Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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      Anna und Toni verzogen sich schmunzelnd in die Küche.

      Gino trat vor die Hütte und schaute in die Richtung, aus der Katja kommen mußte. Unschlüssig trat er von einem Bein auf das andere. Dann gab er sich einen Ruck und ging los.

      »Na, endlich bewegt sich etwas!« sagte Toni, der durch das Küchenfenster sah, wie Gino mit großen kräftigen Schritten loszog, dem Ratschlag seines Herzens folgend.

      *

      Gino traf Katja bei der Bank. Bello begrüßte Gino freudig.

      »Hat Anna dich geschickt? Ich war lange hier. Macht man sich Sorgen?«

      »Nein, ich dachte, ich komm dir ein Stück entgegen. Hole dich ab! Ist schön hier, wie?«

      »Ja, es ist wunderschön. Jetzt besonders, wenn der Spätnachmitag vorbei ist und die Sonne sich langsam in Richtung Horizont neigt. Ich konnte mich gar nicht losreißen. Ich wollte schon längst gehen, damit ich nicht in die Dunkelheit komme.«

      »Es ist noch Zeit. Ich bin die letzten Wochen oft hier gewesen. Schau da drüben die Bergspitze. Die liegt jetzt noch im rötlichen Schein der Abendsonne. Wenn sie im Schatten liegt, dann ist es Zeit. Dann kommt man noch bei guter Sicht bis zur Berghütte. Ich habe das oft ausprobiert. Kannst dich also ruhig noch ein bißchen hins##etzen, wenn du willst.«

      Katja setzte sich. Sie nahm ihren Rucksack von der Bank und sagte:

      »Und du? Willst du dich nicht auch setzen? Wenn du hier schon die Rolle eines Bergführers übernimmst, dann kannst du mir mehr über Berge, Gipfel und Täler erzählen.«

      »Ich setze mich gern zu dir. Ich wollte mich nur nicht aufdrängen. Das habe ich einmal versucht und das ging gründlich daneben. Außerdem haben wir Waffenstillstand geschlossen.«

      »Ja, das haben wir.«

      Gino setzte sich. Zunächst schwiegen sie zusammen.# Dann begann Katja schüchtern ein Gespräch:

      »Ich habe hier den ganzen Tag die Landschaft, die Natur eingesaugt. Ich kann davon nicht genug bekommen. Lach mich nicht aus, aber ich fühle ganz anders als heute morgen. Ich kam, ohne daß ich es wollte, zum Nachdenken, Gino. Denken war das im eigentlichen Sinn nicht. Ich wußte plötzlich, daß ich etwas klarstellen mußte zwischen mir und dir. Es ist mir wichtig, mit dir darüber zu sprechen. Anna sagt, ich sollte hierher gehen und lauschen. Dann wüßte ich schon, w#as ich zu tun hätte, wohin der Weg führen würde.«

      »Das Gefühl kenne ich, Katja!«

      »Ich war ganz schön aufgewühlt, als ich gestern feststellen mußte, daß du auf der Berghütte bist. Am liebsten wäre ich fortgelaufen, hätte mich unsichtbar gemacht. Jetzt weiß ich, daß das kein Weg ist. Wir können über das Ereignis sprechen, Gino. Ich denke, wir finden mehr Ruhe, wenn wir darüber gesprochen haben. Dann können wir es abschließen. Es steht dann nichts mehr zwischen uns.«

      Gino schaute Katja von der Seite an. Sie hatte ihren Blick auf die Bergspitze gerichtet, die im Abndlicht wie ein großer Rubin glänzte.

      »Gino, ich will dir sagen, daß ich mich schäme, wie ich dich behandelt habe. Es war nicht richtig von mir, dich rauszuwerfen und so abzukanzeln. Es tut mir leid. Ich hatte keinen Grund dazu. Ehrlich gesagt, ich kannte und kenne dich kaum. Gut, wir haben uns öfters gesehen, #im Tennsiclub. Alles, was ich über dich darüber hinaus weiß, stammt aus Bemerkungen, Gerüchten und üblen Nachreden hinter deinem Rücken. Es war nicht fair von mir, wie ich mich verhalten habe. Ich hätte dir zum Beispiel Fragen stellen können. Wir hätten reden sollen. Ich kann es nur bedauern.«

      »Heißt das, du gibst uns eine Chance, damit wir uns hier auf der Berghütte näher kennenlernen?«

      »Wenn wir hier nun einmal zusammengetroffen sind, sollten wir das beste daraus machen. Ich will bei mir anfangen. Meine Mutter und meine kleine Schwester hast du ja schon flüchtig kennengelernt. Mein Vater ist gelernter Maurer. Er hat das Haus mit seinen eigenen Händen gebaut. Fertig geworden, so schön wie die Nachbarshäuser, ist es nie. Das liegt nicht an meinem Vater. Er hatte auf der Baustelle einen Unfall. Er wurde schwer verletzt und lag Monate im Krankenhaus. Seine Kollegen haben das Haus fertiggemacht, damit wir einziehen können. Sein Unfall wurde nicht als Betriebsunfall anerkannt. Er arbeitet jetzt bei einer Sicherheitsfirma als Wächter. Da verdient er sehr wenig. Als Maurer kann er nicht mehr arbeiten. Er hätte sich einen Anwalt nehmen und klagen können. Das wollte er aber nicht, außerdem hatten wir nicht das Geld. Mutter hatte keinen Beruf gelernt. Morgens putzt sie in einem Büro und danach macht sie den Inhabern noch den Haushalt. Bis wir von der Schule kamen, war sie immer wieder daheim. Abends um sechs geht sie dann noch in eine Gaststätte und spült Geschirr. Gelegentlich hilft sie auch beim Kochen. Ich wollte von der Schule abgehen und eine Lehre machen. Meine Eltern bestanden darauf, daß ich mein Abitur mache und danach studiere. So blieb mir nur übrig, alles in möglichst kurzer Zeit zu machen. Ich erhielt eine Sondererlaubnis und konnte nach der zwölften Klasse schon mein Abitur ablegen. Ich hab ein vollständiges Sportstudium und ein Sprachenstudium gleichzeitig absolviert. In einem Drittel der vorgeschriebenen Studienzeit machte ich meine Magisterarbeit in Sprachen. Dieses Jahr, ein Jahr später, mei##n Diplom in Sport. Ich könnte ein Stipendium für eine Doktorarbeit erhalten. Ich weiß noch nicht, was ich tun werde. Warum erzähle ich dir das? Du sollst verstehen, daß mein ganzes Leben bisher geprägt war von Leistung unter Zeitdruck. Meine Eltern machten mir keinen Druck. Ich selbst setzt mir Maßstäbe und legte die Meßlatte sehr, sehr hoch. Ich erreichte alle selbstgesteckten Ziele, oft besser, als ich es angestrebt hatte. An dem Tag, als du mich besucht hast, war ich gerade dabei, meine Examensarbeit noch## einmal zu lesen, bevor ich sie abgeben wollte. Ich war im Streß!«

      »Dann hatte ich keinen günstigen Augenblick erwischt.«

      »Nein, Gino! An jedem anderen Tag wären wir vielleicht ins Gespräch gekommen. Es war der falsche Tag und der falsche Ort. Solltest du wieder einmal einer Frau einen Antrag machen, dann wähle Zeit und Ort besser. Nicht, wenn die kleine neugierige Schwester dabei ist, eine Examensarbeit fertig zu machen ist und die Mutter gerade die Fenster putzt.«

      »Das war alles etwas ungeschickt von# mir. Das liegt auch ein bißchen in meinen Genen. Mein Vater ist auch so. Wenn wir Koppermanns uns etwas wirklich in den Kopf setzen, dann möchten wir es gleich haben. So war es wenigstens bei mir, damals. Wir schießen dann oft über Ziel hinaus. Ich habe mich heute mit meinem Vater getroffen. Wir haben uns ausgesprochen. Wir waren im Streit auseinandergegangen. Deshalb bin ich hier in die Berge gefahren.«

      »Ich nehme an, es ist jetzt wieder alles in Ordnung zwischen dir und deinem Vater.«

      »Ja, besser als zuvor! Ein Gewitter reinigt die Luft, sagt man. Wir verstehen uns jetzt prächtig.«

      »Dann wirst du deinen Urlaub hier bald beenden?«

      Gino wollte ihr nicht alles sagen, so gab er ihr keine genaue Antwort.

      »Ich werde mir die nähere und weitere Umgebung noch etwas anschauen. Aber dann werde ich meine Zelte abbrechen.«

      »Wann wird das sein?«

      »Du bist aber ganz schön neugierig, Katja!«

      »Warum nicht? Ich denke, die Chance, sich hier kennenzulernen ist besser als daheim. Wenn ich an die Clique denke, dann – na ja, die Leute – kurz, mit denen kann ich nicht so gut.«

      »Da mußt du nicht besorgt sein, die werden nicht mehr so häufig kommen, weil sie ab jetzt ihre Zeche

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