Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Alle paar Meter mußte ich ausruhen. Franzi, ich kann dir nicht sagen, wie ich es geschafft habe. Ich weiß auch nicht, ob ich das Geröllfeld am ersten oder am zweiten Tag erreicht habe. Zwischendurch muß ich wohl öfters die Besinnung verloren haben oder eingeschlafen sein. Ich weiß es nicht.«

      Er zog kräftig an der Pfeife.

      »Wann ich meinen Rucksack verloren habe, weiß ich nicht. Da habe ich Lücken. Ich grub mir eine Mulde im Geröllfeld und legte mich hinein. Einmal am Tag versuchte ich zum Wasser zu kriechen, um etwas zu trinken. Ich wußte, daß ich mich nicht in die Nähe des Wassers legen durfte. Beim nächsten Regen hätte die Gefahr bestanden, daß ich von den Wassermassen überrascht würde. Franzi, ich verlor jedes Gefühl für Zeit. Ich sah nur immer dein Bild vor mir. Da standest du mit den Blumen im Arm in der Sonne und schautest mich an. Dahin wollte ich wieder. Wenn ich träumte, waren da Fetzen eines Bildes wie Splitterfelder in einem Kaleidoskop von einem Jungen. Jetzt weiß ich, daß es Jörg war, mein Zwillingsbruder.«

      Jens schenkte sich ein Glas Brunnenwasser ein, aus dem Krug, der auf dem Tisch stand.

      »Ich spürte, wie ich mich langsam erholte. Als Toni, Leo und Martin mich fanden, ging es mir schon etwas besser, körperlich. Doch dann stellte ich fest, daß ich mich kaum an etwas erinnern konnte. Ich wußte nicht, wie ich auf den Berg gekommen bin, wußte nicht, wer ich war. Nur gewisse Verhaltensweisen, wie man sie für die Berge braucht, waren mir präsent. Als Martin mich nach meinem Namen fragte, da sagte ich Jörg. Dieser Name war mir eingefallen. Ich war mir aber immer unsicher, ob ich wirklich Jörg heiße. Als Toni mir sagte, daß er mich zu dir bringen würde, da konnte ich mich fallen lassen. Martin erzählte mir, ich sei mit einem Lächeln sofort in tiefen Schlaf gefallen. Als ich aufwachte, bist du dagewesen. Du hast mich gepflegt, und ich konnte dir nahe sein.«

      Jens trank das Wasser aus.

      »Franzi, ich liebe dich! Aber ich kann nicht mit dir kommen am Sonntag. Ein altes Sprichwort sagt, man kann nicht auf zwei Hochzeiten tanzen. Eine andere Redensart lautet, dem Tode von der Schaufel gesprungen. Ja, ich bin dem Tod entronnen. Es war die Liebe zu dir, die mir die Kraft gab, daß ich für meine Dummheit und meinen Leichtsinn nicht mit meinen Leben bezahlt habe. Verstehe mich bitte richtig! Ich liebe dich nicht aus Dankbarkeit. Ich liebe dich wirklich und wahrhaftig. Doch ich muß erst mein Leben in Ordnung bringen. Ich muß heim und mir Klarheit schaffen. Ich muß mit Beate sprechen, mit meinen Eltern, mit meinem Bruder. Ich will Beate gegenübertreten. Ich muß das tun. Ich muß mich prüfen. Das muß ich nicht nur für mich tun, sondern auch für dich. Wenn ich zurückkomme, kannst du sicher sein, daß das Kapitel Beate in meinem Leben abgeschlossen ist. Verstehst du mich, Franzi? Um zu dir zu kommen, muß ich dich verlassen. Ich habe Beate ein Versprechen gegeben. Sie muß mich daraus entlassen.«

      Franzi war blaß wie eine frisch gekalkte Wand. Sie stand auf und zog die Decke enger um ihren Körper. Dann versagten ihr die Beine. Sie fiel in Ohnmacht. Das war alles zuviel für sie gewesen. Jens fing sie auf. Er trug sie auf seinen starken Armen in ihre Kammer. Liebevoll legte er sie auf ihrem Bett ab und deckte sie zu.

      Franzi kam zu sich. Mit geschlossenen Augen hauchte sie: »Raus! Sofort! Verschwinde!«

      Jens hauchte ihr einen Kuß auf ihr Haar. Sie drehte sich zur Wand. Jens ging hinaus. Mit schwerem Herzen schrieb er ihr einige Zeilen. Diese legte er mit der Blume aus dem »Paradiesgarten« auf den Tisch. Dann verließ er die Dollinger Almhütte.

      Das Gras auf der Wiese war feucht. Er ging querfeldein, bis zum Milchweg. Diesem folgte er hinunter bis ins Dorf. Die ersten Hähne krähten und meldeten den Morgen. Mit eiligen Schritten folgte er der Hauptstraße, bis er zum Haus des Doktors kam. Auf dem Schild stand:

      Dr. Martin Engler

      Prakt. Arzt und Sportarzt

      Sprechstunden täglich

      Montag bis Freitag 10 bis 12 Uhr

      und nach Vereinbarung

      (Privater Hauseingang durch den

      Garten)

      »Aha!« redete Jens vor sich hin. »Privater Hauseingang, den nehme ich.«

      Er ging um das Haus herum und drückte auf die Klingel.

      »Langsam, ich komme!«

      Dann öffnete Martin. Zerzaust und unrasiert stand er vor ihm.

      »Jörg? Du?«

      »Guten Morgen, Martin! Nicht Jörg! Jens Angermann!«

      »Komm rein. Kaffee? Setz dich! Erzähl! Mich mußt entschuldigen, bin gerade aus den Federn gekrochen.«

      Martin gähnte.

      »Dann geh mal ins Bad und mach dich fertig. Ich werde mich in deiner Junggesellenküche schon zurechtfinden.«

      Doktor Martin Engler kratzte sich am Kopf.

      »Jens?«

      »Ja, Jens! Jörg ist mein Zwillingsbruder.«

      »Aha! Dann weißt du...«

      »Ja, mir ist alles wieder eingefallen, auch daß ich verlobt bin mit Beate.«

      »O Gott! Bei allen Heiligen! Da hast dir aber etwas eingebrockt mit der Franzi! Weiß der Geier, wie du wieder rauskommst.«

      »Du mußt mir helfen, Martin!«

      »Langsam, das ist ein bissel viel so auf nüchternen Magen. So früh am Morgen!«

      Martin schlurfte in seinen Filzpantoffeln ins Bad.

      Ein wenig später saßen die beiden Männer beim Frühstück in der Küche.

      »Ja, da weiß ich auch net, wie du da wieder rauskommen sollst, so schnell. Die Franzi hast ja wohl arg getroffen. Deine Beichte hat das arme Madl umgehauen. Das kann ich verstehen.«

      »Ich liebe sie aber! Die Franzi ist mein Madl.«

      »Wenn sie dich denn dann noch will.«

      Jens wurde blaß.

      »Jens, es gibt nur einen Weg. Zwei Frauen kannst net haben. Wenn du die Franzi haben willst, dann mußt die Sache mit der Beate so schnell wie möglich ins Reine bringen. Dann kommst wieder und bittest Franzi um die Hand. So, wie ich die Franzi einschätze, wird sie dich etwas zappeln lassen. Es liegt dann bei dir, wie hartnäckig du bist.«

      »Ich hab’ ihr doch ganz klar gesagt, daß ich sie liebe und nur sie liebe. Eigentlich hatte ich erwartet, daß sie mir um den Hals fällt. Immerhin war ich ehrlich zu ihr. Ich ärgere mich jetzt, daß ich ihr alles erzählt habe. Ich hätte die Sache mit Beate beenden können, ohne daß die Franzi etwas erfährt. Was hab’ ich jetzt von meiner Ehrlichkeit? Was? Statt daß sie mir um den Hals gefallen ist, ist sie in Ohnmacht gefallen. Dann hat sie mich rausgeworfen. Ich hab’ ihr zwar noch ein paar Zeilen geschrieben, doch ich frage mich, ob es nützen tut.«

      »Eine schwierige Geschichte! Du liebst die Franzi – und die Franzi liebt dich! Also mußt du um sie kämpfen! Hättest sollen dich net abspeisen lassen von ihr. Es wäre besser gewesen, wenn du bei ihr geblieben wärst, droben auf der Dollinger Alm.«

      »Was denkst du, was die Franzi jetzt macht?«

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