Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania. Hubert Haensel
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania - Hubert Haensel страница 67
Mercant kam sich nicht vor, als befände er sich mitten in den USA. Er erinnerte sich vielmehr an frühere Aufenthalte in asiatischen Ländern, in denen solche Patrouillen an der Tagesordnung waren. Wortlos reichte er dem Soldaten das gefälschte Dokument. Auch Iga zeigte ihren Pass vor.
»Und nun die Ladedokumente!«
Iga kramte das kleine Pad heraus, das die letzte Ablieferung in Nevada quittierte. »Seitdem fahre ich leer. In New Orleans wartet ein großer Auftrag. Wann können wir weiterfahren?«
»Quer durchs ganze Land ohne Ladung?«
»Was dagegen?«
»Es kommt mir nur seltsam vor.«
»Wir haben Urlaub gemacht«, log sie. »Eine Spazierfahrt durch unsere Heimat. Und jetzt ...«
»Schon gut«, unterbrach der Soldat. Offenbar empfand er keine Lust, sich eine ausschweifende Erzählung anzuhören. »Öffnen Sie den Ladebereich.«
»Hören Sie, ich ...«
Der Lauf der MP hob sich ein wenig. »Öffnen!«
Wie gut, dass sie nichts zu verbergen hatten. Mercant war nur froh, dass sich die Aufmerksamkeit auf den Truck und nicht auf ihn als Person verlagerte.
Während der ältere Soldat neben ihnen blieb, machte sich der jüngere am Ladebereich zu schaffen. Iga öffnete per Knopfdruck. Die Untersuchung nahm nur Sekunden in Anspruch. »Ist tatsächlich leer. Weiterfahren!«
Die beiden wandten sich dem folgenden Wagen zu. Iga gab Gas. Die Straßensperre ließ seitlich gerade genug Platz.
»Nach dem Schreck sollten wir bei der nächsten Gelegenheit wirklich anhalten und etwas essen«, beschloss Allan.
Fünf Minuten später rollten sie durch die Randgebiete einer Kleinstadt.
Und das Erste, das sie dort sahen, war eine Gruppe von Menschen, die vom Dach eines Hochhauses sprang.
Ein Körper schlug direkt vor ihnen auf die Straße, ein weiterer krachte auf das Dach des Giga-Trucks, weil Iga nicht schnell genug bremste.
»Was ...«
Mehr brachte sie nicht heraus, dann kam der Wagen endlich zum Stehen. Allan D. Mercant riss die Beifahrertür auf und hechtete ins Freie.
Er stand direkt vor einer Leiche, und ein Körper, dessen Arme und Beine in groteskem Winkel vom Leib ragten, rutschte hinter ihm vom Dach. Blut rann an der Seite des Trucks herab.
Als Iga ebenfalls ihren Wagen verließ, rasten die nächsten drei Menschen in die Tiefe.
Mercant erstarrte einen Augenblick lang vor Entsetzen. Dann rief er sich zur Ordnung, stieß einen Fluch aus und rannte zum Eingang ins Hochhaus. Dort oben standen noch mehr Leute. Er konnte sie hinter der kleinen Absperrung erkennen, die soeben von zwei Frauen überklettert wurde.
Die Tür war verschlossen.
Er klingelte überall.
Hinter ihm klatschte etwas auf den Boden.
Sirenen heulten in der Ferne.
Ein Summen ertönte. Mercant drückte die Tür auf, noch ehe die ersten Fragen durch die Sprechanlage kamen, hastete, ohne sich umzudrehen, durch den Korridor und eilte die Treppe nach oben.
Was tat er überhaupt? Seine Aktion war alles andere als unauffällig, und er durfte keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Immerhin befand er sich mit falscher Identität auf der Flucht.
Diesen Gedanken schüttelte er ebenso ab wie die Frage, was er oben ausrichten sollte. Zwang jemand diese Menschen, in den Tod zu springen? Wenn ja, warum? Und wieso war noch keine Polizei vor Ort? Das alles konnte doch nicht ohne Vorbereitung geschehen, ohne eine Forderung oder ein Ultimatum vonseiten der Verbrecher.
»Bleib stehen!«, hörte er eine Stimme hinter sich, mindestens einen Treppenabsatz tiefer.
Iga.
Er hastete weiter, nahm immer zwei Stufen auf einmal. Körperlich fühlte er die Ruhe von tausend Einsätzen eines Agentenlebens.
»Verdammt, Allan, bleib stehen! Sie bringen sich um!«
Er stockte. Ihm rann es kalt über den Rücken, und er glaubte, den allgegenwärtigen Tod geradezu körperlich zu spüren.
»Es sind Selbstmörder!«, rief Iga. »Und nicht die ersten!«
Da erinnerte er sich an die Selbstmordwelle der Sektenmitglieder im Südwesten der USA. Sollte hier etwa ...
»Es passiert seit Stunden überall!«, dröhnte Igas Stimme unbarmherzig zu ihm. »Seit die Medien voll von Gerüchten über Aliens sind, weil an einem Dutzend angeblich geheimer Stellen etwas durchgesickert ist!«
»Und?«, schrie er. »Wir müssen sie trotzdem retten!«
»Sie wollen es nicht!«
Er erreichte das oberste Stockwerk. Wo ging es weiter? Wo war nur der Zugang zum Dach? Es musste doch zumindest eine Notleiter ...
Eine Hand packte ihn. Eine Stimme, dicht an seinem Ohr: »Du darfst dich nicht einmischen! Wir müssen weg von hier!«
»Aber ...«
»Es sind ohnehin längst alle tot. Sie tun es schnell und konsequent, wie all die durchgedrehten Gruppen überall im Land und auf der ganzen Welt. Und nun weg hier, ehe die Polizei uns in die Mangel nimmt!«
»Dein Truck ist mit Blut verschmiert! Wir können nicht so einfach verschwinden.«
Sie starrte ihn an, ihr Blick flatterte.
Das war der Moment, in dem er seine Ruhe wiederfand. Er wusste, was zu tun war. »Du gehst runter und klärst die Sache. Erzähl die Wahrheit, nur lass mich aus. Wir treffen uns in zwei Stunden am anderen Ende der Stadt, Richtung New Orleans. Ich finde dich.«
Sie nickte nur.
Dann hastete Allan Mercant alias Anthony Reivers das Treppenhaus wieder nach unten. In den Fluren stand mindestens ein Dutzend Leute, weitere Türen flogen auf. Er erreichte das Freie, sah sich kurz um und tauchte in einer Seitengasse unter.
Der Giga-Truck stand auf einem Parkplatz, dicht vor dem Schild, das die Grenze der kleinen Stadt signalisierte.
Die Grenze.
Das Ende.
So wie diese Selbstmordwellen und die aufkommende Panik und Hysterie in der gesamten Welt das Ende der Vergangenheit signalisierten. Den Beginn von etwas Neuem.
Und diese Zukunft begann jetzt; was sie beobachteten, waren die Wehen dieses Geburtsvorgangs, der die alte Ordnung der Dinge zerstörte. Etwas Neues brach sich mit Gewalt Bahn.
Mercant spürte es. Es lag förmlich in der Luft, mehr noch als nur die Eskalation der irdischen Mächte und Feindseligkeiten. Etwas, das mit dem zusammenhing, das auf dem Mond geschah.