Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt страница 55

Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

Скачать книгу

einmal meines Lebens froh werden. Aber so einen Wohnsitz gibt es nicht, oder besser gesagt: wenn es ihn gibt, ist er nicht verkäuflich. Ich habe mir Mühe genug gegeben, so ein kleines Paradies aufzutreiben. Schließlich bin ich des Suchens müde geworden und habe mich in diesen Steinkasten verkrochen. Das ersehnte kleine Besitztum kann ich mir zum Trost auf Löschpapier malen.«

      »Und wenn ich nun wüßte, wo Sie es finden können?« sagte der Baron lächelnd.

      Hungold sah ihn mißtrauisch an.

      »Passen Sie mal auf, ich werde Ihnen Ihr ersehntes Paradies schildern: Mitten im Walde, dicht an einem See, liegt ein verschwiegenes kleines Haus, das sechs Zimmer, Küche und Keller birgt. Es gibt dort auch einen Stall, in dem man die üblichen Haustiere halten kann, und einen Garten mit den schönsten Obstbäumen und Sträuchern. Dazu zwei Morgen Ackerland, auf dem stadtmüde Herren nach Herzenslust buddeln können. Dann ein mehrere tausend Morgen großes Jagdgelände, das besagten Herren das Jagen gestattet. Und außerdem birgt der Waldsee viele Fische. Und wenn im Winter das Häuschen wie in Watte gepackt daliegt, der dicke Hauskater am warmen Ofen liegt und vor Wohlbehagen schnurrt, die Äpfel in der Ofenröhre brutzeln, der Grog auf dem Tisch dampft, dann sind immer die nötigen Skatbrüder zur Stelle und…«

      »Erbarmen, Baron, hören Sie auf!« unterbrach ihn der alte Herr und hielt sich verzweifelt die Ohren zu.

      »Wetten, daß ich mir dieses kleine Paradies aus dem Ärmel schütteln kann?« lachte Hellersen herzlich. »Steigen Sie mit Gattin und Tochter in mein Auto, das gleich zur Stelle sein wird, und zehn Minuten später sehen Sie das Haus Ihrer Sehnsucht lieblich und verträumt vor sich liegen.«

      »Aber wenn Sie mich zum Narren halten, Baron, dann – dann – soll Sie…«

      »Der Kuckuck holen, ich weiß«, ergänzte Swen lachend.

      Es dauerte aber doch noch eine Weile, bis Papa Hungold sein Mißtrauen überwunden hatte und mit Frau und Tochter im Auto des Barons Platz nahm.

      Schon in dem wunderbaren Wagen durch den Wald zu fahren, war für Hungold ein lang­entbehrter Genuß. Als dann aber der Wagen vor dem beschriebenen Haus stand, da war der alte Herr so erschüttert, daß ihm die Tränen in die Augen traten.

      »Also bitte, Herr Hungold, ich habe den Ärmel geschüttelt.« Der Baron schlug absichtlich einen neckenden Ton an, damit Hungold Zeit hatte, sich zu fassen.

      »Zwar sieht das Häuschen nicht besonders verlockend aus, da es einer nötigen Auffrischung bedarf. Aber wenn es erst innerlich und äußerlich ein neues Gewand trägt, dann wird es ebenso schmuck aussehen wie sein Gegenstück.«

      Er zeigte nach dem andern Waldhause hinüber, das schneeweiß durch die Bäume schimmerte und kaum hundert Meter entfernt lag.

      »Wer wohnt denn dort?« erkundigte sich Papa Hungold, der sich langsam zu fassen begann.

      »Meine Verwandten, Frau Elisa von Hellersen nebst Kindern.«

      »Ei, verflixt!« entfuhr es dem alten Herrn. Sein Blick suchte rasch seine Tochter, auf deren Gesicht nun ein unsäglich bitterer Ausdruck lag.

      »Laß dich dadurch ja nicht beeinflussen, Papa! Ich habe im letzten halben Jahr so vieles gelernt; ich werde auch noch lernen können, Fräulein von Hellersen ruhig zu begegnen.«

      »Es gibt doch tatsächlich keine reine Freude«, knurrte Hungold. »Da tut sich vor einem das Tor des Paradieses auf, und schon muß man feststellen, daß es wieder einmal nicht ohne die übliche Schlange ist. In diesem Falle heißt sie Gerswint von Hellersen«, schloß er hart.

      »Papa, ich bitte dich!« rief die Tochter erschrocken, doch er winkte unwirsch ab.

      »Laß nur, Mädel. Du bist doch daran gewöhnt, daß ich kein Blatt vor den Mund nehme. Oder willst du etwa leugnen, daß an deiner verpfuschten Ehe in erster Linie Fräulein von Hellersen schuld ist?«

      »Aber Papa, doch nicht sie selber.«

      »Letzten Endes doch sie«, beharrte er aber und wandte sich an den Baron, der mit seltsam finsteren Blicken nach dem Hause hinübersah.

      »Ich weiß nicht, was dir einfällt, Papa«, sagte sie in einem Ton, der an die Ellen von einst erinnerte. »Ich habe doch gewiß keine Veranlassung, Fräulein von Hellersen aus dem Wege zu gehen. Außerdem gefällt es mir hier so gut, daß ich traurig wäre, wenn wir nicht hierherziehen würden.«

      Ja, wenn das Mädel es so auffaßte, dann sah die Sache erheblich anders aus. Und als ihm auch noch die Gattin verriet, daß sie gerne hier leben möchte, da hatte er nicht mehr die Kraft, auf dieses idyllische Plätzchen zu verzichten.

      »Außerordentlich gut gefällt es mir hier«, gestand er. »Schade, daß wir nicht das Haus besichtigen können, da es ja verschlossen ist. Wer ist eigentlich der Besitzer all der Herrlichkeit ringsum. Kennen Sie ihn, Baron?«

      »Ach ja, so ungefähr«, entgegnete Hellersen lachend. Da ging dem alten Herrn ein Licht auf.

      »Also Sie sind es? Das ist ja einfach großartig! Dann gehört das alles hier zu Waldwinkel?«

      »Ganz recht, Herr Hungold.«

      »Beneidenswerter Kerl.«

      Der Chauffeur, den sein Herr unauffällig nach dem Schlüssel des Waldhauses geschickt hatte, kam soeben zu­rück, und nun konnte man das Haus besichtigen. Immer begeisterter wurde Papa Hungold und drang stürmisch darauf, den Kauf abzu­schließen.

      »Dazu muß man Ruhe haben, Herr Hungold«, erklärte der Baron vergnügt. »Zuerst werden wir bei mir zu Abend essen, denn der Hunger wirft mich fast um. Später können wir alles in Ruhe besprechen.«

      Der Vorschlag fand vollen Anklang, und einige Minuten später hielt das Auto vor dem Schloß.

      Mit heimlichem Ver­gnügen sah der Baron, einen wie tiefen Eindruck sein Besitz auf den alten Herrn machte, der mit ordentlich andächtigen Augen umhersah.

      »Donnerwetter, ja«, sagte er dann verblüfft. »Ich habe in meinem Leben ja schon so mancherlei gesehen, aber dieses ist ganz einfach ein Märchenschloß. Und darin wohnen Sie beneidenswerter Sterblicher nun?«

      »Jawohl, Herr Hungold.«

      »Und wissen Sie auch, wie glücklich Sie sich schätzen müssen?«

      »Auch das. Aber nun wollen wir hier nicht lange Reden halten, sondern uns das Schloß von innen ansehen. Darf ich bitten?«

      Er schritt seinen Gästen voran die Freitreppe empor. Als sie die Halle betraten, war Hungold vor Andacht stumm, bis Harras auf ihn zusprang, ihn in Angst und Schrecken versetzte und hinterher Ilsetraut auftauchte und den guten Onkel Hungold mit Jubel begrüßte. Da fand der alte Herr sein Gleichgewicht wieder.

      »Ich sage es ja, es ist ein Märchenschloß. Selbst das schwarze Ungetüm, das die Schätze bewacht, fehlt nicht; auch nicht das goldhaarige Elflein, auch nicht der Märchenprinz«, zwinkerte er Hellersen vergnügt zu und hob das kleine Mädchen auf den Arm, das sich zärtlich an ihn schmiegte.

      »Großartig, Hummelchen, sofort hast du den Onkel wiedererkannt! Und wer ist das?«

      »Die Tante Hungold.«

      »Und das?«

Скачать книгу