Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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und sogar der alte Hausmeister entgegen.

      »Wo ist Dennis? Wie konnte das passieren? Ich werde Sie haftbar machen! Wenn meinem Jungen etwas passiert, dann hat das ein juristisches Nachspiel. Dann können Sie schließen!« brüllte Karsten Niederhauser.

      »Karsten! Laß doch die Leute erst einmal erzählen!« versuchte Renate ihn zu beruhigen.

      *

      Sie gingen hinein. Den ganzen Weg bis zum Büro des Direktors schimpfte Karsten Niederhauser laut und stieß die wildesten Drohungen aus.

      »Hier bitte, das haben wir gefunden. Er hatte es wohl in den Briefkasten geworfen, bevor er ging. Unser Hausmeister, Herr Höbel, hat es gefunden.«

      Direktor Dr. Kallmann reichte Karsten Niederhauser ein Blatt. Das Papier war die Seite eines Schulheftes. Renate und Karsten erkannten sofort die Schrift ihres Sohnes.

      Dennis hatte geschrieben, daß er in die Welt hinausgehen wolle. Es sei sinnlos, nach ihm zu suchen, da man ihn doch nicht finden werde. Außerdem sei es nicht schlimm, wenn er fort wäre, da es ja eine lange Warteliste für das Internat gebe und ihn niemand vermissen werde. Seine Bücher sollte Herr Höbel bekommen.

      Die Eltern ließen das Blatt sinken und schauten in die Runde. Sie waren erschüttert. Die Frau des Direktors, ebenfalls Lehrerin am Internat, schenkte allen Kaffee ein.

      Der junge Lehrer Herr Geible berichtete:

      »Um neun Uhr müssen die Schüler im Bett sein und das Licht ausmachen. Die Zimmertüren bleiben offen. Ich hatte die Aufsicht heute nacht. Als ich um zehn Uhr schaute, waren alle im Bett und schliefen wohl auch. Dennis’ Bett war leer. Ich dachte, er sei auf der Toilette, weil dort Licht brannte. Um elf Uhr machte ich dann meine letzte Runde, bevor ich mich auch schlafen lege, normalerweise. Da mache ich dann auch die Zimmertüren zu. Dennis war nicht im Bett. In der Toilette brannte immer noch Licht. Ich schaute nach. Dennis war nicht in den Sanitärräumen. Ich suchte überall. Dann machte ich Licht in seinem Zimmer und schaute in seinem Schrank nach. Sein Schrank kam mir irgendwie leer vor. Dann fiel mir auf, daß sein Rucksack nicht da war, aber alle Bücher fein säuberlich auf seinem Schreibtisch aufgestapelt waren. Ich weckte zuerst Herrn Höbel. Es kommt vor, daß Schüler sich nachts mal im Park herumtreiben. Wenn sie Kummer haben oder Heimweh, dann verkriechen sie sich manchmal. Wir suchten den ganzen Park ab. Dann fand Herr Höbel den Zettel im großen Briefkasten neben dem Eingangstor.«

      »Normalerweise wären wir erst am nächsten Morgen darauf gestoßen«, erklärte Direktor Dr. Kallmann.

      »Sobald Sie den Brief gefunden hatten, riefen Sie uns an?« fragte Renate Niederhauser.

      »Ja!«

      »Wo kann er nur hin wollen? Er ist doch erst zwölf Jahre!« grübelte Karsten Niederhauser und rieb sich die Stirn.

      »Darüber haben wir uns in der Zwischenzeit auch Gedanken gemacht«, bemerkte Frau Kallmann. »Dennis ist ja ein besonders stiller Junge. Man weiß nie, was in ihm vorgeht. Ich unterrichte ihn in Biologie und Geographie. Darin ist er sehr gut. Er ist Klassenbester. Die beiden Fächer interessieren ihn sehr.«

      »Und Sport!« warf der junge Lehrer ein. »Doch das ist bei Jungs in diesem Alter nicht ungewöhnlich.«

      »In allen anderen Fächern hat er in diesem Schuljahr enorm nachgelassen. Er hat fast jede Arbeit verhauen.«

      »Das wissen wir. Ich habe lange und nachdrücklich mit ihm gesprochen, nach dem letzten Zeugnis«,

      bemerkte Karsten Niederhauser. »Das mußte ich ja wohl auch als Vater.«

      »Das war auch das einzige, was du gemacht hast. Sonst bist und warst du als Vater ja nie zur Stelle.«

      »Renate, wir waren uns doch einig, daß es für den Jungen am besten ist, wenn er eine gute Erziehung in einem Internat erhält. Außerdem dachten wir, daß er unsere Trennung nicht so mitbekommt.«

      »Du wolltest das mit dem Internat, du! Nicht ich! Jetzt siehst du, was dabei herausgekommen ist. Es ist alles deine Schuld! Aber ein richtiger Vater bist du nie gewesen. Wann hast du früher schon einmal mit ihm gespielt? Als er noch ein Baby war, bist du früh morgens ins Büro, da hat Dennis noch geschlafen. Abends, wenn du gekommen bist, hat er schon wieder geschlafen. Kein Wunder, wenn der

      Junge denkt, daß ihn niemand vermißt.«

      Renate Niederhauser kämpfte jetzt mit den Tränen.

      »Wir müssen die Polizei verständigen!« forderte Karsten Niederhauser.

      »Die Polizei nimmt so früh noch keine Vermißtenanzeige auf, denke ich«, bemerkte Direktor Dr. Kallmann. »Herr Höbel hat allerdings eine Idee.«

      Der Direktor schaute Herrn Höbel an.

      »Dennis war oft bei mir. Ich mag den Jungen. Er hat sich von mir Bücher ausgeliehen, Bücher, die es in der Schulbibliothek nicht gibt. Bücher über die Berge, Berichte über Bergsteiger! Romane, die in den Bergen spielen! Ich wußte erst nicht, ob ich sie ihm ausleihen sollte und habe das dann mit dem Herrn Direktor abgesprochen.«

      »Ich hatte keine Einwände. Natürlich haben wir eine Vorauswahl getroffen«, ergänzte der Schulleiter.

      »Dennis hat auch all meine Bergzeitschriften gelesen. Als junger Mann war ich viel in den Bergen. Jetzt bin ich ja alt. Da ist es mit dem Klettern nichts mehr. Dennis war von den Bergen ganz fasziniert. So wie andere Jungen sich für Fußball oder für moderne Musik interessieren, konnte man sich mit Dennis stundenlang über die Bergwelt unterhalten. Er hat mir auch erzählt, daß er mal in den Ferien in den Bergen war.«

      Überrascht schauten sich Dennis’ Eltern an. Sie hatten nie Urlaub in den Bergen gemacht. Angestrengt dachten sie nach. Dann fiel ihnen etwas ein.

      »Wir waren mit dem Auto unterwegs in den Süden. Meine Frau mag keine Tunnel, obwohl die Strecke dann erheblich kürzer ist. Also fuhren wir die alten Paßstraßen. Dabei haben wir uns einmal total verfahren, weil wir im Nebel falsch abgebogen sind. Dann hatten wir auch noch eine Autopanne und mußten einige Tage in den Bergen verbringen, weil die kleine Autowerkstatt auf die Ersatzteile warten mußte. Dennis spielte während der Zeit mit den Kindern im Dorf. Sie waren den ganzen Tag unterwegs.«

      »Ich kann mich nicht einmal erinnern, wie das kleine Dorf hieß, Karsten. Damals war Dennis…« Renate überlegte. »Dennis muß acht Jahre gewesen sein. Kannst du dich noch an den Namen des Ortes erinnern, Karsten? Das muß unser letzter gemeinsamer Urlaub gewesen sein.«

      »Waldheim, Walden, Waldbach, Waldtann? Irgend so etwas in der Richtung! Hast du eine Autokarte im Wagen, Renate? Ich weiß noch, wie wir damals gefahren sind. Rechts oder links von unserer Route muß der Ort liegen.«

      Herr Höbel räusperte sich.

      »Der Ort heißt ›Waldkogel‹ und ist ein kleines Dorf am Ende eines Tales!«

      Die Eltern schauten ihn überrascht an.

      »Ja, Waldkogel! Jetzt erinnere ich mich auch wieder. Hat Ihnen das Dennis gesagt?«

      »Ja! Er muß dort sehr glücklich gewesen sein. Wenn ich ihm von meinen Ausflügen und Wanderungen erzählt habe, dann hatte er mir von Waldkogel berichtet. Wilde Geschichten hat er erzählt. Dabei hat er wohl manches erfunden. Nur eines habe ich herausgehört: gefallen

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