina ernst an.

      »Nicht Friedel ist das Problem. Auch das Kind ist nicht der Hinderungsgrund. Deine Unsicherheit und Ablehnung hat einen ganz anderen Grund. Du hast Angst.«

      »Ja, so ist es.«

      »Tina, warum hast du Angst vor deinen Gefühlen? Ich will dir die Frage gleich beantworten. Du sagst dir, daß du dich einmal geirrt hast. Die Sache mit Mark ging schief. Das war ein Fehlgriff.«

      »Oh, ja, das war mehr als ein Fehlgriff, Anna!«

      »Deshalb vertraust du dir selbst nicht mehr. Du willst keine Entscheidung treffen, weil du Angst hast, du könntest dich wieder falsch entscheiden. In deinen Augen hast du dich bereits einmal für den falschen Mann entschieden. Doch du hast auch andere Entscheidungen getroffen. Nämlich, daß du dein Kind bekommen willst und weiter, daß du Mark nichts sagen willst, ihn auch nicht heiraten willst. Das waren mutige und selbstsichere und kluge Entscheidungen.«

      »Meinst du wirklich?« fragte Martina unsicher.

      »Ja, davon bin ich überzeugt.«

      Anna rückte ein Stück näher an Martina heran. Sie legte den Arm um ihre Schultern.

      »Tina, du hast eine ganz wichtige Entscheidung getroffen, bevor du Friedel gekannt hast. Du hast entschieden, dein Unglück nicht noch schlimmer zu machen. Du hast dich gegen Mark und für die Liebe entschieden. Verstehst du, was ich dir damit sagen will? Du hast erkannt, daß es noch mehr geben muß – die Liebe eben. Eine Liebe, die trägt. Eine Liebe, die alles versteht, und auf die man bauen kann, gleich, was im Leben auch geschieht. Mark hat dir das nicht bieten können. Deshalb hast du dich gegen ihn entschieden. Eine Frau, die das Kind eines Mannes austrägt, die will wissen, daß sie geliebt wird und nicht nur Zuversicht ist, um es mit den Worten dieses Kerls zu umschreiben.«

      Anna ließ Martina Zeit, über diese Worte nachzudenken. Sie saßen auf der Bank und schauten über Waldkogel. Zwischen den Dächern der Gehöfte ragten grüne Baumkronen hervor. Der goldene Wetterhahn auf der Kirchturmspitze glänzte in der Abendsonne. Martina saugte das friedvolle Bild in ihr Herz ein. Im Osten ballten sich Regenwolken über den Gipfeln.

      »Es riecht bereits nach Regen, Tina. Kannst du es auch riechen? Ich hoffe, es regnet heute nacht ein wenig. Die Wiesen sind so trocken. Das Gras ist ganz ausgedörrt und kraftlos.«

      »Ja, ich spüre es auch. Es wird regnen, wahrscheinlich in den frühen Morgenstunden.«

      »Regen ist ein Segen für das Land und die Natur. Aller Staub und Schmutz wird abgewaschen. So erscheint es mir immer. Danach sieht alles neu und schön und glänzend aus. So rein! Tina, laß auch etwas Regen in dein Inneres fallen. Laß allen Zweifel, jede Verzagtheit, Unsicherheit und Angst herausspülen.«

      »Du hast ja so recht, Anna. Ich liebe Friedel wirklich. Aber ich fühle mich unwürdig, seine Frau zu werden.«

      »Das sollst du ganz schnell vergessen. Nicht du entscheidest darüber. Friedel hat sich für dich entschieden. Ich verstehe, wie schwer es sein kann, ein so großes Geschenk der Liebe anzunehmen. Doch überlege es dir gut, ob es wirklich dein Wunsch ist, es abzulehnen. Du liebst ihn wirklich, das weiß ich. Niemand denkt, daß du nur eine einfache und billige Lösung für deine Lage suchst. Du mußt es schaffen, daß du ja zu ihm sagst. Dein Herz sehnt sich doch nach ihm, oder?«

      »Ja, Anna. Ich fühlte mich so geborgen in seinen Armen. Fast hätte ich ihm alles gesagt, als er mich geküßt hatte. Er ist so rührend um mich besorgt.«

      Anna stand auf.

      »So, Tina! Ich lasse dich jetzt allein. Ich habe dir als Freundin alles gesagt, was ich dir sagen konnte. Vieles davon, wahrscheinlich alles, hast du selbst bereits gewußt. Bleibe jetzt noch ein wenig hier sitzen und denke nach. Niemand wird dich stören. Es dauert noch eine Weile, bis die Sonne untergeht. Höre auf dein Herz! Höre solange hin, bis du eine klare Antwort gefunden hast. Lausche auf das Ja zu deiner Entscheidung. Es muß aber deine Entscheidung sein. Ein kompromißloses Ja. Ich wünsche dir viel Glück. Meta würde sagen: Gottes reichlichen Segen.«

      Die Frauen umarmten sich. Tina bedankte sich leise bei Anna. Dann sah sie ihr nach, wie sie mit schnellen Schritten den Weg hinunterlief.

      *

      Es war schon fast dunkel, als Martina auf den Sommerhalder Hof kam. Ihre Schritte hallten durch die Dunkelheit.

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