Dzieci północy. Салман Рушди
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Drinnen roch es ein wenig muffig und Regale, vollgestopft mit Büchern, reichten bis unter die Decke. Dadurch wirkte der Raum noch ein wenig kleiner, als er ohnehin schon war. Eryn war der einzige Kunde und sofort kam ein kahlköpfiger, schmächtiger Mann auf ihn zu.
„Kann ich Ihnen helfen?“
„Nun, ich suche Bücher über Magie und fantastische Geschichten. Haben Sie etwas in diese Richtung?“
„Nicht allzu viel.“ Der Mann deutete auf einen Regalabschnitt und meinte:
„Hier steht alles, was ich zurzeit habe. Suchen Sie etwas Bestimmtes?“
„Nein, eigentlich nicht, ich möchte mich nur etwas umsehen“, meinte Eryn und der Verkäufer zog sich wieder an das kleine Schreibpult im hinteren Teil des Geschäftes zurück, während Eryn sich daran machte, die Buchrücken zu studieren.
‚Der Kreis der Magie‘, also das sollte ich inzwischen wirklich beherrschen. ‚Geschichten über Nurin‘ – auch nicht gerade die Lektüre, die ich suche. Der nächste Einband war nicht beschriftet und so zog Eryn das Buch heraus, um zu sehen, worum es sich dabei handelte.
‚Zucht und Ausbildung edler Pferde‘, das hat definitiv nichts mit Magie zu tun und steht hier offensichtlich falsch. Das Buch wanderte wieder zurück an seinen Platz. Eryn arbeitete sich von einem Titel zum nächsten, doch noch hatte er nichts von Interesse gefunden. Dann fiel sein Blick auf den Text eines Einbandes, der ihn neugierig machte.
‚Die Zerstörung des Nimrods und was wirklich passierte‘, von Mikuss Mahak. Aha, mal sehen, was dieser Mikuss zu berichten weiß.
Schon auf der ersten Seite prahlte der Autor damit, Informationen aus erster Hand zu haben, und Eryn musste schmunzeln. Doch als er die Einleitung las, kam es noch besser:
‚Damit ein derart großes Wunder geschehen konnte, mussten drei unglaublich seltene Wesen aufeinandertreffen. Eine gelbe Riesenkröte, ein rosa Einhorn und die silberne Eule der Erleuchtung.‘ Aha? Also meines Wissens waren an dieser Aktion nur Menschen und Drachen beteiligt. Oder sind diese Bezeichnungen als Decknamen zu verstehen? Dann bin ich sicherlich die silberne Eule und die anderen können sich die Riesenkröte und das Einhorn teilen. Wenn man die Aktion im Ganzen betrachtet, waren da ohnehin mehr als drei Wesen beteiligt. Lieber Mikuss, lass dir gesagt sein, dein Werk ist kompletter Schund.
„Ein sehr gutes Buch, und man erfährt wirklich viel darüber, wie die Welt vor ein paar Jahren geheilt wurde“, meinte der Verkäufer voller Überzeugung. Der war nun doch wieder aus seiner Ecke hervorgekommen und hatte sich ganz unauffällig neben Eryn gestellt.
„Nun, ich weiß nicht so recht. Riesenkröten und Einhörner, das klingt mir doch reichlich weit hergeholt.“ Eryn klappte das Buch zu und schob es wieder zurück in das Regal. Der schmächtige Verkäufer fürchtete schon seinen einzigen Kunden zu verlieren und redete seine Ware gut:
„Es ist nicht so verwirrend, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Mikuss beruft sich gleich auf mehrere verlässliche Quellen und erklärt schlüssig bis ins kleinste Detail, wie sich alles zugetragen hat.“
Mit Sicherheit hatte unser Mikuss-Lügenfluss verlässliche Quellen. Wenn Ravenor oder ich geredet hätten, dann hätte uns Meister Raiden auf der Stelle den Kopf abgerissen. Die hohen Magier reden sowieso nicht mit Unmagischen und der Forscherdrache hätte Mikuss allenfalls in seinen Zoo gesperrt.
Dieses verheerende Urteil behielt Eryn für sich und meinte höflich:
„Trotzdem ist es nicht das, was ich suche.“
„Dann lassen Sie mich Ihnen helfen. Wonach suchen Sie denn?“
Inzwischen war Eryn zu der Ansicht gelangt, dass ihm der Verkäufer vielleicht doch helfen könnte.
„Es ist so, ich suche ein Geburtstagsgeschenk für meine Tochter“, begann Eryn eine Geschichte zu erfinden. Eine Tochter ist besser als ein Sohn. Weiß doch jeder, dass Jungs freiwillig keine Bücher lesen. Das kommt erst ab einem gewissen Alter. Vorher muss man sie regelrecht dazu zwingen. Außerdem soll der Buchhändler auch nicht denken, es wäre für mich. „Sie hat eine stärkere Begabung in einem der Kreise und ist ganz verrückt nach allem, was mit Magie zu tun hat. Ich meine, richtige Magie. Aber Artefakte sind immer so teuer, und da dachte ich, sie freut sich sicherlich auch über ein Buch zu diesem Thema.“
„Dann lassen Sie sie ausbilden?“
Eryn wehrte ab. „Nein, dafür reicht die Begabung leider nicht aus, aber ich will ihr auch nicht die Illusionen nehmen. Sie ist so begeistert.“
Der Händler nickte verständnisvoll und murmelte: „Wahre Magie. Mal sehen.“ Dann bückte er sich zum Regal hin und durchsuchte sein Sortiment. Schnell hatte er vier Werke herausgesucht, die er Eryn dann stolz präsentierte.
„Hier, sehen Sie. Wie wäre es mit: ‚Lichtzauber als Kunstwerke‘ oder ‚Verschollene magische Schätze‘, dann habe ich noch ‚Gefährliche magische Monster‘, und als Letztes ‚Der Kreis der Magie‘.“
Eryn fand die dargebotene Auswahl nicht gerade überwältigend, doch er wollte dem Laden auch nicht erfolglos den Rücken kehren, darum entschied er sich für die Schätze und die Monster. Der Händler strahlte über das ganze Gesicht und verkündete:
„Das macht zusammen 250 Goldstücke. Soll ich Ihnen die Bücher gleich als Geschenk einpacken?“
Was! „Das ist aber sehr teuer. Da sind ja Artefakte noch günstiger.“
Nun erklärte der Händler Eryn lang und breit, wie immens schwierig es war, an diese besondere Fachliteratur heranzukommen. Fachliteratur, zu der normalerweise nur Magier Zugang hatten. Am Ende erwarb Eryn das Buch über die Schätze für 80 Goldstücke und verließ verärgert das Geschäft.
Ich hätte ihn manipulieren sollen. Aber Eryn wusste auch, dass sich gerade die misstrauischen Händler gegen solche Versuche zu schützen wussten und außerdem galt dergleichen als Diebstahl im weiteren Sinne. Eryn wollte kein Aufsehen erregen und schließlich tröstete er sich damit:
Der Bücherwurm verkauft sicherlich nicht viel und somit war das auch gleich eine gute Tat. Die Götter sehen das mit Wohlwollen. Außerdem sollte ich nicht so kleinlich sein, als Magier kann ich Gold aus der Erde ziehen und selbst Münzen prägen. Tatsächlich hatte Eryn das selbst noch nie ausprobiert, sondern lediglich Prinz Raiden davon reden hören.
Aber wie sich herausstellte, war diese Art der Bereicherung gar nicht so schwer – wenn man die Schwierigkeit der Zauber betrachtete. Die weitaus größere Arbeit bestand darin, erst einmal ein Goldvorkommen in den Bergen zu entdecken und dann etwas von dem Metall an die Oberfläche zu ziehen. Je tiefer das Gold im Gestein verborgen lag, umso anstrengender wurde das Schürfen und Eryn konnte trotz Aufbietung all seiner Kräfte nur faustgroße Klumpen emporziehen. Allerdings waren zehn solcher Klumpen schon ein Vermögen wert und Eryn kehrte mit seinem Schatz auf die Insel zurück, wo er mit der Münzprägung begann.
Nach getaner Arbeit ruhte sein Blick auf der prall gefüllten Holzkiste. Die Münzen hatten unterschiedliche Prägungen, die er mithilfe eines abgewandelten Kopierzaubers und seines restlichen Münzvorrats bewerkstelligt hatte. Warum habe ich mich früher mit einem kläglichen Gehalt zufriedengegeben, wenn ich hierzu imstande bin?
Die Antwort war einfach. Weil er meine Arbeitskraft so oder so ausgebeutet hätte und das Gehalt war nur dazu da, mich nicht schlechter zu