Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt страница 57

Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

Скачать книгу

Zu sehr noch hatte er die zermürbende Langeweile in Erinnerung. Die war noch schwerer zu ertragen als hetzende Arbeit. Außerdem machte er so gute Fortschritte, daß der wirklich nicht leicht zufriedenzustellende Gort kürzlich zu Swen geäußert hatte, sein Eleve wäre so rasch vorangekommen, daß er schon zur Not einen landwirtschaftlichen Betrieb leiten könnte, leichter und besser jedenfalls als mancher Landwirt. Bolko hatte es gehört. Das war ein Ansporn gewesen, der ihm die Arbeit leichter werden ließ. Und schließlich – die anderen arbeiteten doch auch und machten gar kein Aufhebens davon. Ihnen war die Arbeit überhaupt eine Selbstverständlichkeit. Swen war der Tüchtigste von allen, arbeitete unverdrossen tagaus, tagein und fühlte sich noch wohl dabei. Wie würde er wohl vor ihm dastehen, wenn er mutlos die Arbeit hinwerfen wollte? Nein, dann lieber weitergeschuftet; die Lehrjahre würden ja auch einmal ein Ende nehmen, dann kamen auch leichtere Tage für ihn.

      Er ritt zum Gutshof hin, wo er absaß und nach dem Schloß und in sein Zimmer eilte. Er mußte sich mit dem Umkleiden sehr beeilen, damit er zur Mittagstafel nicht zu spät kam; er war knapp fertig, als auch schon der Gong das Schloß durchhallte.

      Im Speisesaal war es angenehm kühl, und die vortreffliche Frau Widding ließ nur solche Speisen auftragen, die an heißen Tagen angebracht waren. Und nicht nur Edna allein sog nach Tisch mit großem Behagen durch den Halm an ihrem Eiskaffee, sondern auch die Herren ließen ihn sich gut schmecken, weil er sie erfrischte.

      Nach dem Essen bat Edna den Baron um ein Gespräch.

      »Schau, ich finde es so schön auf dem Lande, daß ich nicht mehr in der Stadt leben möchte. Wenn es durchaus nicht anders geht, dann müßte ich es ja. Aber glücklich und zufrieden könnte ich mich dort nimmermehr fühlen.«

      »Wer mir das vor einem halben Jahr gesagt hätte, dem hätte ich glatt ins Gesicht gelacht«, erklärte Hellersen kopfschüttelnd. »Aber ich freue mich über dich, Mädel, unbeschreiblich.«

      »Na, siehst du, Swen«, lachte sie verlegen. »Und daher wirst du verständig sein, wenn ich dir nun erkläre, daß ich umsatteln und mich als Wirtschaftslehrling unter Frau Minnas und auch Frau Widdings Fittiche begeben möchte. Nicht, weil ich meiner bisherigen Arbeit überdrüssig bin, sondern weil es die einzige Möglichkeit ist, was lernen zu können. Kannst du mir diesen Wunsch nicht erfüllen, dann will ich ohne Murren eine Lehrstelle in der Stadt annehmen. Alles will ich tun, Swen, alles, nur nicht wieder in die Ungemütlichkeit des Waldhauses zurückkehren.«

      »Bravo!« lobte der Vormund erfreut. »Du gefällst mir von Tag zu Tag immer besser, Kleine. Aber weißt du auch, daß die Lehrzeit unter Frau Minna noch anstrengender sein wird als die unter Wieloff?«

      »So arg wird es nicht werden, Swen. Frau Minna ist gut und einsichtsvoll, und Frau Widding ist die Güte und Liebe selbst. Ich wünschte, die Mama wäre wie sie«, setzte sie mit schmerzlichem Seufzer hinzu. »Jedenfalls sind beide nicht so streng und unerbittlich wie der Herr Sekretär. Von ihnen werde ich wenigstens ein liebes, aufmunterndes Wort, vielleicht sogar ab und zu eine Anerkennung zu hören bekommen und als Mensch, nicht bloß als Arbeitsmaschine angesehen werden – wie bei diesem schwierigen Herrn. Weißt du, was er ist, Swen? Ein eingebildeter Affe.«

      »Damit dürfte dein Urteil über den Armen sich vollends erschöpft haben«, lachte Swen herzlich. »Und nun wollen wir feststellen, wie sich Frau Minna als Lehrmeisterin entpuppen wird.«

      »So bist du einverstanden, Swen?«

      »Aber sehr, Mädel. Zumal du von dem ganzen Schreibkram nun schon das Notwendigste gelernt hast. Dringe nun also in die Obliegenheiten einer Hausfrau ein, damit man dir später, wenn du selbst eine bist, keinen blauen Dunst vormachen kann. Ich werde mit Frau Widding sowie mit Frau Minna Rücksprache nehmen und glaube nicht fehlzudenken, wenn sie dich gern unter ihre Fittiche nehmen werden.«

      So kam es, daß aus dem Schreiberlehrling Edna ein Hauswirtschaftslehrling wurde, was ihr viel mehr zusagte, weil die beiden Frauen, denen sie unterstellt war, immer den rechten Ton für die eigenwillige Kleine fanden. Und der Vormund, der dem Lehrwechsel seines Mündels anfangs doch mit einigen Bedenken gegen­übergestanden hatte, atmete erleichtert auf.

      *

      »Sehen Sie, Friedchen, der Schatz hat wieder nicht geschrieben, dem müssen Sie doch nun wirklich den Laufpaß geben«, neckte der forsche Landbriefträger das Mädchen, das in der Küche des Waldhauses stand und das Frühstücksgeschirr aufwusch. »Nehmen Sie doch lieber mich.«

      »Nun hören Sie aber auf! Ein Kerl mit Frau und fünf Kindern!« tat Frieda entrüstet, und ihre Augen lachten. »Reden Sie nicht immer so’n dummes Zeug, rücken Sie lieber mit Ihrem Segen heraus!«

      »Wenn Sie so stürmisch werden, muß ich es ja wohl«, schmunzelte der Mann und reichte ihr einen Brief, den sie errötend in Empfang nahm und rasch in die Schürzentasche steckte.

      »Und hier ist noch ein Brief für Ihre Gnädige. Sogar ein Einschreibebrief. Sie muß hier unterschreiben.«

      Frieda griff schnell nach dem Brief und drehte ihn nach allen Seiten.

      Ihre Herrschaft bekam doch so selten Briefe – und nun gar noch so einen, wo man unterschreiben mußte?

      »Neugierig sind Sie ja nicht, Friedchen«, lachte der Briefträger hinter ihr her, als sie hinter der Tür verschwand, um das wichtige Schreiben abzuliefern.

      Frau Elisa schien der Brief nicht weniger in Erstaunen zu setzen; denn auch sie drehte ihn nach allen Seiten, ehe sie den Zustellungsschein unterschrieb. Und während Frieda zufrieden davontrollte, riß ihre Herrin hastig den Umschlag auf, überflog die wenigen Zeilen des Briefes.

      »Ja, was will der denn wieder von uns?« sagte sie, unangenehm berührt, zu Gerswint, die mit einer Handarbeit am Fenster saß und jetzt gespannt zur Mutter hinübersah. »Hier schreibt Justizrat Glang, daß wir uns am 23. September, also morgen, um elf Uhr im Schloß einfinden sollten. Wirst du daraus klug?«

      »Nein«, gestand Gerswint. »Vielleicht will man uns zusammentrommeln, um uns neue Maßregeln für unsere Lebensweise zu geben. Sicherlich leben wir noch zu üppig, und man will uns die Rente schmälern, weil doch Edna und Bolko jetzt ganz aus dem Hause sind und Elke sich eigentlich nur noch zum Schlafen hier einfindet, also auch gewisserma­ßen im Schloß verpflegt wird.«

      »Du magst recht haben«, nickte Frau Elisa nun schon ganz gottergeben. »Man ist ja schon daran gewöhnt, daß aus dem Schloß für uns nichts Gu­tes kommt.«

      »Wirst du der Aufforderung Folge leisten, Mama?« fragte Gerswint bang. Die Mutter nickte.

      »Ich werde ja wohl müssen. Übrigens gilt die Aufforderung auch für dich und Elke. Weißt du, was ich annehme? Daß morgen eine Gedenkfeier für Onkel Leopold stattfinden soll; morgen ist doch sein Todestag.«

      Ach ja, Frau Elisa hatte in dem einen Jahr viel gelernt, hauptsächlich das Geld schätzen. Sie konnte es einfach nicht mehr fassen, wie sie es früher fertigbekommen hatte, das Geld so unsinnig zu vergeuden, überhaupt so gedankenlos in den Tag hineinzuleben. Es war zwar eine harte Schule gewesen, durch die sie im letzten Jahr hatte hindurchgehen müssen; aber heilsam war sie doch gewesen.

      Jedenfalls betrat Frau Elisa am nächsten Tage das Arbeitszimmer des Verewigten, das jetzt das Arbeitszimmer des Barons war, viel zuversichtlicher und zufriedener, als sie es vor einem Jahr verlassen hatte.

      Alles war genauso wie damals, nur daß die Dienerschaft und Sanitätsrat Melch heute nicht anwesend waren. Man nahm sogar wieder dieselben Plätze ein, und auf dem Tisch stand wieder das mit Kerzen umstellte Bild

Скачать книгу