Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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ehrgeizig. Wollte viel erreichen, doch nicht für mich, sondern für meine Frau. Jutta muß sich damals oft sehr einsam gefühlt haben.Sie nahm mich einfach so wie ich war. Ohne viel Worte zu machen, stärkte sie mir den Rücken. Ich bin ihr heute noch dankbar. Weißt du, Beate, ich habe lange nachgedacht, warum wir Männer so ehrgeizig sind. Das kommt daher, weil wir eigentlich wenig Einfluß auf die Familie haben. Wir arbeiten und sind den ganzen Tag von Frau und Kindern getrennt. Die Entwicklung der Familie, das Heranwachsen der Kinder findet doch im Grunde ohne uns statt. Es ist die Mutter, es sind die Frauen, die alles managen. Sie halten die Familie zusammen. Sie planen und führen aus. Sie beantworten Hunderte von Fragen täglich. Wir Männer, die wir draußen sind, wir kennen doch die Entwicklung unserer Kinder nur aus Erzählungen. Das ist sehr unbefriedigend. Wir suchen nach einem Ausgleich, auch nach einer Bestätigung. Wir verbeißen uns in unseren Ehrgeiz.«

      »Was hat das Ganze mit Jens zu tun? Noch habe ich mit ihm keine Familie!« verwundert sah Beate ihren zukünftigen Schwiegervater an.

      »Ich habe dir das erzählt, weil ich kürzlich ein Gespräch mit Jens hatte.« Er schaute kurz zu seiner Frau und seinem Sohn. »Ihr wißt nichts davon. Jens und ich hatten neulich ein langes nächtliches Männergespräch. Jens will bis zur Hochzeit noch viel erreichen. Er arbeitet quasi auf Vorrat, legt ein Depot an. Dann will er kürzertreten, sich mehr Zeit nehmen. Er fühlt in seinem Innern, daß es da noch etwas anderes geben muß. In weiter Ferne sagt er, hört er einen Ruf, vielleicht eine Berufung. Er könnte die Stimme noch nicht genau verstehen. Aber er wollte der Sache nachgehen. Vielleicht gäbe es da etwas, was er noch nie gemacht hätte, sich aber vielleicht unbewußt danach sehnt. Vielleicht will er einem verborgenen Talent in sich nachspüren und es ausleben, vielleicht einen ganz neuen Weg gehen. Er sagte mir, daß er dich sehr mag. Aber bevor er das Leben mit dir beginnt, möchte er sich selbst finden. Er sei auf der Suche, das spüre er deutlich. Er wisse aber nicht, nach was er sucht.«

      Beate Clausen schaute ratlos in die Runde.

      »Davon hat er mir nichts gesagt.«

      »Hättest du ihm denn zugehört? Hättest du ihn verstanden? Hör mal, Beate, ein Mann kann einer Frau nur völlig glücklich machen, wenn er selbst glücklich ist. Ich hatte den Eindruck, daß Jens nicht sehr glücklich war.«

      »Doch, er war, er ist glücklich mit mir. Wir sind doch das perfekte Paar.«

      »Ich spreche von einem anderen Glück, Beate.« Norbert Angermann warf seinem Sohn einen Blick zu. »Entschuldige, Jörg, aber ich muß es zur Sprache bringen.«

      Jörg Angermann nickte.

      »Beate, es gab einen heftigen Streit zwischen den beiden Zwillingsbrüdern. Zwillinge sind sich näher als Menschen es sonst je sein könnten. Aber gerade weil sie sich so nah sind, kann es auch zu Mißverständnissen kommen. Die beiden haben heftig gestritten. Dann verließ Jens das Haus. Ich denke, daß er über Verschiedenes allein nachdenken möchte. Er hat seit Jahren keinen langen Urlaub mehr gemacht. Also gönne ihm seine Auszeit. Wenn du ihn liebst, dann hast du Vertrauen zu ihm, dann fühlst du dich ihm nah, auch über die weite Strecke der räumlichen Trennung. Er wird spüren, daß du dich nach ihm sehnst und kommen.«

      »Sieh mal an, der Ingenieur erteilt Lektionen in Sachen Leben und Liebe. Papa, du überraschst mich!«

      »Warum bist du überrascht? Deine Mutter und ich sind jetzt fast dreißig Jahre verheiratet. Je länger wir zusammen sind, desto schöner und tiefer wird unsere Liebe zueinander. Wir wünschen uns für unsere Söhne, daß sie das auch erleben. Uns hat man es nicht gelehrt vom Elternhaus her. Uns hat es das Leben gelehrt. Beate, du fühlst dich hier auf wie ein Kind, das sein Spielzeug verloren hat. Schade! Einen Menschen kann man nicht besitzen. Man kann keine Forderungen stellen. Man liebt nur. Daraus ergibt sich alles. Liebe ist selbstlos und ohne Eigennutz. Wenn sie so ist, dann versteht man den anderen ohne Worte.«

      Jutta Angermann kuschelte sich an ihren Mann.

      »Beate, ich will dich etwas fragen. Wenn Jens hier zur Tür hereinkommen würde, was würdest du tun?«

      Beate schüttelte den Kopf.

      »Ich verstehe dich zwar nicht, was du mit der Frage bezweckst, aber ich will sie dir beantworten, Jutta. Ich würde ihn natürlich sofort fragen, wo er war, warum er so abgereist ist, ohne ein Wort. Wie er mir das alles hat antun können. Ja, das wollte ich erst einmal wissen.«

      Jutta und ihr Mann schauten sich in die Augen.

      »Ist das falsch? Würdet ihr das nicht fragen?«

      »Beate, Jens ist unser Sohn und wir sind deshalb bestimmt voreingenommen, so wie es Eltern eben nun mal sind. Es ist auch ihr Vorrecht. Ich kann dir deshalb nur sagen, wie ich es als Mutter machen würde. Ich werde Jens einfach in die Arme nehmen und ihm sagen, daß ich mich freue, daß er wieder da ist. Dann werde ich in seine Augen sehen und feststellen, ob er glücklich ist. Wenn ihm dann danach ist, dann wird er erzählen.«

      Beate Clausen stand auf. Sie zog ihren Rock zurecht, griff nach ihrer Handtasche und warf den Kopf in den Nacken.

      »Ich gehe dann besser. Ich dachte, ich finde hier bessere Unterstützung. Könnt ihr denn nicht begreifen, daß ich mich um Jens sorge?«

      Sie drehte sich auf dem Absatz um und rannte zur Tür. Die Angermanns hörten, wie die Haustür mit einem lauten Knall ins Schloß fiel.

      »Wie lange ist Jens schon in Urlaub?« fragte Norbert Angermann rein rhetorisch.

      »Etwas über zwei Wochen, Vater!« Jörg rührte in seinem Kaffee. »Vater, dann meinst du, daß ich mir keine Vorwürfe machen sollte. Ich meine, wegen des Streites zwischen mir und ihm?«

      »Nein, Jörg! Jens war auf der Suche. Du hast ihn etwas geärgert mit deinen Anspielungen und Bemerkungen. Sie waren nur der Auslöser. Mache dir keine Vorwürfe!«

      »Wenn du meinst.«

      Jutta Angermann setzte sich neben ihren Sohn.

      »Jörg, es war nicht einfach für uns mit euch beiden. Wir wollten euch beiden gerecht werden. Du warst immer schneller, weil du dich mit viel weniger zufrieden gegeben hast als Jens. Du hast immer schneller gefunden, was dich glücklich macht. Jens hat seine Meßlatte immer ganz oben aufgelegt. Ich und dein Vater hoffen, daß er findet, was er sucht.«

      »Aber es kann doch auch etwas sein, was nicht zu akzeptieren ist.«

      »Nein, Jörg!« Sie lächelte ihren Sohn an. »Jeder Mensch hat ein Recht zum Glücklichsein. Keiner darf dem anderen vorschreiben, was Glück ist, was er darf oder nicht darf. Jeder hat sein eigenes Leben und ist nur selbst dafür verantwortlich. Jeder will Glück. Glück kommt nicht von außen, sondern von innen. Jens ist in die Berge gereist. Dort war er immer glücklich. Er wird mit ganz neuen Ideen und viel Kraft und Zuversicht wieder kommen, wenn er es für richtig findet. Gönne ihm die Auszeit, gleich wie lange sie dauert! Zum Glück sind wir ein Familienbetrieb und können ihm deshalb mehr Freiheit geben.«

      »Dann bist du nicht beunruhigt, daß er noch nichts von sich hören ließ, Mutter?«

      »Nein! Eine Mutter und auch ein Vater müssen nicht unbedingt etwas von ihrem Kind hören oder wissen, was es macht oder wo es ist. Die Verbindung ist einfach da. Später, wenn du auch einmal Kinder hast, wenn du diese wirklich liebst, dann wirst du mich verstehen. Wir fühlen, daß Jens glücklich ist. Würde es ihm schlechtgehen, hätte er sich sicherlich schon gemeldet.«

      »Gut, dann warten wir es ab. Ich kann seine

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