Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania. Hubert Haensel
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania - Hubert Haensel страница 70
»Du denkst an Beth. Die Sorge um sie macht dich fertig, salopp ausgedrückt.«
»Du weißt, dass ich nicht so sentimental bin. Ich hatte in meinem Leben viele Frauen und ...«
»Lüg nicht.«
Flipper senkte den Blick nicht, sondern schaute ihm genau in die Augen. »Es macht mich krank, dass sie tot ist.«
»Verschollen«, verbesserte Rhodan. »Ihre Expedition ist im Himalaja verschollen, das heißt nicht, dass sie ...«
»Noch schlimmer«, unterbrach Flipper. »Ich halte es nicht mehr aus, Perry. Hier festzusitzen, während ich nicht einmal weiß, ob sie lebt oder tot ist oder gerade erfriert! Ich kann nichts tun!«
»Es wird nicht mehr lange dauern.«
»Schöne Worte. Nur glaubst du sie wohl selbst nicht. Wegen des Schirms können uns die Chinesen zwar nicht in Schutt und Asche bomben, aber wir sind hier gefangen.«
Rhodan wollte zuerst etwas erwidern, schwieg aber. Er fand keine ermunternden Worte, die nicht wie hohle Lügen klangen. Zunächst musste er herausfinden, ob Bai Jun die Übergabe der Diagnose-Liege für Crest an irgendwelche Bedingungen knüpfte. Er verabschiedete sich knapp und bat Flipper, den Arkoniden zu informieren, damit dieser die nötigen Vorbereitungen treffen konnte. Dann schlüpfte er durch die schmale Lücke in den Zeltbahnen, indem er sie zur Seite bog, und näherte sich dem inneren Rand des Energieschirms.
Bald stand er seinem Widersacher gegenüber. General Bai Jun deutete auf die Diagnose-Liege, die die beiden Soldaten neben ihm abgestellt hatten. Sie erlaubte einen Krankentransport auf sechs Rollen, wenn ihre Konstruktion auch nicht primär dazu diente. Dabei wurde die eigentliche Liegefläche durch ein Federungssystem zweifellos so stabilisiert, dass ein Patient bei der Bewegung keine Erschütterungen fühlte.
»Das ist das Beste, was der Markt hergibt«, sagte der General mit kühler Stimme. »Die Elektroden im Kopfgestell nehmen bei der ersten Untersuchung ein Terabyte an biologischen Daten auf. Der medizinische Scan der Diagnose-Einheit erstellt Ihnen Realbilder von Querschnitten durch den gesamten Körper des Patienten. Außerdem ist eine pharmazeutisch-automatisierte Medikamentengabe basierend auf den Messwerten integriert. Der Speicher ist mit den Standardmitteln gefüllt, sodass für dreißig Prozent aller Krankheiten direkte Soforthilfe geleistet werden kann. Teilen Sie mir weitere Wünsche mit, Rhodan, und ich schaffe Ihnen die Medikamente herbei.«
»Danke!« Der Astronaut gab bewusst keine näheren Informationen preis. Die Liege sollte eine genauere Diagnose von Crests Krankheit ermöglichen. Schon auf dem Mond hatte Dr. Eric Manoli mithilfe des Bordlazaretts Crest untersucht, doch die Mittel waren auf eine Erkrankung, wie die des Arkoniden, nicht eingerichtet. Durch reine Patientenbeobachtung hatte er deshalb eine Leukämie diagnostiziert; es würde sich herausstellen, ob er nun mehr in Erfahrung bringen konnte. Bai Jun durfte von der Beeinträchtigung und der damit einhergehenden Schwäche des Arkoniden nichts wissen. »Ich weiß diese Geste sehr zu schätzen, General.«
»Und nun?«, fragte der Chinese. »Wie soll ich Ihnen die Liege durch den Schirm überreichen?«
»Das lassen Sie nur meine Sorge sein.«
»Überschätzen Sie meinen Großmut nicht.«
Das war ein erstes Anzeichen von Ärger im Verhalten des Generals; Rhodan wusste nun, dass sich Bai Jun das Zepter der Handlung nie völlig aus der Hand nehmen ließ und eines nicht akzeptieren würde: Herablassung oder auch nur Zweifel an seiner Macht und seiner Position.
»Crest wird eine sogenannte Strukturlücke schalten«, erklärte er deshalb. »Er weiß bereits, dass wir hier stehen. Durch diese Lücke kann ich das Gerät entgegennehmen. Der Schirm wird übrigens keinerlei Sprengstoff passieren lassen«, log er und beobachtete die Reaktion seines Gegenübers genau.
Der Chinese lachte. »Mein Adjutant schlug vor, ich solle die Liege präparieren. Ich habe mich jedoch dagegen entschieden, bleiben Sie unbesorgt, Mr. Rhodan. Und nun, lassen Sie mich mit dem Arkoniden sprechen.«
»Ich werde ihm Ihre Bitte übermitteln.«
Einen Augenblick lang verschwand die Maske der freundlichen Distanz völlig, und in Bai Juns Augen funkelte Zorn. Wieder ein Hinweis darauf, dass er normalerweise keine Bitten vorbrachte, sondern Befehle erteilte. Seinen Worten wurde unbedingter Gehorsam entgegengebracht. Doch der Moment verging so schnell, wie er gekommen war. »Ich bin es nicht gewohnt, wie ein Bittsteller behandelt zu werden«, sagte der General zu Rhodans Überraschung.
»Das verstehe ich.«
Ein leichter Summton erklang, und direkt vor der Liege veränderte sich die Farbe des Glimmens in der Luft. Ein rötlich schimmerndes Feld bildete sich, exakt von den Ausmaßen des transportablen Diagnosegeräts. An den Rändern sah es fast aus, als würden kleine Flammen über den Schirm wandern.
Ohne ein weiteres Wort schob Bai Jun die Liege hindurch. Sie traf scheinbar auf keinerlei Widerstand. Als sie die Strukturlücke passierte, waberte das rötliche Leuchten; es erinnerte an einen Stein, der in eine Wasserfläche fiel und kreisförmige Wellen warf.
Perry Rhodan nahm das Geschenk entgegen und rollte es zur STARDUST.
Unter den improvisierten Zeltbahnen war Clark Flipper nirgendwo mehr zu sehen. Nachdem er Crest informiert hatte, die Strukturlücke zu schalten, hatte er sich offenbar an einen anderen, vermeintlich ruhigeren Ort zurückgezogen, um nachzudenken und allein zu sein. So allein, wie man sein konnte, wenn sich die Aufmerksamkeit eines ganzen feindlichen Heeres und vielleicht zahlloser Nachrichtensender auf einen richtete. Oder er befand sich noch immer bei den anderen im Pilotenraum.
Rhodan stellte das portable Diagnosegerät direkt vor dem Einstieg der STARDUST ab.
Im Inneren fand er Reginald Bull, der an Crests arkonidischer Liege arbeitete. Die Außenverkleidung hatte er entfernt, glänzende Metallstücke lagen unter und auf den eingebauten Astronautensitzen. Bull selbst quetschte sich in den Fußraum vor den Sitzen, um noch irgendwie Platz zu finden und die fremde Technologie erreichen zu können.
»Ich versuche, den Schutzschirm zu reparieren, der Crest vor dem Kontakt mit unserer Luft schützt.« Bull deutete auf das Innenleben der Liege – tausend Drähte, Verbindungen und Bauteile, die kein Mensch je gesehen hatte. Natürlich nicht. Manche schienen so klein und doch so kompliziert, dass selbst die modernste irdische Mikrotechnologie dagegen wie Stümperhandwerk aussah. »Ich verzweifle noch daran!«
»Wie könnte es auch anders sein, Reg?«, fragte Rhodan. »Wir brauchen Zeit, um zu verstehen, was ...«
»Ich bin kein Anfänger im Umgang mit Technologie!«
»Das ist wohl gelinde untertrieben, Reg. Du steckst so gut wie jeden in die Tasche.«
»Und trotzdem komme ich hier keinen Schritt weiter.«
»Ihr Kollege hat recht«, sagte Crest, der sich nach wie vor auf der Liege ausstreckte und versuchte, Bull den nötigen Platz zu bieten. »Selbst die fähigsten Ingenieure benötigen eine lange Einarbeitungsphase, um sich mit der Technologie eines fremden Volkes vertraut zu machen!«
Bull schwieg verkniffen und wandte sich wieder seiner Aufgabe zu. Die Worte des Arkoniden schienen ihn nicht sonderlich zu trösten.
Crest wandte sich ihm zu. »Hören