Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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      Renate füllte ein Glas mit Eis und gab uralten schottischen Whisky dazu. Sie reichte das Glas Karsten, der sich in einen der italienischen Ledersessel hatte fallen lassen. Sie selbst trank nur Orangensaft. Bewußt setzte sich Renate in den von ihm am weitesten entfernten Sessel.

      »Nein, ich verreise nicht, Karsten. Ich bringe einige persönliche Dinge zu einer Freundin. Das meiste ist schon gepackt, Kleider und ein paar wenige Erinnerungen. Es war zwar sehr großzügig von dir, mir dieses Haus zu überlassen, quasi als Geschenk. Deine sehr gut bemessene nUnterhaltszahlungen würden es mir auch ermöglichen, dieses Haus zu unterhalten, Karsten. Aber ich will nicht!«

      Karsten Niederhauser wollte etwas einwenden, doch Renate gebot ihm mit einer Handbewegung zu schweigen.

      »Laß mich ausreden, Karsten! Ich weiß das sehr wohl zu schätzen. Aber ich will das nicht. Wir trennen uns zwar ohne Streit und ohne den üblichen Kleinkrieg, denke ich. Aber wenn wir uns schon trennen, dann will ich einen ganz neuen Anfang machen. Ich habe mir bereits eine Wohnung gemietet. Du kannst gerne hier wohnen bleiben oder sonstwie über das Haus verfügen.«

      »Dir hat das Haus nie gefallen. Daraus hast du nie einen Hehl gemacht.«

      »Stimmt! Mir hat das Haus nie gefallen. Ab dem Tag, an dem wir hier eingezogen waren, ging unser Leben entzwei. Es war kein Heim. Es war ein Aufbewahrungsort für kostbare Dinge, die Prestige und Ansehen bringen. Auch die Menschen waren hier nur Dekorationsstücke – ich – du – unser Sohn Dennis.«

      »Ich habe es doch nur gut gemeint, Renate. Du hast es nie verstanden.«

      »Darüber wollen wir jetzt nicht sprechen, Karsten. In der alten Villa mit den knarrenden Fußböden, den alten Fenstern, der mit Moos bewachsenen Treppe im Garten, den ausgetretenen Sandsteinstufen zur Vordertür, da fühlte ich mich wohl. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätten wir diese alte Villa etwas renovieren und modernisieren können. Das wäre nicht so teuer gekommen wie dieser Palast mit dem Flair einer Eishöhle. Ich weiß, ich weiß! Du brauchtest das. Deine Klienten erwarteten das von dir. Ich brauchte das nie. Im gleichen Maße, wie du die Einrichtung und das Leben um dich herum verändert hast, hast du dich auch verändert, Karsten. Wir haben oft darüber gesprochen, und ich will mich nicht wiederholen. Wir haben zusammen ein Kind und wir haben deshalb beschlossen, daß wir alles so regeln, daß wir auch zukünftig noch miteinander reden können.«

      »Ja, das haben wir! Gerade weil wir Dennis haben, dachte ich, daß du als Mutter hier bleiben sollst. Wenn Dennis in den Ferien heimkommt, dann sollte er alles so vorfinden wie immer.«

      »Dennis ist jetzt zwölf Jahre. Die meiste Zeit des Jahres ist er im Internat. In den Ferien sind wir mit ihm, das heißt meistens bin nur ich mit ihm verreist, da du ja keine Zeit hattest in den letzten Jahren.«

      »Jemand mußte das Geld verdienen!«

      »Es war kein Vorwurf, Karsten! Nur eine Feststellung! Machen wir es kurz! Ich bleibe nicht hier! Ich gehe erst einmal zu einer Freundin. Die unterschriebenen Dokumente habe ich auf deinen Schreibtisch im Arbeitszimmer gelegt. Die entsprechenden Passagen habe ich gestrichen. Ich muß noch ein paarmal ins Haus, um einige Kisten zu holen und Dennis’ Sachen. Ich werde tagsüber kommen, wenn du in der Firma bist. Wenn ich damit fertig bin, lasse ich den Schlüssel hier. Ich habe mit dem Gärtner und der Haushälterin gesprochen. Es wird alles so weiterlaufen. Solltest du Fragen haben oder Rat brauchen, kannst du mich anrufen. Wir sind ja erwachsene Leute.«

      Renate trank ihren Saft aus und stand auf.

      »Ich werde jetzt ein Taxi rufen. Ich bekomme nicht alle Koffer in meinen Sportwagen.«

      »Ich kann dir auch helfen!« Karsten war aufgestanden.

      »Nein, danke! Sicherlich ist das gut gemeint, aber ich muß mich daran gewöhnen, daß ich jetzt alleine bin. Bleibe bitte sitzen.«

      Renate Niederhauser wirkte nach außen kühl und sachlich. In Wirklichkeit war sie innerlich zerrissen. Ihr Herz war wund vom Leid, von der Enttäuschung über ein gemeinsames Leben mit dem Mann, den sie einmal geliebt hatte. Doch er hatte sich so verändert. Er war ein völlig anderer geworden. Deshalb hatten sie beschlossen sich zu trennen.

      Renate Niederhauser drehte sich um und ging hinaus. Karsten hörte, wie sie von der Halle aus nach einem Taxi telefonierte. Er blieb sitzen und lauschte mit geschlossenen Augen. Er fühlte sich müde, leer, erschöft, wie jeden Tag nach einem so langen Arbeitstag.

      Dazu kam, daß er Renate nicht verstand. Er hatte lange gedacht, daß er alles richtig machte. Er wollte seiner Familie alles bieten. Sein Sohn sollte es einmal besser haben. Dann mußte er feststellen, daß Renate ihn nicht verstand.

      Karsten ging in sein Arbeitszimmer. Dort auf dem Schreibtisch lagen die Trennungspapiere, die Renate unterschrieben hatte. Die Abschnitte, die den Walmdachbungalow betrafen, hatte sie gestrichen. Darüber hinaus hatte sie eine Anmerkung gemacht, daß sie mit der Reduzierung ihrer Unterhaltszahlung einverstanden sei, da sie ohne die Immobilie weniger Ausgaben habe. Das ist ganz Renate, immer anständig und fair, dachte Karsten. Er beschloß, ihr dennoch die volle Summe zukommen zu lassen.

      Jetzt fuhr das Taxi vor. Er hörte, wie der Taxifahrer die Koffer hinaustrug.

      Das Telefon läutete. Karsten blickte zur Uhr. Es war kurz nach Mitternacht. Mißmutig nahm er den Hörer ab und meldete sich. Er lauschte.

      »Warten Sie!« schrie er und rannte mit dem drahtlosen Telefon hinaus.

      Renate stieg gerade in ihren Sportwagen und wollte abfahren.

      Wortlos hielt er ihr den Hörer hin. Renate sah Karsten an und erkannte, daß etwas nicht stimmte. Trotz der Dunkelheit, die nur von den Lampen neben dem Eingang erhellt wurde, sah Renate, daß Karsten blaß war. Seine Hand zitterte, als er ihr den Hörer gab.

      Für einen Augenblick hatte sie gedacht, daß es ein schwacher Versuch sei, sie zurückzuhalten. Aber das Aussehen des Mannes, mit dem sie über fünfzehn Jahre zusammen war, belehrte sie eines Besseren.

      »Renate Niederhauser«, meldete sie sich.

      Sie lauschte. Während des Gespräches mußte sie sich am Auto festhalten.

      »Unternehmen Sie nichts! Wir kommen sofort! Erst einmal keine Polizei! Wir fahren sofort los!«

      *

      Dann ging alles sehr schnell. Ihr Gepäck wurde wieder ausgeladen. Karsten Niederhauser drückte dem Taxifahrer einen großen Schein in die Hand. Dieses Mal half Karsten Niederhauser, die großen Koffer ins Haus tragen. Renate eilte in das Ankleidezimmer ihres Noch-Ehemannes und warf das für ihn Notwendigste in eine Reisetasche.

      Sie stürzten aus dem Haus.

      »Steig ein! Wir nehmen mein Auto.« Renate warf Karsten seine Reisetasche zu.

      »Wollen wir nicht mit meinem Auto fahren?«

      »Ich habe das Sorgerecht für Dennis! Wir nehmen meinen Wagen. Wenn du willst, kannst du hier bleiben. Außerdem bist du nicht im Stande zu fahren. Anschnallen!«

      Sie fuhren los.

      *

      Nach zwei Stunden rasanter Fahrt über die nächtliche Autobahn kamen sie vor dem Internat an. Das Tor zu dem großen Park war offen. Das große

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