Die großen Western Staffel 5. Diverse Autoren

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Die großen Western Staffel 5 - Diverse Autoren Die großen Western

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nennen würde, si?«

      »Si, Señor«, murmelte er betreten. »Und wie ist nun Ihre Entscheidung?«

      »Ich werde Mendoza den Gefallen tun«, erwiderte John Gallagher nach kurzem Überlegen und faltete den Brief wieder zusammen. »Also satteln Sie ab. Gönnen Sie den Pferden eine Erholung. In zwei Stunden, wenn es etwas kühler geworden ist, brechen wir auf.«

      *

      Die Dunkelheit war längst hereingebrochen, als John Gallagher endlich im silbrigen Mondlicht die Hazienda vor sich sah. Er und der stumme Majadero waren seit dem späten Nachmittag unterwegs und hatten etwa fünfzehn Meilen hinter sich gebracht. Jetzt kamen sie aus den felsigen Ausläufern der Sierra und ritten den Hang hinab, an dessen Fuß sich meilenweit gewelltes Gelände erstreckte, das nur hier und da von einigen Arroyos durchschnitten wurde und am Horizont von einer neuen Bergkette begrenzt war.

      Die Hazienda lag an einer Hügelflanke und war von Cottonwoods und dunklen Chestnut-Bäumen umgeben. Die getünchten Adobewände schimmerten hell im Mondschein. Es gab eine Reihe von Corrals und Koppeln, die sich bis zu einem dunklen Einschnitt erstreckten. Es handelte sich dabei offensichtlich um eine Torrente, um einen Sturzbach also, der im Sommer zu einem kläglichen Rinnsal austrocknete, sich aber im Lauf der Jahrhunderte ein tiefes Bett gefressen hatte. Dieser Arroyo wurde von einer steinernen Brücke überspannt. Das diesseitige Ufer lag beträchtlich tiefer, so daß die Brücke eine ungewöhnliche Steigung aufwies. Sie verband die Hazienda mit der kleinen Ortschaft San Ysidro, die aus einigen Dutzend ärmlichen Adobehütten und einer Missionskirche bestand.

      Die Begrenzung der Koppeln und Corrals bestand zumeist aus niedrigen Lehmwällen, die mit Agaven, Kakteen und Dornengestrüpp bewachsen waren. Vieh war allerdings nirgendwo zu bemerken. Auch die Hazienda wirkte wie ausgestorben, bis die beiden Reiter plötzlich aus dem Schatten der großen Hofmauer von einer scharfen Stimme angerufen wurde.

      Majadero brachte die Pferde sofort zum Stehen, und John Gallagher folgte diesem Beispiel. Auf ein paar gutturale Laute des Stummen löste sich eine Gestalt aus der Dunkelheit und kam mit schußbereitem Gewehr näher.

      »Sind Sie der Gringo mit den Pferden, den Don Ramon erwartet?«

      »Yeah!« erwiderte John Gallagher und schluckte seinen Ärger hinunter.

      »Adelante!« sagte der Mexikaner lakonisch und deutete mit seinem Gewehrlauf auf das geöffnete Tor, das vollkommen schief in den Angeln hing und anscheinend gar nicht mehr bewegt werden konnte.

      Gallagher beugte den Kopf nach vorn und ritt wieder an. Ein paarmal klirrten die Hufe seines Pferdes auf Stein und tönten dann wieder dumpf. Offenbar gab es hier eine Art Pflaster, das jedoch zum größten Teil von einer dicken Schmutzschicht bedeckt war. Der Putz der Mauer war an vielen Stellen abgebröckelt. Die schartige Krone war ein Zeichen fortschreitenden Verfalls, ebenso die gesplitterten Bohlen des Tores.

      Als sie auf den weitläufigen Hof gelangten, bemerkte John Gallagher dann seinen Irrtum. Was er aus größter Entfernung für ein pompöses, zweistöckiges Herrenhaus gehalten hatte, war in Wirklichkeit nur noch eine Ruine ohne Dach und mit rauchgeschwärzten Fensterhöhlen, von der nur noch die Außenmauern standen. Seit dem Brand mußten schon Jahre vergangen sein, denn durch das ehemalige Portal sah man im Innenraum von hohem Unkraut überwucherte Trümmer. Der Mondschein reichte aus, um draußen an den getünchten und ebenfalls bröckelnden Mauern noch jetzt die charakteristischen Spuren von Kugeleinschlägen zu erkennen. Demnach war unschwer zu erraten, daß die Hazienda während des mexikanischen Bürgerkrieges zerstört worden war. Zwei große Chestnut-Bäume, die früher einmal das prächtige Gebäude überschattet hatten, waren ebenfalls von dem Brand in Mitleidenschaft gezogen worden. Sie waren nur zum

      Hof hin belaubt, während sich auf der anderen Seite nur noch kahle geschwärzte Äste zum Nachthimmel reckten.

      Steifbeinig glitt John Gallagher zu Boden und schlang den Zügel seines Pferdes durch einen Ring in der Wand. Im selben Moment wurde schon die Tür geöffent, und es erschien ein vierschrötiger Mexikaner mit einem martialischen Schnurrbart, der ihm zu beiden Seiten weit über die Mundwinkel herabhing.

      »Ich will zu Mendoza«, sagte John Gallagher und griff an seinen Hutrand.

      Noch einmal maß ihn der Mann mit einem taxierenden Blick, dann trat er zur Seite und gab die Tür frei. John Gallagher begab sich in die Hütte und nahm seinen Hut ab, wenngleich er sich bemühte, eine gleichgültige Miene zur Schau zu tragen, konnte er nicht verhindern, daß sich die Überraschung in seinen Augen widerspiegelte.

      Er stand auf einem kostbaren Teppich, der über den gestampften Lehmboden gebreitet war. Eine Art Ampel aus getriebenem Silber hing von der primitiven Balkendecke und verbreitete gelblichen Lichtschein. Wertvolle Möbel aus poliertem Nußbaumholz standen an den Wänden, und in der Ecke gruppierten sich ein par vergoldete Sessel, die mit kunstvollen Gobelinstoffen bezogen waren, um einen Marmortisch mit ebenfalls vergoldeten Beinen. Zwei Gemälde an den sonst kahlen Adobewänden wirkten in dieser armseligen Hütte ebenso fehl am Platze wie die ganze Einrichtung, die man allenfalls in einem Schloß erwartet hätte. Gallagher vermutete sofort, daß dieses Mobiliar aus dem Herrschaftshaus der Hazienda stammte und vor den Flammen gerettet worden war.

      Der untersetzte Mexikaner tauchte wieder neben ihm auf und deutete wortlos auf die geöffnete Tür zu einem Nebenraum, von wo gerade jetzt ein leises, kicherndes Lachen erklang. Sekunden später zeigte sich die Gestalt einer schwarzhaarigen Schönen, die an ihrem Mieder nestelte und dann den Kopf zurückwarf, als sie an Gallagher vorüberging.

      »Treten Sie doch näher, Señor Gallagher«, ließ sich eine sonore Stimme in hartem mexikansichem Akzent vernehmen. »Wenn Sie sich einen Augenblick gedulden wollen...«

      Schon nach dem nächsten Schritt konnte Gallagher in den Nebenraum hineinschauen und sah ein breites Bett unter einem Brokat-Baldachin, das mit seiner Kostbarkeit in dieser Umgebung geradezu lächerlich erschien. Gerade erhob sich davon ein Mann, knöpfte sein rüschenbesetztes Seidenhemd zu und zog eine kurze, bestickte Charro-Jacke über. Für einen Mexikaner war er ungewöhnlich groß und breitschultrig. Er hatte ein gelbhäutiges Gesicht mit dunklen Augen und einer ausgeprägten, aber schmalrückigen Nase. Sein schwarzes Lippenbärtchen und der kleine, sorgfältig gestutzte Spitzbart machten es nicht leicht, sein Alter zu schätzen, doch schien er trotz seiner etwas verlebten Züge die Dreißig gerade erst überschritten zu haben. Er warf einen Blick in den Spiegel der Kommode, fuhr noch einmal über sein gewelltes Haar und kam dann lächelnd auf Gallagher zu.

      »Entschuldigen Sie«, sagte er zwinkernd. »Ich hatte schon fast nicht mehr mit Ihnen gerechnet und dachte, daß Sie erst morgen kommen würden. Haben Sie die Pferde heil durchgebracht?«

      »Vierundachtzig Stück«, antwortete John Gallagher. »Ich habe sie durch einen Ihrer Leute – Robles heißt der Mann wohl – zählen lassen. Möglicherweise ist die Remuda jetzt schon in Camp Penasco angekommen.«

      »Es tut mir leid, daß ich Sie in diesem Stall empfangen muß, Señor Gallagher«, sagte er bedauernd, während er an eine Vitrine trat und ihr zwei Gläser und eine geschliffene Karaffe entnahm. »Ich nehme an, daß Sie den Grund dafür schon entdeckt haben.«

      »Allerdings, Don Ramon«, erwiderte Gallagher unbewegt. Nachdem sein Gesprächspartner einen lässigen Plauderton anschlug, sah er keinen Anlaß, seinerseits eine übertriebene Anteilnahme an den Tag zu legen, zumal die Ereignisse, um die es hier ging, inzwischen wohl schon einige Jahre zurücklagen. »Ich vermute, daß die Hazienda während des mexikanischen Bürgerkrieges zerstört worden ist.«

      »Sie haben recht, Señor« stimmte er verschlossen zu. »Aber als Amerikaner sind Sie wohl mit unseren

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