Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman. Kathrin Singer

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Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

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hab’ nichts dagegen, Korbinian. Vergelt’s Gott für deine Mühe. Du hast mir sehr geholfen.« Franzi folgte ihrem Vater ins Haus.

      Dort schaute sich der kleine Junge verschüchtert um, aber er nahm, was ihm Franzi zu essen und zu trinken brachte. Nach einer Weile fragte er. »Muss ich hier auch ins Heu zum Schlafen?«

      Franzi tätschelte seine Wange. »Bei uns schläft niemand im Heu, also auch du nicht. Auf dem Speicher steht noch mein Kinderbett, das wird der Großvater dann herunterholen und in meine Kammer stellen. Da schläfst du ganz nahe bei mir.«

      »In einem Bett?«, fragte Stepherl verwundert.

      »Ja, genau, Bub, in einem Bett.« Josef Feistauer strich ihm über den Kopf. »Und du hast ja gehört, dass ich jetzt dein Großvater bin.«

      Stepherl musterte ihn. »Ich hatte schon einen Großvater, aber der war sehr bös.«

      »Das bin ich nicht. Nun, du wirst es ja sehen.« Josef Feistauer begriff jetzt immer mehr, warum seine Tochter dieses kleine Kind unbedingt hatte holen müssen. Es schien wohl in seinem ganzen Leben noch nichts Schöneres erlebt zu haben.

      Es dauerte nicht lange, bis er das alte Kinderbett vom Speicher geholt hatte und in Franzis Kammer aufstellte. Nachdem Franzi es gereinigt hatte, holte sie Bettzeug aus einer Truhe, und wenig später konnte sich Stepherl ausstrecken. Fast fielen ihm schon die Augen zu, als er sagte: »Franzi, bist du jetzt meine Mama?«

      Franzi beugte sich über ihn. »Ja, Stepherl.«

      Ein tiefer Atemzug hob noch die kleine Brust an. »Das ist gut«, war zu hören, dann schlief der Junge ein.

      *

      Xaver Stettner sah seinem Sohn verärgert entgegen und fragte: »Brauchst du eigentlich jetzt immer so lange, um einige Besorgungen im Ort zu machen? Du nutzt aus, dass ich krank bin, und tust so, als hättest du den Hof längst übernommen. Barbara weiß sich vor Arbeit keinen Rat und kümmert sich deshalb nicht um mich. Du aber könntest das tun. Wo hast du dich so lange herumgetrieben?«

      Korbinian blieb ruhig. »Herumgetrieben habe ich mich überhaupt nicht, Vater. Ja, ich bin aufgehalten worden, aber ich musste einspringen, um Franzi behilflich zu sein.«

      Der alte Stettner-Bauer lachte giftig. »Aha, jetzt, da Uli nicht mehr ist, nimmt dich wohl die Franzi wieder.«

      »Wir sind gute Freunde geworden, Vater. Außerdem ist es bei uns in den Bergen nun mal so, dass einer dem anderen beisteht, wenn es in seiner Macht liegt. Das soll auch immer so bleiben. Nur so können wir hier existieren.«

      »Belehr mich nicht, Bub«, herrschte ihn der Vater an. »Das kann ich gar nicht leiden. Hättest du bloß was von Uli mitbekommen, dann käm’ ich mit dir eher zurecht. Aber Uli ist für mich verloren, er wird mir fehlen.«

      »Er war immer dein Lieblingssohn, Vater. Gott sei es geklagt, dass du die Zügel bei ihm so locker gelassen hast. Ohne das wäre er vielleicht auch ein rechtschaffener Mann geworden.«

      Der alte Stettner beugte sich in seinem Lehnstuhl vor. »Sag mir nichts gegen Uli«, erklärte er ärgerlich.

      »Nein, Vater, das hab’ ich nicht vor, da kannst du beruhigt sein; er war mein Bruder. Aber er hat mir auch das Madl weggenommen, das ich über alles liebte und das hier eine tüchtige Bäuerin geworden wär’. Heute muss ich dir etwas anderes sagen: Der Uli hat ein Kind hinterlassen.«

      Nun sah es aus, als würde Xaver Stettner aus seinem Lehnstuhl kippen. »Was?«, schrie er heraus. »So red doch schon!«

      Korbinian erzählte, was er von Franzi wusste und dass sie sich des kleinen Stepherl angenommen hatte.

      Dem alten Stettner-Bauern fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Und das soll wahr sein? Ich hab’ einen Enkel? Ja, dann muss der aber schleunigst auf unseren Hof gebracht werden. Hier gehört er schließlich hin.«

      »Nein, Vater.« Korbinians Stimme klang entschieden. »Franzi hat den Buben sehr gern, er soll bei ihr bleiben. Uli hat sich nie zu seinem Sohn bekannt, die Mutter hat ihn vernachlässigt, soll er hier wieder nur fünftes Rad am Wagen sein? Du kannst dich nicht um ihn kümmern, Barbara auch nicht, und ich bin der Meinung, dass er einfach bei Franzi besser aufgehoben ist. Ich werde es nicht zulassen, dass du ihr den Buben nimmst. Von mir hat sie das Wort bekommen, dass er bei ihr bleiben kann. Er heißt Stephan und wird Stepherl gerufen. Ich habe ihn vorhin zu den Feistauers hinaufgetragen, deshalb hab’ ich mich so verspätet.«

      »Du bestimmst, ja, du nutzt es weidlich aus, dass ich nicht mehr so kann, wie ich möchte, aber ich sag’ dir, da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Geh jetzt an deine Arbeit, ich muss nachdenken.« Xaver Stettner war zornig. Das war er immer, wenn etwas nicht nach seinem Willen ging.

      Korbinian verließ die Wohnstube, er hatte noch in den Ställen zu tun. Aber was er dort auch arbeitete, ihm ging Franzi nicht aus dem Sinn. Er liebte sie nach wie vor.

      *

      Stepherl gewöhnte sich bei Franzi und ihrem Vater so gut ein, wie sie es sich erhofft hatte. Er und der Großvater waren ein Herz und eine Seele. Sie tat ihre Arbeit jetzt wieder mit frohem Gemüt, und was sie für Stepherl tun musste, wurde ihr nie zu viel. In kurzer Zeit hatte sie für alles gesorgt, was er brauchte. Besonders für neue Kleidung. Inzwischen war es ja Herbst geworden, und der Winter stand vor der Tür. Da hieß es für jeden, sich warm anzuziehen. Stepherl staunte immer wieder, wenn er etwas Neues bekam. Bei seiner Mutter hatte er das nicht bekommen.

      Korbinian, der jetzt weniger Arbeit auf den Feldern hatte, kam immer wieder zu Besuch auf den kleinen Bergbauernhof. Es zog ihn zu dem Jungen und auch zu Franzi. Manchmal wurde er seiner Gefühle für sie kaum noch Herr. Und Franzi? Sie freute sich über jeden Besuch von Korbinian. Immer deutlicher spürte sie, dass ihre Liebe zu ihm nicht gestorben war. Jetzt verstand sie nicht mehr, dass sie auf Ulis schöne Worte, auf all sein verliebtes Getue hereingefallen war. Die kurze Zeit mit ihm geriet immer mehr in Vergessenheit. Manchmal, wenn sie Korbinian gegenübersaß, stieg ein Schamgefühl in ihr auf. Hatte sie ihm wirklich so wehtun müssen, sie, die sonst gar nicht so wankelmütig war? Solche Gedanken belasteten sie. Manchmal meinte sie, Korbinian für das um Verzeihung bitten zu müssen, was sie ihm angetan hatte, aber dann fehlte ihr doch der Mut dazu.

      Stepherls Papiere, die seine Mutter sofort geschickt hatte, lagen längst mit Franzis Antrag auf die Pflegschaft beim Jugendamt. An eine Adoption, die ihr lieber gewesen wäre, konnte sie nicht denken. Dafür erfüllte sie als alleinstehende Person nicht die Bestimmungen. Inzwischen war auch eine Sozialarbeiterin oben gewesen, um sich davon zu überzeugen, wie Stepherl untergebracht war. Sie war zufrieden gegangen. Auch die Zusage der Mutter lag schon vor, dass ihr Junge bei Franzi bleiben konnte. Alles schien also geregelt zu sein, sodass Franzi täglich darauf wartete, eine Bestätigung vom Jugendamt zu bekommen, dass man ihr die Pflegschaft übertrug.

      *

      An einem besonders stürmischen Herbsttag verließ Josef Feistauer noch einmal das Haus, um auf dem Hof Ordnung zu machen. Der Sturm drohte alles, was nicht niet- und nagelfest war, davonzuwehen.

      Als er in die Stube zurückkam, sagte er: »Ich versteh’ Korbinian nicht. Bei diesem Sauwetter schleppt er mit seinen Pferden die gefällten Baumstämme ins Tal. Das ist doch viel zu gefährlich. Sie sind jetzt genau an unserer Grenze, man hört sie rufen, und die Pferde wiehern.«

      »Da wird der alte Stettner den Korbinian wieder angetrieben haben«, meinte Franzi. »Je

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