Dzieci północy. Салман Рушди

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Dzieci północy - Салман Рушди страница 9

Dzieci północy - Салман Рушди Mistrzowie literatury

Скачать книгу

Sieger!“

      Doch die zwei größeren Jungs schenkten ihm keine Beachtung, sondern beschimpften sich gegenseitig, während sie sich wieder aufrappelten. Danian jedoch gab nicht nach und schrie nun aus vollem Halse:

      „Ich bin der Sieger und jetzt darf ich sagen, was gespielt wird! Wer zuerst unten bei der Tür ist, hat gewonnen!“ Dann rannte er auch schon los und die anderen setzten ihm nach.

      Eryn wollte ihnen folgen, da passierte es. Die Haut zerriss und er stand plötzlich leibhaftig im Flur. Scheiße! Dabei waren die Kinder noch sein geringstes Problem, denn die rannten gerade um die Ecke herum, ohne dass sie einen Blick zurückwarfen.

      Aber nach seinem ersten Fehler, machte Eryn gleich einen zweiten. Instinktiv riss er nämlich seine Schilde hoch. Ich Idiot, wenn der Alarm vorhin noch nicht ausgelöst worden ist, dann ist er jetzt mit Sicherheit losgegangen. Irgendwie erwartete er, gleich Prinz Raidens Stimme zu vernehmen. Doch bis der Herr von Naganor persönlich hier herüberkam, würde es ein paar Minuten dauern, und darum beschloss Eryn, erst einmal zu scannen, bevor er sich anschließend durch ein Tor in Sicherheit bringen würde. Der Sicherheitszauber offenbarte sich seinem magischen Auge. In stetig ungestörtem Fluss strömte er dahin und das war verwunderlich.

      Nanu, der Alarm scheint gar nicht ausgelöst worden zu sein. Dann entdeckte er den kleinen Teil des Musters, welches seine Aura in den Sicherheitszauber mit einbezog und musste erleichtert lachen.

      Bei den Göttern, er hat den Schutzzauber gar nicht modifiziert und somit habe ich zumindest hier immer noch uneingeschränkten Zugang, ohne dass der Alarm gleich losgeht. Heute sind Seiner Hoheit Vergesslichkeit und seine überaus große Schlampigkeit einmal meine Verbündeten.

      „Wer als Erster oben ist!“, hörte man die Kinder von unten schreien und damit war es für Eryn höchste Zeit sich zurückzuziehen. Das tat er zunächst ganz unmagisch und verschwand durch die nächste Tür hinein in eine kleine Abstellkammer. Die war mit allerlei Putzsachen vollgeräumt und ein muffiger Geruch nach feuchten Lappen schlug ihm entgegen. Als er die Tür hinter sich zuzog, ließ nur noch ein dünner Spalt unter der Tür einen schmalen Streifen Tageslicht herein. Eryn blieb stehen, nur um nicht versehentlich über etwas zu stolpern.

      Der Ort ist ideal. Im Gang draußen könnte doch mal jemand ein magisches Auge öffnen und nach verdächtigen Spuren suchen. Aber hier drinnen sucht sicherlich keiner nach den Überresten eines Tores, zumindest nicht Prinz Raiden. Was würde der auch mit Putzutensilien anfangen wollen, hähä. Dieser Platz gehört mit Sicherheit zu den Orten, die er üblicherweise meidet.

      Dann kehrte Eryn auf seine Insel zurück.

      Dass meine magische Aura noch mit dem Sicherheitszauber verwoben ist, macht alles erheblich einfacher. Denn nun weiß ich ziemlich genau, welche Zauber ich weben kann, ohne dass es von irgendjemandem bemerkt wird.

      Fortan machte er täglich einen Abstecher nach Naganor, um Gannok heimlich zu beobachten. Doch von der Idee, den Jungen zu sich auf die Insel zu holen, nahm er Abstand.

      Hier wäre er ganz alleine. Nun nicht gänzlich alleine, denn ich wäre ja bei ihm. Aber er hätte keine anderen Kinder zum Spielen. Später, wenn er älter ist, kann ich ihn immer noch herholen. Dann wird er das auch besser verstehen. Es ist nicht so, dass ich ihn im Stich lasse – ich raube ihm nur nicht seine glückliche Kindheit.

      Gerade in diesem Moment wurde ihm sein ganzes Elend bewusst. Die nächsten Jahre über war er dazu verdammt, sein Leben in Heimlichkeit und Einsamkeit zu verbringen.

      Solange ich Ador nicht die Stirn bieten kann, muss ich mich verstecken.

      Die Vorstellung war frustrierend, denn nicht einmal Prinz Raiden konnte Ador das Wasser reichen. Aber dann schüttelte Eryn das Gefühl des Selbstmitleids ab und riss sich zusammen.

      Ich bin ein Magier und ich werde meine Zeit damit verbringen, ein noch besserer Magier zu werden. Ach was sage ich, ein verdammt guter Magier will ich werden. Es gibt so vieles, was ich erforschen kann. Zunächst werde ich weiter die Wege studieren. Das kann schließlich nicht jeder, denn die Ader Gold ist selten.

      Eryn werkelte in seinem Garten, was im Konkreten bedeutete, dass er das Wachstum der Pflanzen beschleunigte. Neben zahlreichen Kräutern und Gemüsesorten, hatte Eryn den Ehrgeiz, eine Obstplantage anzulegen. Er hatte sich bereits ein paar ausgewachsene Bäume durch die Wege herbeigeholt, doch einige Setzlinge hatte er auch direkt aus der reifen Frucht gezogen. Diese bedachte er nun täglich mit einer guten Portion Magie und die Bäume entwickelten sich rasant.

      Sie sehen gut aus, urteilte er zufrieden und lächelte dann, als er an jenen kläglichen Versuch während seiner Prüfung zur vierten Stufe zurückdenken musste.

      Bisher ist noch keiner meiner Schützlinge eingegangen. Langsam habe ich den Dreh raus. Vielleicht ist an mir doch ein Grüner verloren gegangen. Doch auch Gahaeris steht auf der Liste der Türme, denen ich mich nicht mehr freiwillig nähern werde.

      Ein neues Blatt begann sich gelb zu färben und sofort drosselte Eryn die Magie. Das ist genug für heute. Zeit wieder nach oben zu gehen und mich den Studien zu widmen. Er schwebte die Felswand empor und suchte seinen bevorzugten Arbeitsplatz auf. Dort machte er es sich in einem Sessel gemütlich und nahm die Aufzeichnungen vom Vortag zur Hand. Er hatte inzwischen eine beachtliche Zahl an Feldversuchen durchgeführt, doch nun steckte er an einer Stelle fest und kam absolut nicht weiter.

      Zu gerne würde ich hierzu in der Literatur nachlesen. Spontan fielen ihm ein paar Standardwerke ein, die Aufschluss geben könnten. Solche Werke befanden sich aber nur in den großen Bibliotheken der Magier – gut geschützt und nur für einen ziemlich eingeschränkten Personenkreis zugänglich.

      Ich sollte meine eigene Bibliothek aufbauen, dachte Eryn aus einer Laune heraus. Dabei hatte er noch keinen Plan, wie er diesen hehren Wunsch in die Tat umsetzen sollte.

      Vielleicht besorge ich mir Bücher aus Naganor. Doch dort kannten ihn zu viele Leute. Außerdem war es eine Sache, sich im Nebengebäude bei den Kindern aufzuhalten und eine ganz andere, den Hauptturm aufzusuchen, um dort in Meister Raidens ureigenem Arbeitszimmer herumzuschnüffeln.

      Das findet er mit Sicherheit raus und die Bibliothek in der Garnison kommt auch nicht infrage. Da wird sogar Buch darüber geführt, wer rein und raus geht und wer was mitnimmt. Die anderen Türme sind sicherlich auch extrem gut abgesichert. Und wenn ich Vedi aufsuche?

      Aber Vedis Palast befand sich in der Nähe von Elverin und Vedi hatte auch Kontakt zu Meister Ador.

      Er muss mich noch nicht einmal mit Absicht verraten. Es genügt schon, wenn er sich verplappert oder, nicht auszudenken, wenn Ador ihn zwingt, Informationen über mich preiszugeben.

      Verdammt, es muss doch auch noch irgendwo anders Bücher geben.

      Diese Orte gab es tatsächlich und sie wurden Buchläden genannt. Dort verkauften zumeist unmagische Händler Bücher über alles Mögliche und es gab sie in jeder größeren Stadt.

      Ja, auch die Unmagischen lesen, allerdings seltener Bücher über höhere Magie.

      Trotzdem hoffte Eryn so zumindest ein paar Standardwerke der Magie erwerben zu können und das auf ganz legale Art und Weise.

      Kurz darauf stand er auf dem Marktplatz einer großen Stadt im Süden des Kontinents. An seinem Gürtel hing ein Beutel mit all seinem Merett-Geld – ungefähr 100 Goldstücke. Wie ein gewöhnlicher Passant schlenderte er über den Markt und blieb dann vor einem der Stände stehen, wo es

Скачать книгу