Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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sehr ernst und amtlich. Und doch war das, was er heute vorlas, so ganz, ganz anders als das im Vorjahre. Frau Elisa las dem Anwalt die Worte förmlich von den Lippen:

      Liebe Schwägerin Elisa, liebe Nichten und lieber Neffe!

      Wenn Euch im letzten Jahre vieles unerklärlich erschienen sein mag, so ist jetzt die Stunde gekommen, da Ihr Aufklärung erhalten sollt. Ohne daß Ihr es wißt, habt Ihr ein Probejahr hinter Euch, und ich hoffe und wünsche zuversichtlich, daß Ihr es gut bestanden habt und nun fähig genug seid, Euer Erbe, das auf meinen Wunsch heute erst vertrauensvoll in Eure Hände gelegt wird, in meinem Sinn verwalten zu können. Mein Neffe, Swen von Hellersen hat von mir den Auftrag erhalten, in dem Probejahr über Euer Leben zu wachen und Euch, von Euch selbst unbemerkt, auf einen Weg zu führen, der allein eines Menschen würdig ist: auf den Weg der Arbeit und der Pflicht! Ihr sollt lernen, wie schwer es ist, Geld zu verdienen. Dann erst werdet Ihr es zu schätzen wissen und es nicht gewissenlos vergeuden. Ihr sollt zu der Erkenntnis kommen, daß im Leben der Mensch gilt, nicht sein Name und Stand. Wer wirklich vornehm ist, dessen Vornehmheit wird immer von seinen Mitmenschen anerkannt werden, ohne daß es immer und überall hervorgehoben werden muß. Ich bestehe darauf, daß Swen von Hellersen Ednas und Elkes Vormund bleibt, weil ich weiß, daß die Mädchen in seinem Schutz gut geborgen sind.

      Swen von Hellersen ist es auch, der darüber entscheiden wird, ob Ihr Euer Probejahr bestanden habt. Im verneinenden Falle fällt meine ganze Hinterlassenschaft an ihn, Baron Swen von Hellersen. Und meine Schwägerin, Frau Elisa von Hellersen, und ihre vier Kinder sind dann mit dem Erbe, das sie bereits vor einem Jahre angetreten, restlos abgefunden. Denn es geht nicht an, daß leichtfertige Verschwender und dünkelhafte Nichtstuer Herrenrechte übernehmen, denen sie nicht gewachsen sind. Ich habe nicht mein Leben lang in rastloser, mühevoller Arbeit Werte geschaffen und aufgebaut, um sie in kurzer Zeit von gewissenlosen Händen niederreißen zu lassen. Sollte jedoch Swen von Hellersen Frau Elisa und ihre Kinder als würdig genug erachten, ihr Erbe anzutreten, und fähig, es in meinem Sinne zu verwalten, so vermache ich, Leopold von Hellersen, aus meiner Hinterlassenschaft wie folgt:

      1. Frau Elisa von Hellersen geborene von Ortleff einhunderttausend Mark, über die sie freie Verfügung hat. Außerdem geht das Waldhaus in ihren alleinigen Besitz über.

      2. Meinem Neffen Bolko von Hellersen das schuldenfreie Rittergut Hirschhufen mit dem darauf ruhenden Vermögen und den dazugehörigen Vorwerken.

      3. Meiner Nichte Edna von Hellersen das schuldenfreie Gut Lützen mit dem darauf ruhenden Vermögen und den dazugehörigen Vorwerken. Das Erbe wird bis zu ihrer Volljährigkeit von ihrem Vormund, Baron Swen von Hellersen, verwaltet.

      4. Meiner Nichte Elke von Hellersen das schuldenfreie Gut Wallen mit dem darauf ruhenden Vermögen und den dazugehörigen Vorwerken. Das Erbe wird bis zu ihrer Volljährigkeit von ihrem Vormund, Baron Swen von Hellersen, verwaltet. Aus dem Gut sollen jeden Monat zweihundert Mark Erziehungsgelder für die Erbin gezogen und an Frau Elisa von Hellersen gezahlt werden.

      Von meiner Nichte Gerswint von Hellersen erwarte ich, daß sie mir meinen dringenden Wunsch erfüllen und die Werbung, die auf meinen Wunsch von Baron Swen von Hellersen zu erfolgen hat, nicht ausschlagen wird. Sie soll seine Gattin werden, damit wieder ein schönes, gesundes und starkes Geschlecht auf dem Stammsitz der Hellersen erblühe. Sollte sich meine Nichte Gerswint jedoch nicht dazu entschließen können, mir meine Bitte zu erfüllen und die Gattin Baron von Hellersens zu werden, so will ich sie nicht dazu zwingen und bestimme für sie ein Erbteil von einhunderttausend Mark.

      Damit schließe ich und wünsche jedem von Euch ein glückliches Leben und ein segensreiches Schaffen.

      Leopold von Hellersen.

      Der Anwalt schwieg einen Augenblick, und sein Blick ging zu Wieloff hin, der teilnahmslos auf seinem Stuhl saß. Als der Justizrat ihn ansprach, fuhr er nervös zusammen.

      »Herr Wieloff, was ich jetzt verlese, betrifft Sie.«

      Er griff nach einem neuen Dokument, und wieder setzte die ernste, streng-amtliche Stimme ein:

      Ich, Leopold von Hellersen, vermache aus meiner Hinterlassenschaft meinem langjährigen und treuen Mitarbeiter ­Roger Wieloff ein Erbe von hunderttausend Mark, die er sich in meinen anstrengenden Diensten redlich verdient hat. Ich wünsche ihm, daß sein Leben noch einmal froh und glücklich werden möge.

      Leopold von Hellersen.

      Jetzt erst schwieg die strenge Stimme ganz, und tiefe Stille herrschte im Raume. Die Augen Frau Elisas und ihrer Kinder hingen voller Angst und Erwartung an dem unbeweglichen Antlitz des Barons; denn er hatte ja das letzte und entscheidende Wort zu sprechen.

      Er erhob sich von seinem Sitz, fuhr sich einige Male hastig über Stirn und Augen und wandte sich dann mit einer Verbeugung an Frau Elisa, die wie leblos in ihrem Stuhl lehnte.

      »Liebe Tante Elisa! Soeben hat noch einmal der Mann zu uns gesprochen, der nur unser aller Bestes im Auge gehabt hat. Mir hat er mit einem reichen Erbe zugleich eine schwere Verantwortung auf meine Schultern geladen, die ich im vergangenen Jahre mehr als einmal gar drückend und quä­lend gespürt habe.

      Wie oft habe ich mich voll banger Zweifel gefragt: Werden sie es schaffen, werden sie ihr Probejahr so bestehen, daß ich am Abschluß ihnen ruhigen Gewissens ihr Erbe in die Hände geben kann?

      Aber heute weiß ich, daß ich es kann, und sage Gott sei Dank!

      Denn du, Tante Elisa, hast dich bemüht, mit dem wenigen auszukommen, das dir Onkel Leopold aussetzte, obgleich du früher mit ganz anderen Summen zu rechnen gewohnt warst. Du hast auch tapfer das Leben im Waldhause ertragen, das dir nach dem Großstadtleben doppelt eintönig erscheinen mußte.

      Du hast auch arbeiten gelernt; denn dein Hausstand ist in tadelloser Ordnung, was man wohl kaum deiner unbeholfenen Hausgehilfin allein zuschreiben kann. Also hast du die Probe bestanden.

      Du Bolko, hast arbeiten gelernt, was dir nach dem verwöhnten Nichstuerleben sauer genug fiel. Du hast in dem einen halben Jahr mehr gelernt als mancher andere während seiner ganzen Lehrzeit.

      Du, Edna, hast Pflichten übernommen, die dir alle Ehre machen. Hast es sogar aus dir selbst heraus getan, was um so anerkennenswerter ist.

      Und Elke ist ein gewissenhaftes kleines Mäd­chen, das später bestimmt eine gute Gutsherrin und Hausfrau abgeben wird.

      Das ist, was ich euch zu sagen habe.«

      »So halten Sie die Erben für berechtigt, ihr Erbe anzutreten, Herr Baron?« fragte der Anwalt in amtlichem Ton, und Swen antwortete mit einem festen »Ja!«

      Dann eilte er auf Frau Elisa zu, die noch immer erschreckend blaß war, und beugte sich über ihre Hände, die sie ihm entgegenstreckte.

      »Swen, wenn du dich auch nur ein klein wenig mit uns freust, dann vergib und vergiß«, bat sie mit zuckenden Lippen, und in seinen Augen leuchtete es auf.

      »Aber gern, Tante Elisa, von Herzen gern«, entgegnete er und drückte gleich darauf Edna an sich, die ihm ganz einfach um den Hals fiel.

      »Swen, mein Gott, Swen! Ich verliere noch den Verstand vor Glückseligkeit!« jubelte sie. »Ich bin die Herrin von Lützen?«

      »Wovon wir dankend Kenntnis genommen haben«, meinte Bolko trocken in ihren Jubel hinein, schob sie zur Seite und streckte dem Vetter beide Hände entgegen, die so merkwürdig bebten.

      »Wie mir zumute ist, kann ich nicht beschreiben,

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